Die chemische Industrie ist eine der energieintensivsten Branchen. Allein in Deutschland nutzt sie rund 20 Prozent des Stroms, der von Industriebetrieben verbraucht wird. Um auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig zu bleiben und zugleich einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, kommt daher der effizienten Nutzung von Energie eine Schlüsselrolle zu.
WACKER hat im Geschäftsjahr 2008 auf Grund von Produktionssteigerungen weltweit seinen Stromverbrauch auf 2,4 Mio. MWh erhöht (2007: 2,1 Mio. MWh). Der Wärmeverbrauch steigerte sich ebenfalls produktionsbedingt und durch die Vollkonsolidierung der von Air Products erworbenen Standorte konzernweit auf 2,8 Mio. MWh (2007: 2,5 Mio. MWh).
Tabelle herunterladen |
Energie | |||||||
|
|
|
| ||||
TWh |
2008 |
2007 |
2006 | ||||
| |||||||
|
|
|
| ||||
Stromverbrauch |
2,4 |
2,1 |
1,9 | ||||
Wärmeverbrauch |
2,8 |
2,5 |
2,5 | ||||
Primärenergieeinsatz1 |
|
|
| ||||
Erdgas |
5,4 |
|
| ||||
Wärme Fremdbezug2 |
0,2 |
|
| ||||
Heizöl |
0,01 |
|
|
An den großen WACKER-Standorten Burghausen und Nünchritz wird Dampf und Strom in gekoppelter Produktion erzeugt. Diese Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen haben mit über 80 Prozent einen doppelt so hohen Brennstoffnutzungsgrad wie konventionelle Energieerzeugungsanlagen, die Öl, Gas oder Kohle umsetzen. Am Standort Burghausen nutzen wir zudem Wasserkraft zur Stromerzeugung. Die beiden Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen und das Wasserkraftwerk erzeugten im Jahr 2008 1,4 Mio. MWh Strom. Damit produzierte WACKER knapp 60 Prozent seines Gesamtstrombedarfs selbst.
Bei vielen chemischen Reaktionen wird Wärme frei, die für weitere Produktionsprozesse genutzt werden kann. An den Standorten Burghausen und Nünchritz praktizieren wir Wärmeverbünde seit Jahren und verbessern sie stetig. Dadurch können wir den Einsatz von Primärenergie (in der Regel Erdgas) in den Kraftwerken reduzieren. In der Folge sinkt der Ausstoß des klimaschädlichen Kohlendioxids.
Um eine Tonne Produkt zu produzieren, braucht das Werk Nünchritz heute rund 60 Prozent weniger Strom und 80 Prozent weniger Prozessdampf aus dem Heizkraftwerk als vor zehn Jahren, als WACKER den Standort übernommen hat. Das Nünchritzer Kraftwerk ist mittlerweile vollständig von schwerem Heizöl auf das klimafreundlichere Erdgas umgestellt. Die wichtigsten Wärmenutzungsmaßnahmen in der Berichtsperiode im Überblick:
Standort Nünchritz:
-
Die Abwärme der Verbrennungsanlage wird seit 2007 für die Erzeugung von Prozessdampf genutzt. Einsparung: 11.000 Tonnen CO2-Emissionen/Jahr.
-
Bei der Erweiterung der Methylchlorsilan-Destillation im Jahr 2007 wurde zwischen zwei Kolonnen ein Wärmeverbund realisiert. Einsparung: 28.000 Tonnen CO2-Emissionen/Jahr.
-
Durch einen neuen Wärmeverbund im Grundprozess der Siliconherstellung kann der Ausgangsstoff Methylchlorid ohne Einsatz von Primärenergie verdampft werden. Einsparung: 5.000 Tonnen CO2-Emissionen/Jahr.
Standort Burghausen:
In den Jahren 2007 und 2008 wurde die Abwärme aus mehreren Hochtemperaturprozessen für vorgelagerte Produktionsbetriebe nutzbar gemacht. Dadurch werden mittlerweile 120.000 Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr am Standort eingespart. Dies entspricht einer Steigerung von mehr als 40 Prozent gegenüber dem Jahr 2006.
Ein Großteil der Wärmenutzungsmaßnahmen geht auf das Projekt POWER PLUS zurück. WACKER startete dieses Projekt im Jahr 2007, um die Energieeffizienz seiner Anlagen zu steigern. Das Ziel: An den Standorten Burghausen und Nünchritz soll der spezifische (auf die Produktionsmenge bezogene) Energieverbrauch bis Ende 2009 um zehn Prozent sinken (Basisjahr: 2006). Die beiden Standorte verbrauchen zusammen rund 80 Prozent der konzernweit benötigten Energie. Unterstützt wird das Projekt durch Verbesserungsvorschläge der Mitarbeiter im Rahmen des Ideenmanagements.
Bis Ende 2008 untersuchten WACKER-Energieexperten insgesamt 36 Anlagen. Daraus ergaben sich mehr als 150 Maßnahmen, die nach und nach umgesetzt werden. Nach Realisierung aller Maßnahmen wird der Standort Burghausen rund 178.600 MWh Strom (minus 14,3 Prozent) und 525.000 Tonnen Dampf (minus 22,8 Prozent) pro Jahr einsparen. Für das Werk Nünchritz summieren sich die Einsparpotenziale durch POWER-PLUS-Maßnahmen auf 18.100 MWh Strom (minus 18 Prozent) und 325.000 Tonnen Dampf (minus 50 Prozent) im Jahr.
Auch an unseren ausländischen Standorten arbeiten wir daran, unsere Energieeffizienz zu steigern. Das US-Siltronic-Werk in Portland/Oregon stattete seine Kühlwasserversorgung mit leistungsfähigeren Kühlaggregaten und einer Wärmerückgewinnung aus. Der Stromverbrauch konnte dadurch um mehr als drei Mio. KWh und der Erdgasbedarf um rund 15 Prozent pro Jahr gesenkt werden.