Sehr geehrte Damen und Herren Aktionäre,

für WACKER war 2016 ein gutes Geschäftsjahr. Der Umsatz ist um zwei Prozent auf 5,40 Milliarden Euro gestiegen. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) erhöhte sich um mehr als 18 Prozent auf 1,08 Milliarden Euro und lag damit über unserer Prognose. Deutlich höhere Abschreibungen auf Grund unserer Investitionen in den vergangenen Jahren haben allerdings zu einem geringeren Jahresüberschuss auf Konzernebene geführt.

Die positive Geschäftsentwicklung spiegelt sich auch bei anderen wichtigen Finanzkennzahlen wider. Die Nettofinanzschulden konnten wir unter die Milliarden-Grenze zurückführen. Der Netto-Cashflow hat sich mit rund 400 Millionen Euro deutlich erhöht.

Hinter diesen Zahlen stehen die hohe Einsatzbereitschaft und das hervorragende Wissen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie haben mit einer starken Leistung zu diesem Erfolg beigetragen. Dafür danke ich allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch im Namen meiner Vorstandskollegen.

Von größter Wichtigkeit war für uns im vergangenen Jahr die Inbetriebnahme unseres neuen Produktionsstandorts Charleston im US-Bundesstaat Tennessee. Ein solches Werk – gebaut auf der grünen Wiese – mit all seiner technischen Komplexität hochzufahren, war eine gewaltige Aufgabe, die alle Beteiligten mit Bravour gelöst haben. Mittlerweile sind alle Anlagen in Betrieb und wir stellen dort Polysilicium in hervorragender Qualität her.

Die drei Chemiebereiche von WACKER haben im abgelaufenen Geschäftsjahr mit deutlichen Mengenzuwächsen erneut im Umsatz zulegen können. Der Geschäftsbereich WACKER SILICONES konnte dabei erstmals die Marke von zwei Milliarden Euro übertreffen und seine Marktposition als zweitgrößter Siliconhersteller der Welt weiter festigen. Diese Entwicklung zeigt, dass wir mit unseren Produkten noch viel Potenzial haben, um auf den globalen Märkten weiter zu wachsen. Mit insgesamt rund 660 Millionen Euro haben unsere Chemiebereiche ihr EBITDA noch stärker steigern können als den Umsatz.

Unser Polysiliciumgeschäft hat sich angesichts von weiter niedrigen Preisen und den restlichen Anlaufkosten für die Inbetriebnahme unseres neuen Produktionsstandorts Charleston gut entwickelt. Unsere Absatzmengen sind weiter gestiegen und unsere Produktionskapazitäten waren voll ausgelastet, so dass wir insgesamt einen Umsatzzuwachs erzielen konnten.

In unserem Geschäft mit Halbleiterwafern haben wir von der starken Kundennachfrage im zweiten Halbjahr profitiert. Durch höhere Absatzmengen, weitere Kostensenkungen und niedrigere Aufwendungen für die Währungssicherung konnte Siltronic das EBITDA deutlich steigern und die insgesamt niedrigeren Preise für Siliciumwafer mehr als ausgleichen.

Welche strategischen Schwerpunkte wir bei WACKER bis zum Jahr 2020 verfolgen, haben wir im Rahmen unserer Kapitalmarktkonferenz im Oktober 2016 in Burghausen vorgestellt.

Die wichtigsten Eckpunkte unserer Strategie lauten:

  • Unsere Investitionen liegen in diesem Zeitraum unter den Abschreibungen. Wir investieren in Produktionsanlagen für Zwischen- und Fertigprodukte, um das Wachstumspotenzial in den einzelnen Regionen auszuschöpfen.
  • Mit den neuen Kapazitäten wollen wir stärker wachsen als der Durchschnitt der Chemieindustrie. Produktinnovationen und ein höherer Anteil an Spezialprodukten sollen dieses Wachstum sichern.
  • Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt in sämtlichen Geschäftsprozessen noch mehr an Bedeutung – angefangen beim optimierten Rohstoffeinsatz über eine höhere Prozesseffizienz bis hin zur Entwicklung nachhaltiger Produkte, die dafür sorgen, den CO2-Ausstoß zu senken.
  • Der Fokus in unserem operativen Geschäft liegt auf einer hohen Profitabilität. Für die Chemiebereiche streben wir eine Ziel-EBITDA-Marge von über 16 Prozent an. Für unser Polysiliciumgeschäft liegt die Zielmarge bei über 30 Prozent.
  • Geringere Investitionen, weiteres Wachstum, Kostenverbesserungen und eine hohe Profitabilität des operativen Geschäfts sorgen für einen kontinuierlich positiven Netto-Cashflow.

Analysten, Investoren und andere Kapitalmarktteilnehmer haben die strategische Ausrichtung durchweg positiv aufgenommen und uns darin bestärkt, die Strategie konsequent umzusetzen.

WACKER hat in den vergangenen 15 Jahren mit einer Investitions- und Internationalisierungsoffensive viel investiert. Jetzt sollen Sie, unsere Aktionäre, davon profitieren. Bisher sah unsere Dividendenpolitik eine Ausschüttungsquote von mindestens 25 Prozent des Jahresüberschusses vor. Künftig schütten wir rund die Hälfte des Jahresüberschusses aus. Aufsichtsrat und Vorstand werden daher der Hauptversammlung im Mai 2017 eine Dividende von 2,00 Euro je Aktie vorschlagen. Das entspricht gut der Hälfte des Jahresergebnisses 2016.

Nach dem guten Geschäftsjahr 2016 sind wir auch für das laufende Jahr optimistisch. Wir erwarten ein ähnliches Wachstumsmomentum wie im vergangenen Jahr. Beim Umsatz trauen wir uns prozentual einen etwas höheren Anstieg als im Vorjahr zu. Gegenwind bekommen wir vor allem von den Rohstoffpreisen, die zurzeit deutlich anziehen. Das könnte sich auf die EBITDA-Entwicklung auswirken. Deshalb planen wir auf vergleichbarer Basis ohne Sondererträge mit einem EBITDA auf dem Niveau des Vorjahres. Sollten sich die aktuell positiven Marktbedingungen im Jahresverlauf fortsetzen, ergeben sich daraus zusätzliche Chancen.

Ein Thema, das wir derzeit mit großer Sorge betrachten, ist die Abkehr vom Prinzip des freien Handels. Wir erleben nicht erst seit der Brexit-Entscheidung der Briten im Juni 2016 einen Aufstieg des Protektionismus. Seit der Finanzkrise im Jahr 2008 ist zu beobachten, dass immer mehr Volkswirtschaften versuchen, ihre eigene Wirtschaft zu schützen.

Die Zahl der weltweit verhängten Handelsbeschränkungen steigt seit Jahren an. Dazu gehören vor allem Antidumpingmaßnahmen, also Einfuhrzölle auf Produkte. Nach einer Untersuchung des Centre for Economic Policy Research ist die Zahl der verhängten Schutzmaßnahmen von 155 im Jahr 2009 auf über 460 bis heute gestiegen. Wir selbst wissen aus eigener Erfahrung, wie stark solche Handelshemmnisse das operative Geschäft beeinflussen können.

Wir als Unternehmen treten mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln für freien Handel ein. Wir sind der festen Überzeugung, dass wir in Zukunft nur so Wohlstand und Wachstum schaffen können und immer mehr Menschen auf der Welt davon profitieren werden.

WACKER mit seiner Vielzahl an Qualitätsprodukten sorgt dafür, dass die Menschen in allen Regionen der Welt ihren Alltag leichter, bequemer und einfacher gestalten können. Die Chancen, die sich dadurch bieten, wollen wir auch in Zukunft mit all unseren Kräften wahrnehmen. Die Potenziale, die sich daraus für uns ergeben, sind groß.

Für die gute Zusammenarbeit möchte ich auch im Namen meiner Vorstandskollegen allen unseren Kunden und Lieferanten herzlich danken, genauso wie unseren Aktionären für das Vertrauen. Wir blicken mit Zuversicht nach vorn und freuen uns, wenn Sie uns weiter auf diesem Weg begleiten.

München, im März 2017

Dr. Rudolf Staudigl
Vorsitzender des Vorstands der Wacker Chemie AG