Ertragslage

Obwohl sich die Nachfrage seit April 2009 spürbar erholt hat, konnte WACKER im abgelaufenen Geschäftsjahr nicht den Umsatz und das Ergebnis des Vorjahres erreichen. Die weltweite Wirtschaftskrise hat das geschäftliche Umfeld von WACKER maßgeblich beeinflusst. Die Ergebniszahlen sind außerdem durch einige Sonderaufwendungen geprägt.

Umsatz und EBITDA unter Vorjahr

Der Umsatz lag mit 3,72 Mrd. € (2008: 4,30 Mrd. €) um 13,5 Prozent unter dem Vorjahreswert. Der Rückgang ist im Wesentlichen auf eine niedrigere Kundennachfrage nach unseren Produkten in wichtigen Zielbranchen zurückzuführen. Neben geringeren Absatzmengen haben zum Teil auch niedrigere Preise die Umsatzentwicklung gebremst. Der Rückgang der Absatzmengen lag bei 80,0 Mio. € und der aus Preisen bei 575,6 Mio. €. Dagegen haben Währungseinflüsse den Umsatz um 76,8 Mio. € oder 2,1 Prozent erhöht. Dazu beigetragen hat vor allem der bessere US-$-Wechselkurs. Der Durchschnittskurs des US-Dollars lag im Jahr 2009 bei 1,39 pro € (2008: 1,47 pro €).

Den größten Umsatzrückgang verzeichnete die Siltronic. Dort sank der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 53,2 Prozent auf 637,5 Mio. € (2008: 1,36 Mrd. €). Verantwortlich dafür waren die insgesamt schwierige Marktsituation der Halbleiterbranche und das Wegbrechen von Umsätzen aus dem Solarbereich während des gesamten Jahres 2009. Im Vergleich dazu schnitt der größte Geschäftsbereich WACKER SILICONES wesentlich besser ab. Hier hat sich die Nachfrage nach Siliconprodukten im Jahresverlauf wieder stabilisiert, konnte aber in allen Produktsegmenten das Niveau des Jahres 2008 nicht erreichen. Mit 1,24 Mrd. € (2008: 1,41 Mrd. €) blieb der Umsatz um 12,1 Prozent unter dem Vorjahr. Der Geschäftsbereich WACKER POLYMERS hat 2009 einen Gesamtumsatz von 743,8 Mio. € (2008: 867,9 Mio. €) erzielt. Dies sind 14,3 Prozent weniger als vor einem Jahr. Ursache dafür war vor allem eine über das Gesamtjahr geringere Nachfrage nach Dispersionen und Dispersionspulvern.

Der Umsatz des Geschäftsbereichs WACKER FINE CHEMICALS wuchs im Geschäftsjahr 2009 um 7,4 Prozent auf 104,9 Mio. € (2008: 97,7 Mio. €). Der Umsatzanstieg gegenüber dem Vorjahr ist vor allem darin begründet, dass seit dem 1. Juli 2009 das Geschäft mit Kaugummirohmasse bei WACKER FINE CHEMICALS und nicht mehr bei WACKER POLYMERS geführt und bilanziert wird. Weiterhin positiv entwickelte sich der Geschäftsbereich WACKER POLYSILICON. Hier konnte der Gesamtumsatz vor allem durch höhere Mengen aus neu in Betrieb genommenen Produktionsanlagen für polykristallines Reinstsilicium um 35,4 Prozent auf 1,12 Mrd. € (2008: 828,1 Mio. €) gesteigert werden. Die Nachfrage der Solarindustrie nach Polysilicium blieb trotz der Wirtschaftskrise robust.

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Umsatz mit Dritten nach Geschäftsbereichen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mio. €

 

2009

 

2008

 

2007

 

2006

 

2005

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

SILTRONIC

 

632,6

 

1.356,2

 

1.445,1

 

1.257,6

 

912,5

WACKER SILICONES

 

1.219,2

 

1.363,5

 

1.313,6

 

1.243,9

 

1.081,8

WACKER POLYMERS

 

732,7

 

860,4

 

623,7

 

548,9

 

473,0

WACKER POLYSILICON

 

968,1

 

567,0

 

243,8

 

132,7

 

132,5

WACKER FINE CHEMICALS

 

100,5

 

92,0

 

100,6

 

101,4

 

104,1

Sonstiges

 

66,2

 

59,0

 

54,5

 

52,4

 

51,8

Konzern

 

3.719,3

 

4.298,1

 

3.781,3

 

3.336,9

 

2.755,7

Den weitaus größten Teil seines Konzernumsatzes erzielt WACKER im Ausland. Im Geschäftsjahr 2009 belief sich der Auslandsumsatz auf 2,95 Mrd. € oder 79,2 Prozent des Konzernumsatzes. Im Geschäftsjahr 2008 lag der Anteil bei 3,35 Mrd. € oder 77,9 Prozent. Der mit Abstand größte Absatzmarkt ist weiterhin die Region Asien. WACKER hat dort im Geschäftsjahr 2009 einen Umsatz von 1,25 Mrd. € (2008: 1,36 Mrd. €) erwirtschaftet. Dies sind 8,1 Prozent weniger als im Vorjahr. Umsatzzuwächse verzeichnete der Konzern dabei im Teilmarkt Greater China (China einschließlich Taiwan). Dort kletterte der Umsatz um 4,0 Prozent auf 732,9 Mio. € (2008: 704,8 Mio. €). In der Region Amerika belief sich der Umsatz auf 636,3 Mio. € (2008: 852,9 Mio. €). Dies sind 25,4 Prozent weniger als vor einem Jahr. In Deutschland ging der Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 18,3 Prozent auf 774,6 Mio. € (2008: 948,6 Mio. €) zurück. Auch in den übrigen Ländern Europas blieb der Umsatz mit 944,1 Mio. € (2008: 1,01 Mrd. €) unter dem Vorjahreswert. Der Rückgang betrug hier 6,4 Prozent.

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Umsatz In- und Ausland (Aufteilung nach Sitz des Kunden)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mio. €

 

2009

 

2008

 

2007

 

2006

 

2005

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Umsatz mit Dritten

 

3.719,3

 

4.298,1

 

3.781,3

 

3.336,9

 

2.755,7

Davon Inland

 

774,6

 

948,6

 

723,5

 

657,6

 

572,3

Davon Ausland

 

2.944,7

 

3.349,5

 

3.057,8

 

2.679,3

 

2.183,4

Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) verringerte sich um 448,5 Mio. € auf 606,7 Mio. € (2008: 1,06 Mrd. €). Dies sind 42,5 Prozent weniger als vor einem Jahr. Die EBITDA-Marge sank damit von 24,6 Prozent im Jahr 2008 auf 16,3 Prozent im Geschäftsjahr 2009. Ursache für den Ergebnisrückgang war vor allem die schwächere Geschäftsentwicklung im Halbleitersegment. Dort sank das EBITDA gegenüber dem Vorjahr um 519,7 Mio. €. Darüber hinaus haben Sondereffekte das EBITDA des Geschäftsjahres 2009 um insgesamt 159,9 Mio. € vermindert. Darin enthalten sind Beteiligungsaufwendungen in Höhe von 51,9 Mio. €, die sich durch den Rückzug aus dem Gemeinschaftsunternehmen WACKER SCHOTT Solar ergeben haben. Den Pensionsrückstellungen wurden 47,9 Mio. € zugeführt, die im Segment Sonstiges ausgewiesen sind. WACKER trägt damit der gestiegenen durchschnittlichen Lebenserwartung der Bezugsberechtigten Rechnung. Außerdem hat WACKER Rückstellungen für zusätzliche Altersteilzeitkontingente und Lebensarbeitszeitkonten von 39,6 Mio. € gebildet. Weitere Rückstellungen für Personalmaßnahmen in den Geschäftsbereichen WACKER SILICONES und Siltronic beliefen sich auf 20,5 Mio. €.

Sondereffekte vermindern das EBITDA im Geschäftsjahr 2009

Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) betrug im Geschäftsjahr 26,8 Mio. € (2008: 647,9 Mio. €). Zusätzlich zu den bereits genannten Sondereffekten haben sich hier ergebniswirksame Wertminderungen im Anlagevermögen in Höhe von 182,1 Mio. € ausgewirkt. Davon entfielen 139,2 Mio. € auf Siltronic und 36,8 Mio. € auf den Geschäftsbereich WACKER SILICONES. Es wurden mehrere Produktionsanlagen in den USA, Deutschland und Asien stillgelegt oder abgewertet, weil sich die Ertragsaussichten für die Produkte, die in diesen Anlagen hergestellt werden, verschlechtert haben.

Das Bruttoergebnis vom Umsatz sank um 344,5 Mio. € auf 843,5 Mio. € (2008: 1,19 Mrd. €). Der Anteil der Herstellungskosten am Umsatz betrug 77,3 Prozent (2008: 72,4 Prozent). Während die Zuführung zu den Rückstellungen das Bruttoergebnis gemindert haben, wirkten sich Produktivitätssteigerungen sowie niedrigere Rohstoff- und Energiekosten positiv aus.

Die Funktionskosten (Vertrieb, Forschung und Entwicklung sowie allgemeine Verwaltung) gingen im Vergleich zum Vorjahr um 4,6 Prozent auf 505,9 Mio. € (2008: 530,3 Mio. €) zurück. Gesunken sind vor allem die allgemeinen Verwaltungsaufwendungen. Sie waren um 12,8 Prozent oder 14,0 Mio. € geringer als im Vorjahr. Dazu beigetragen haben niedrigere erfolgsabhängige Vergütungen sowie strukturelle Verbesserungen im Geschäftsbereich WACKER POLYMERS. Hier hat der Bereich eine Reihe von Tochtergesellschaften verschmolzen. Die Kosten für Forschung und Entwicklung blieben mit 164,0 Mio. € (2008: 163,2 Mio. €) gegenüber dem Vorjahr konstant. Das Betriebsergebnis betrug 154,1 Mio. € (2008: 681,3 Mio. €).

Der Saldo aus sonstigen betrieblichen Erträgen und Aufwendungen belief sich im abgelaufenen Geschäftsjahr auf -183,5 Mio. € (2008: 23,6 Mio. €). Darin sind Wertminderungen auf das Sachanlagevermögen in Höhe von 182,1 Mio. € enthalten. Der Saldo aus Währungskursgewinnen und Währungskursverlusten betrug im Geschäftsjahr 2009 -27,0 Mio. € (2008: 23,5 Mio. €). Zurückzuführen ist dies im Wesentlichen auf die im ersten Halbjahr höhere Bewertung des US-Dollars, der eine ungünstige Hedging-Position von WACKER-Seite gegenüberstand. Sonstige betriebliche Erträge entstanden durch einbehaltene Anzahlungen aus Polysiliciumverträgen in Höhe von 19,7 Mio. €.

Das Beteiligungsergebnis – die Summe des Equity-Ergebnisses und des sonstigen Beteiligungsergebnisses – war deutlich negativ. Es beläuft sich auf -127,3 Mio. € (2008: -33,4 Mio. €). Verantwortlich dafür sind Beteiligungsverluste in Höhe von insgesamt 74,8 Mio. € aus dem Gemeinschaftsunternehmen WACKER SCHOTT Solar (WSS). Hierbei handelt es sich vor allem um die laufenden Verluste von WSS sowie um eine Kapitaleinzahlung in das Unternehmen, die WACKER beim Rückzug aus dem Joint Venture geleistet hat. In den Beteiligungsverlusten sind außerdem Anlaufverluste aus Beteiligungen in Asien enthalten, die anteilig auf WACKER entfallen. Es handelt sich dabei um die at equity bewerteten Beteiligungen an Siltronic Samsung Wafer und an dem von Dow Corning und WACKER betriebenen Gemeinschaftsunternehmen zur Herstellung von Siloxan in Zhangjiagang (China).

Das Zins- und übrige Finanzergebnis belief sich im Geschäftsjahr 2009 auf -23,5 Mio. € (2008: -5,2 Mio. €). Folgende Effekte beeinflussten das Zins- und übrige Finanzergebnis: Der Zinsertrag aus Anlagepositionen ist deutlich niedriger ausgefallen als im Vorjahr und der Zinsaufwand aus externer Finanzierung hat sich erhöht, weil WACKER im Juni 2009 zwei langfristige Darlehen aufgenommen hat. Im Geschäftsjahr 2009 wurden erstmals externe Zinsen gemäß IAS 23 als Bauzeitzinsen identifiziert und in Höhe von 12,9 Mio. € im Sachanlagevermögen aktiviert. Dies hat das Zinsergebnis verbessert. Im übrigen Finanzergebnis sind im Wesentlichen Aufwendungen aus der Aufzinsung von Pensionsrückstellungen enthalten.

Für das Jahr 2009 ergibt sich ein Steueraufwand in Höhe von 77,8 Mio. € (2008: 203,5 Mio. €). Er ist hauptsächlich deshalb niedriger als im Vorjahr, weil das Vorsteuerergebnis des Konzerns gesunken ist. Der im Vergleich zum Vorsteuerergebnis hohe Steueraufwand ist bedingt durch die hohen Verluste aus at equity bewerteten Gesellschaften, Verluste bei Auslandsgesellschaften sowie durch steuerlich nicht abzugsfähige Aufwendungen. Aktive latente Steuern wurden nur teilweise entsprechend ihrer voraussichtlichen Realisierbarkeit angesetzt. Bereinigt um diese Effekte ergibt sich eine Steuerquote von rund 30 Prozent.

Insgesamt ging das Jahresergebnis von 438,3 Mio. € im Vorjahr um 512,8 Mio. € auf -74,5 Mio. € im Geschäftsjahr 2009 zurück.

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Zusammengefasste Gewinn- und Verlustrechnung

 

 

 

 

Mio. €

 

2009

 

2008

 

 

 

 

 

Umsatzerlöse

 

3.719,3

 

4.298,1

Bruttoergebnis vom Umsatz

 

843,5

 

1.188,0

Vertriebs-, Forschungs- und allgemeine Verwaltungskosten

 

-505,9

 

-530,3

Sonstige betriebliche Erträge und Aufwendungen

 

-183,5

 

23,6

Betriebsergebnis

 

154,1

 

681,3

Beteiligungsergebnis (inkl. Equity-Ergebnis)

 

-127,3

 

-33,4

EBIT (Earnings before interest and taxes)

 

26,8

 

647,9

Finanzergebnis

 

-23,5

 

6,1

Ergebnis vor Steuern

 

3,3

 

641,8

Steuern vom Einkommen und vom Ertrag

 

-77,8

 

-203,5

Jahresergebnis

 

-74,5

 

438,3

Davon auf die Aktionäre der Wacker Chemie AG entfallend    (Konzernergebnis)

 

-70,8

 

439,4

Davon auf andere Gesellschafter entfallend

 

-3,7

 

-1,1

Ergebnis je Stammaktie (€)

 

-1,43

 

8,84

EBITDA

 

606,7

 

1.055,2

ROCE (%)

 

0,9

 

25,7