Geschäftsbericht 2022

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Zentrale Risikofelder

Definition der Eintrittswahrscheinlichkeit und der Auswirkungen von Risiken

Wir beschreiben die Eintrittswahrscheinlichkeit der von uns aufgeführten Risiken mithilfe von Schlüsselbegriffen. Sie ermöglichen es, unsere Einschätzungen zu den einzelnen Risikofeldern nachzuvollziehen. Prozentual entsprechen diese Begriffe diesen Bandbreiten:

  • gering: kleiner als 25 Prozent
  • möglich: 25 bis 75 Prozent
  • hoch: größer als 75 Prozent

Die Auswirkungen auf die Entwicklung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Konzerns für den Fall, dass die aufgeführten Risiken eintreten sollten, beschreiben wir ebenfalls anhand von Schlüsselbegriffen. Wir bewerten den möglichen Ergebniseffekt dabei nach der Nettomethode, also nach Durchführung entsprechender Gegenmaßnahmen wie zum Beispiel gebildete Rückstellungen oder Hedging. Die folgenden Begriffe entsprechen dabei diesen Bandbreiten:

  • niedrig: bis 25 Mio. €
  • mittel: bis 100 Mio. €
  • groß: über 100 Mio. €

Die Tabelle gibt unsere Einschätzung zur Eintrittswahrscheinlichkeit der Risiken und zu ihren möglichen Auswirkungen auf die Entwicklung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Konzerns im Eintrittsfall wieder. Die Aussagen beziehen sich auf den Prognosezeitraum, also auf das Geschäftsjahr 2023.

Eintrittswahrscheinlichkeit und mögliche Auswirkungen unserer Risiken für 2023

 

Risiko / Kategorie

 

Eintritts­wahrscheinlichkeit

 

Mögliche Auswirkungen

 

 

 

 

 

Gesamtwirtschaftliche Risiken

 

möglich

 

groß

Absatzmarktrisiken

 

 

 

 

Chemie

 

möglich

 

mittel

Polysilicium

 

möglich

 

mittel

Beschaffungsmarktrisiken

 

hoch

 

groß

Investitionsrisiken

 

möglich

 

mittel

Produktions- und Umweltrisiken

 

gering

 

mittel

Finanzwirtschaftliche Risiken

 

 

 

 

Kreditrisiko

 

gering

 

niedrig

Währungs- und Zinsrisiken

 

möglich

 

mittel

Liquiditätsrisiko

 

gering

 

niedrig

Pensionen

 

möglich

 

mittel

Rechtliche Risiken

 

gering

 

niedrig

Regulatorische Risiken

 

 

 

 

Energiewende in Deutschland

 

möglich

 

groß

Handelsbeschränkungen Polysilicium

 

möglich

 

groß

Neue Regelungen für Produktionsverfahren und Produkte

 

hoch

 

niedrig

IT-Risiken

 

möglich

 

mittel

Personalrisiken

 

gering

 

niedrig

Externe Risiken

 

möglich

 

mittel

Gesamtwirtschaftliche Risiken

Szenario: Konjunktur schwächt sich ab.

Auswirkungen für WACKER: Produktionsauslastung sinkt, höhere spezifische Herstellungskosten, Umsatz- und Ergebnisrückgang im Konzern.

Maßnahmen: Wir begegnen diesem Risiko, indem wir die konjunkturelle Entwicklung in unseren wesentlichen Absatzmärkten fortlaufend beobachten. Schwächt sich die wirtschaftliche Entwicklung ab, treffen wir frühzeitig Vorbereitungen, um unsere Produktionskapazitäten, Ressourcen und Vorräte der Kundennachfrage flexibel anpassen zu können. In einem solchen Fall konzentrieren wir beispielsweise die Auslastung auf Produktionsstandorte mit den besten Kostenpositionen.

Einschätzung und Risikobewertung: Die sich weltweit beschleunigende Inflation, steigende Zinsen, die extrem hohen Energiepreise in Europa sowie die zunehmende Kaufzurückhaltung der Verbraucher haben die Konjunktur bereits im Jahr 2022 erheblich gebremst. Hinzu kommen nach wie vor die Auswirkungen weltweit bestehender Engpässe bei einzelnen Produktgruppen – etwa in der Chipindustrie – sowie in der Logistik. Wirtschaftsforscher erwarten, dass sich dieser Trend im Jahr 2023 weiter fortsetzen wird. Für einige Länder des Euroraums rechnen die Konjunkturexperten mit einer Rezession. Diese Entwicklungen haben wir in unseren Planungen entsprechend berücksichtigt. Angesichts der anhaltenden Risiken halten wir es aber für möglich, dass die Weltwirtschaft im Jahr 2023 noch hinter den derzeitigen Erwartungen zurückbleibt. Sollte sich die Weltwirtschaft wesentlich schwächer entwickeln als derzeit angenommen, so hätte das möglicherweise große Auswirkungen auf die Ertragslage von WACKER.

Absatzmarktrisiken

Szenario 1: Überkapazitäten in den Chemiebereichen.

Auswirkungen für WACKER: Preis- und Mengendruck auf unsere Produkte.

Maßnahmen: Wir begegnen diesem Risiko, indem wir unsere Produktionskapazitäten anpassen und die Anlagenauslastung durch Mengensteuerung und intensives Bearbeiten von Wachstumsmärkten sichern. Es ist weiterhin unser Ziel, den Anteil konjunkturstabiler Produktbereiche im Geschäftsportfolio auszubauen und dort weltweit zu den führenden Anbietern zu zählen.

Einschätzung und Risikobewertung: Bereits seit dem Sommer verzeichnen wir in einigen Anwenderbranchen, insbesondere in der Bauindustrie, einen Rückgang der Auftragseingänge. Die Preise für Standardsilicone in China und Europa sind rückläufig und in einigen Anwendungsfeldern, wie in der Textilindustrie, ist die Nachfrage schwach. Das macht es schwieriger, die Preise für unsere Produkte auf einem guten Niveau zu halten. Mit Blick auf die aktuellen Konjunkturprognosen erwarten wir, dass sich dieser Trend zumindest im 1. Halbjahr 2023 fortsetzen wird.

Insgesamt halten wir es für möglich, dass es im Jahr 2023 in einzelnen Feldern unseres Chemiegeschäfts zu Überkapazitäten und infolgedessen zu Preisdruck kommen wird. Sollte ein solches Szenario eintreten, so liegen die etwaigen Auswirkungen auf die Ergebnisentwicklung des Konzerns voraussichtlich im mittleren Bereich.

Szenario 2: Überkapazitäten und sehr niedrige Preise bei Polysilicium für die Solarindustrie, zunehmende Marktmacht großer Hersteller von Solarwafern, schwierige Marktbedingungen auf Grund rückläufiger Ausbauprogramme für Photovoltaik, mögliche finanzielle Schieflage von Kunden aus der Solarindustrie bei Markteinbrüchen.

Auswirkungen für WACKER: Mengenrisiken bestehen, wenn zu starke und zu schnelle Kürzungen staatlicher Ausbauprogramme den Zubau von Photovoltaikanlagen negativ beeinflussen. Massive Überkapazitäten in China in den kommenden Jahren auf allen Wertschöpfungsstufen der Solarindustrie und insbesondere bei Polysilicium könnten über einen intensiven Preiswettbewerb Druck auf die Margen ausüben. Beides könnte zu rückläufigem Umsatz und Ergebnis führen.

Maßnahmen: Diesem Risiko begegnen wir, indem wir unsere Kostenpositionen ständig verbessern und unser Produkt- und Kundenportfolio entsprechend der Marktentwicklung optimieren, beispielsweise durch den Ausbau unserer Marktanteile bei Polysilicium für die Halbleiterindustrie. Regionen wie die USA, Indien und Europa wollen den Aufbau neuer lokaler Produktionskapazitäten für Photovoltaik fördern. Dadurch eröffnen sich für WACKER auch im Solarbereich neue Absatzpotenziale außerhalb von China. Potenziellen Liquiditätsrisiken unserer Kunden begegnen wir durch das Verlangen von Sicherheiten.

Einschätzung und Risikobewertung: Die Preise für Solarsilicium sind im vergangenen Jahr deutlich gestiegen und liegen aktuell nach wie vor auf einem vergleichsweise hohen Niveau, auch wenn sie in den letzten Wochen des vergangenen Jahres spürbar zurückgegangen sind. Die Nachfrage nach unserem qualitativ besonders hochwertigen Polysilicium ist sowohl in der Halbleiter- als auch in der Solarindustrie weiterhin stark. Gleichzeitig haben chinesische Wettbewerber angekündigt, neue Polysiliciumkapazitäten auf den Markt bringen zu wollen. Dies könnte dazu führen, dass die Preise für Polysilicium im Laufe des Jahres 2023 wieder unter Druck geraten. In unseren Planungen und Prognosen gehen wir von einer solchen Entwicklung aus. Sollte die Nachfrage nach Solarsilicium das Angebot deutlich übersteigen, so würde das die Ertragslage von WACKER POLYSILICON vermutlich positiv beeinflussen. Umgekehrt hätte ein Einbruch der Nachfrage nach Solarsilicium von WACKER wahrscheinlich mittlere Auswirkungen auf die Ergebnisentwicklung in diesem Geschäft. Das Risiko sinkender Preise schätzen wir als möglich ein.

Beschaffungsmarktrisiken

Szenario: höhere Rohstoff- und Energiepreise, Engpässe in der Verfügbarkeit bestimmter Rohstoffe, Entfall wesentlicher Entlastungsregelungen für die stromintensive Industrie.

Auswirkungen für WACKER: Ergebnisbelastung auf Grund höherer Rohstoff- und Energiepreise. Bei Engpässen in der Verfügbarkeit erhöhen sich die Lieferzeiten zum Kunden und es können sich Absatzverluste ergeben.

Maßnahmen: Durch eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Einkauf und den Geschäftsbereichen versuchen wir sicherzustellen, dass Mehrkosten im Einkauf möglichst weitgehend an die Kunden weitergegeben werden, sodass die Marge von WACKER stabil bleibt. Für strategische Rohstoffe und Energie erarbeiten wir jährlich systematische Beschaffungsstrategien, die eine Einschätzung des Beschaffungsrisikos beinhalten. Sofern die Beschaffungsrisiken als relevant eingestuft werden, treffen wir, wenn möglich, entsprechende Gegenmaßnahmen. Dazu zählen langfristige Lieferverträge, eine strukturierte Beschaffung bei mehreren Lieferanten mit Verträgen von unterschiedlicher Laufzeit, eine Ausweitung der Lieferantenbasis und höhere Sicherheitsbestände. Durch teilweise Rückwärtsintegration, etwa mit unserer Siliciummetallproduktion oder unserer Vinylacetatproduktion, verringern wir unsere Abhängigkeit von externen Lieferanten. In der Energiebeschaffung versuchen wir, uns über rollierendes Hedging gegen Extrempreise zu schützen und möglichst alle Regelungen für Entlastungen zu nutzen. Außerdem setzt sich WACKER für die Einführung eines europäischen Industriestrompreises ein.

Einschätzung und Risikobewertung: WACKER hat sich im Rohstoff- und Energieeinkauf so aufgestellt, dass wir im Auf- wie im Abschwung der wirtschaftlichen Entwicklung die Risiken gut steuern können. Sollte sich die Weltwirtschaft deutlich abschwächen, sind unsere Verträge bei wichtigen Rohstoffen so angelegt, dass wir die Abnahmemengen flexibel anpassen können und, wo immer es geht, durch entsprechende Preismodelle von niedrigeren Preisen profitieren. Sollte die Weltwirtschaft unerwartet stark wachsen, sind wir bei den Mengen so abgesichert, dass wir keine größeren Risiken in der Rohstoffversorgung sehen.

Bei den Stromkosten werden gemäß der geltenden Gesetzeslage in Deutschland energieintensive Unternehmen von verschiedenen Umlagen und Zusatzkosten teilweise entlastet. Auch WACKER profitiert von diesen Regelungen. Eine Einschränkung der Entlastungsregeln würde die Wettbewerbsfähigkeit einzelner Geschäftsaktivitäten deutlich schwächen. Generell wird die weitere Energiepreisentwicklung (Großhandelspreise, Infrastrukturkosten, Zusatzkosten) auch künftig stark von der weiteren Ausgestaltung der Energiewende durch die deutsche und europäische Politik abhängen. Weitere Faktoren, die die künftige Entwicklung der Energiepreise beeinflussen können, sind die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine sowie das sinkende Angebot an Kapazitäten für die Energieerzeugung in Deutschland auf Grund von Abschaltungen im Zuge der Energiewende. Beides könnte dazu führen, dass die Energiepreise ansteigen.

2022 sind vor allem im 1. Halbjahr die Preise für Rohstoffe und Energie massiv angestiegen, insbesondere in Deutschland. Inzwischen sind sie gegenüber ihren Höchstständen aus dem vergangenen Jahr wieder etwas zurückgegangen, doch vor allem die Strom- und Gaspreise liegen nach wie vor ganz erheblich über dem langjährigen Durchschnittsniveau. Das 2022 zeitweise bestehende Risiko einer Gasmangellage in Deutschland hat sich aktuell auf Grund der momentan hohen Füllstände der Gasspeicher zwar reduziert, könnte sich im Verlauf des Jahres 2023 aber wieder verschärfen. Insgesamt ist Wahrscheinlichkeit hoch, dass auch 2023 die Energiepreise ganz erheblich über ihrem langjährigen Durchschnittsniveau liegen werden. Dem versuchen wir dadurch entgegenzuwirken, dass wir dort, wo das möglich ist, die Verkaufspreise für unsere Produkte entsprechend anheben. Dieses Szenario bildet die Grundlage unserer Planungen. In einem rückläufigen wirtschaftlichen Umfeld sind allerdings Preiserhöhungen erfahrungsgemäß nur eingeschränkt am Markt umsetzbar. Sollte es uns nicht gelingen, die hohen Energiekosten zumindest teilweise über höhere Verkaufspreise weiterzugeben, so könnte es zu großen Ergebnisauswirkungen kommen.

Investitionsrisiken

Szenario: Fehlinvestitionen, höhere Investitionskosten als geplant, Inbetriebnahme verzögert sich, ursprüngliche Marktprämissen verändern sich negativ, Übernahme von Risiken aus at-Equity-Beteiligungen.

Auswirkungen für WACKER: Fehlinvestitionen führen zu Leerkosten bzw. Wertminderungen auf Anlagen und Beteiligungen. Das kann zu hohen Ergebniseffekten führen. Höhere Investitionskosten führen zu höheren Mittelabflüssen und zukünftig zu einem höheren Abschreibungsaufwand im operativen Ergebnis. Verzögerte Inbetriebnahmen bergen die Gefahr, dass wir Lieferverträge nicht erfüllen können und Umsatz- sowie Ergebnisrückgänge verzeichnen. Sollte sich der Börsenwert der Siltronic AG deutlich verringern, so könnte das eine entsprechende Wertberichtigung auf den Buchwert unserer at-Equity-Beteiligung an Siltronic erforderlich machen und die Ertragslage von WACKER negativ beeinflussen.

Maßnahmen: WACKER verfügt über eine Vielzahl an Maßnahmen, um Investitionsrisiken entgegenzuwirken. Investitionsvorhaben werden mit einem Risikomanagementprozess begleitet und deren Planung wird grundsätzlich auf Vollständigkeit und Plausibilität geprüft. Anhand von Studien für den Vergleich mit anderen Projekten, auch von Wettbewerbern, prüfen wir die Wirtschaftlichkeit. Größere Investitionen werden nur in Teilabschnitten freigegeben. Ein intensives Projektcontrolling dient dazu, Zeitverzögerungen zu minimieren bzw. auszuschließen.

Einschätzung und Risikobewertung: Unsere Investitionen werden im Jahr 2023 weiter steigen. Der Grund dafür sind Projekte zum Kapazitätsausbau in allen Geschäftsbereichen. Durch die gegenwärtig hohe Inflation könnte sich der Bau neuer Produktionsanlagen verteuern. Das Risiko, dass unsere Investitionen höher ausfallen als von uns erwartet, sehen wir derzeit als möglich an. Sollte dies eintreten, so lägen die Auswirkungen auf unsere Ertrags-, Vermögens- und Finanzlage voraussichtlich im mittleren Bereich. Das Risiko für unsere Bilanz aus einer negativen Entwicklung des Börsenwerts der Siltronic AG schätzen wir aktuell als gering ein. In Summe betrachtet schätzen wir die Eintrittswahrscheinlichkeit von Investitionsrisiken als möglich ein. Die möglichen Auswirkungen auf unsere Ertrags-, Vermögens- und Finanzlage im Eintrittsfall sehen wir im mittleren Bereich.

Produktions- und Umweltrisiken

Szenario: Risiken bei Produktion, Lagerung, Abfüllung und Transport von Rohstoffen, Erzeugnissen und Abfällen.

Auswirkungen für WACKER: Personen-, Sach- und Umweltschäden, Produktionsausfälle und Betriebsunterbrechungen, Verpflichtung zu Schadenersatzzahlungen.

Maßnahmen: WACKER steuert seine Prozesse über das Integrierte Managementsystem (IMS). Es regelt Abläufe und Verantwortlichkeiten und berücksichtigt gleichrangig Produktivität, Qualität, Sicherheit, Umwelt- und Gesundheitsschutz. Basis für das IMS sind gesetzliche Regelungen sowie nationale und internationale Standards wie Responsible Care® und UN Global Compact, die weit über die von Gesetzen geforderten Standards hinausgehen. Durch umfangreiche Instandhaltungskontrollen und laufende Inspektionen versuchen wir, höchstmögliche Betriebssicherheit an unseren Produktionsstandorten zu gewährleisten. Um die Sicherheit der Anlagen zu garantieren, führen wir von der Konzeption bis zur Inbetriebnahme umfangreiche Sicherheits- und Risikoanalysen durch. Wir führen regelmäßig Seminare zu Anlagensicherheit, Explosions- und Arbeitsschutz durch. Im Schadensfall regeln an jedem WACKER-Standort Gefahrenabwehrpläne die Zusammenarbeit von internen und externen Einsatzkräften sowie mit den Behörden. Gegen Schadensfälle an unseren Anlagen und die sich daraus möglicherweise ergebenden Folgen sind wir nach den in der chemischen Industrie üblichen Standards versichert. Bei der Zusammenarbeit mit Logistikdienstleistern werden Gefahrguttransporte vor jedem Beladen kontrolliert. Mängel werden konsequent erfasst und verfolgt.

Einschätzung und Risikobewertung: Risiken, die sich aus der Produktion, Lagerung, Abfüllung und dem Transport von Rohstoffen, Erzeugnissen und Abfällen ergeben, sind erfahrungsgemäß nie ganz auszuschließen. Doch auch wenn es grundsätzlich möglich ist, dass solche Risiken eintreten können, halten wir die Wahrscheinlichkeit eines gravierenden Schadensereignisses derzeit für gering. Sollte es allerdings zu einem solchen Fall kommen, so könnte das mittlere Auswirkungen auf das Ergebnis des WACKER-Konzerns haben.

Finanzwirtschaftliche Risiken

WACKER ist finanzwirtschaftlichen Risiken aus seiner laufenden Geschäftstätigkeit und aus der Finanzierung ausgesetzt. Dazu gehören Kreditrisiken, Marktpreisrisiken sowie Finanzierungs- und Liquiditätsrisiken. Der Konzernanhang informiert ausführlich über die Sicherung von Risiken durch derivative Finanzinstrumente.

Kreditrisiko

Szenario: Kunde oder Geschäftspartner kommt seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nach.

Auswirkungen für WACKER: Forderungsausfall aus Forderungen aus Lieferungen und Leistungen, Ausfall von Banken bezüglich ihrer Verpflichtungen gegenüber WACKER.

Maßnahmen: Wir setzen verschiedene Instrumente ein, um das Risiko des Forderungsausfalls zu verringern. Je nach Art und Höhe der jeweiligen Leistungen verlangen wir Sicherheiten. Unsere Vorsorgemaßnahmen umfassen das Einholen von Referenzen und Kreditauskünften sowie die Auswertung des historischen Zahlungsverhaltens. Ausfallrisiken begrenzen wir durch Kreditversicherungen, Vorauszahlungen und Bankbürgschaften. Dem Kontrahentenrisiko bezüglich der Banken und Vertragspartner begegnen wir durch eine sorgfältige Auswahl unserer Vertragspartner. Geldanlagen und Derivategeschäfte tätigen wir in der Regel mit Banken, die ein Mindestrating haben.

Einschätzung und Risikobewertung: Die Wahrscheinlichkeit, dass Kreditrisiken aus dem Kundengeschäft eintreten, schätzen wir als gering ein. Wir gehen davon aus, dass durch unsere Regelungen zum Kontrahentenrisiko unsere Risikokonzentration bezüglich des Ausfalls von Banken gering ist. Sollten dennoch wider Erwarten Ausfälle von Banken eintreten, so lägen die Auswirkungen auf das Ergebnis von WACKER voraussichtlich im niedrigen Bereich.

Währungs- und Zinsrisiken

Szenario: Währungs- und Zinsschwankungen.

Auswirkungen für WACKER: Einfluss auf Ergebnis, Liquidität und Finanzanlagen und -schulden.

Maßnahmen: Währungsrisiken entstehen im Wesentlichen durch Wechselkursschwankungen bei Forderungen, Verbindlichkeiten, Zahlungsmitteln und Zahlungsmitteläquivalenten und Finanzschulden, die nicht in Euro gehalten werden. Das Währungsrisiko ist insbesondere für den US-Dollar bedeutsam. Das resultierende Netto-Fremdwährungsexposure sichert WACKER ab einer bestimmten Größenordnung durch derivative Finanzinstrumente ab. Devisensicherungen erfolgen vorwiegend für den US-Dollar. Außerdem begegnen wir Wechselkursrisiken auch durch unsere Produktionsstandorte außerhalb des Euroraumes.

Zinsrisiken entstehen durch Veränderung der Marktzinsen. Das wirkt sich auf zukünftige Zinszahlungen für variabel verzinsliche Aufnahmen und Anlagen aus. Mit Zinssicherungen sind wir hier aktuell weitgehend abgesichert.

Der Abschluss derivativer Finanzinstrumente erfordert ein operatives Grundgeschäft und ist in internen Anweisungen geregelt.

Einschätzung und Risikobewertung: Einen Teil unseres US-Dollar-Geschäfts sichern wir ab. Mögliche Belastungen oder Erträge, die sich aus Wechselkursschwankungen ergeben könnten, werden durch Hedgingmaßnahmen teilweise aufgehoben. Die Wahrscheinlichkeit, dass es im Jahr 2023 zu Währungskurs- und Zinsänderungen kommt, die substanziell von unseren Planungsannahmen abweichen, schätzen wir aus heutiger Sicht als möglich ein. Das hätte vermutlich mittlere Auswirkungen auf das Konzernergebnis.

Liquiditätsrisiko

Szenario: mangelnde Verfügbarkeit von Zahlungsmitteln, erschwerter Zugang zu den Kreditmärkten.

Auswirkungen für WACKER: steigende Finanzierungskosten, Einfluss auf die weiteren Investitionsprojekte.

Maßnahmen: Das Liquiditätsrisiko wird bei WACKER zentral gemanagt. Der Zentralbereich Finanzen und Versicherungen setzt effiziente Systeme ein, um Cashmanagement und rollierende Liquiditätsplanung zu betreiben. Dem Finanzierungsrisiko beugt WACKER durch eine ausreichende Verfügbarkeit von fest zugesagten längerfristigen Kreditlinien sowie vorgehaltene Liquidität vor. Wir legen liquide Mittel nur bei Emittenten oder Banken an, die eine Bonität im soliden Investment-Grade-Bereich haben. Im Rahmen des Cashpoolings werden die liquiden Mittel intern im Konzern bedarfsgerecht weitergeleitet.

Einschätzung und Risikobewertung: Die Liquidität von WACKER belief sich zum Bilanzstichtag auf 1,96 Mrd. €. Gleichzeitig bestanden ungenutzte Kreditlinien mit einer Laufzeit von über einem Jahr von rund 600 Mio. €. Wir schätzen die Wahrscheinlichkeit des Eintritts von Finanzierungs- und Liquiditätsrisiken als gering ein. Risiken, die sich aus Verstößen gegen Financial Covenants ergeben, sehen wir aktuell nicht. Sollte es dennoch wider Erwarten zu Finanzierungs- oder Liquiditätsengpässen kommen, wären ihre Auswirkungen auf das Konzernergebnis niedrig. Die Nettofinanzschulden würden durch die Nutzung der ungenutzten Kreditlinien ansteigen.

Pensionen

Szenario: steigende Lebenserwartung Pensionsberechtigter, Gehalts- und Rentenanpassungen, sinkende Abzinsungsfaktoren, signifikante Veränderungen in der Zusammensetzung des investierten Fondsvermögens und der Kapitalmarktzinsen.

Auswirkungen für WACKER: Ein Anstieg der Pensionsverpflichtungen sowie ein Sinken des Fondsvermögens und eine mögliche Zuführung finanzieller Mittel an die Pensionskasse bzw. in das Deckungsvermögen beeinflussen die Finanzlage und das Ergebnis des Konzerns. Die höhere Lebenserwartung der Bezugsberechtigten sowie Gehalts- und Rentenanpassungen und der Abzinsungsfaktor (Barwertermittlung aus künftigen Zahlungsströmen) wirken sich ebenfalls erheblich auf das Eigenkapital und das Ergebnis von WACKER aus.

Maßnahmen: Ein Großteil der betrieblichen Pensionszusagen von WACKER ist über die Pensionskasse der Wacker Chemie VVaG, über Pensionsfonds und Zweckvermögen sowie über Versicherungen abgedeckt. Damit eine ausreichende Verzinsung des Vermögens sichergestellt und Anlagerisiken begrenzt werden können, ist das Anlageportfolio diversifiziert. Die Pensionskasse optimiert alle Vermögenspositionen mit dem Ziel, bei vorgegebenen Risikogrenzen die erforderliche Rendite zu erreichen. WACKER leistet als eines der Trägerunternehmen bedarfsorientierte finanzielle Zuwendungen an die Pensionskasse. So wird eine ausreichende Deckung der Pensionsverpflichtungen sichergestellt. Im Rahmen der übrigen leistungsorientierten Pensionszusagen passen wir von Zeit zu Zeit die Berechnungsparameter, beispielsweise die Lebenserwartung, an. Seit dem Jahr 2022 bietet WACKER seinen Beschäftigten, die in Deutschland neu ins Unternehmen eintreten, eine betriebliche Altersversorgung nur noch in Form von Direktzusagen auf Kapitalbasis an. Abgesichert werden diese über ein sogenanntes Contractual Trust Arrangement (CTA), eine Treuhandgesellschaft, die die Pensionsverpflichtungen des Unternehmens finanziert. Beschäftigten in den bisherigen Tarifen soll künftig der Neutarif zu einem freiwilligen Wechsel offenstehen. Ihnen will WACKER außerdem eine freiwillige Kapitaloption anbieten, mit der statt einer lebenslangen Rente auch eine Einmal- oder Ratenzahlung gewählt werden kann. Durch die Umsetzung dieser Maßnahmen und die im vergangenen Jahr gestiegenen Diskontierungssätze haben sich die Pensionsrückstellungen von WACKER bereits deutlich verringert, was wiederum die Bilanz entlastet.

Einschätzung und Risikobewertung: Die bezugsberechtigten Beschäftigten werden immer älter und die Kapitalmarktzinsen lagen in den vergangenen Jahren auf einem sehr niedrigen Niveau. Mit den oben beschriebenen Maßnahmen zur Reformierung unserer betrieblichen Altersversorgung steuern wir den Auswirkungen dieser Entwicklungen auf unsere Bilanz entgegen. Für das Jahr 2023 gehen wir nicht davon aus, dass Sonderzahlungen in die Pensionskasse erforderlich sein werden. Auf absehbare Zeit werden aber weiterhin die bislang bestehenden Tarife das Pensionssystem von WACKER dominieren. Wir halten es deshalb für möglich, dass in den nächsten Jahren weitere Sonderzahlungen in die Pensionskasse notwendig werden, dass der Pensionsaufwand und die Rentenzahlungen weiter steigen und höhere Pensionsrückstellungen die Bilanz belasten. Dies hätte voraussichtlich mittlere Auswirkungen auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage von WACKER.

Rechtliche Risiken

Szenario: vielfältige steuerliche, marken-, patent-, wettbewerbs-, kartell-, umwelt-, arbeits- und vertragsrechtliche Risiken, die sich aus unserem internationalen Geschäft ergeben können.

Auswirkungen für WACKER: langwierige Rechtsstreitigkeiten, die sich auf unser operatives Geschäft, auf das Image und die Reputation unseres Unternehmens auswirken und hohe Kosten verursachen können.

Maßnahmen: Rechtliche Risiken begrenzen wir durch ein zentrales Vertragsmanagement und juristische Prüfung durch unsere Rechtsabteilung. Falls erforderlich greifen wir auch auf externe Rechtsexperten zurück.

Patente, Marken und Lizenzen schützen und überwachen wir durch unseren Zentralbereich Intellectual Property. Anhand von Recherchen stellen wir sicher, dass vor der Aufnahme von Forschungs- und Entwicklungsprojekten geklärt ist, ob uns bestehende Patente und Schutzrechte Dritter behindern könnten.

Mögliche Rechts- und Gesetzesverletzungen begrenzen wir durch Compliance-Programme. Im Code of Conduct des WACKER-Konzerns sind Verhaltensregeln definiert und festgelegt, die für alle Beschäftigten verbindlich sind. Durch Schulungen steigern wir die Sensibilität für diese Themen.

Einschätzung und Risikobewertung: Auf Grund der Vielfalt unserer geschäftlichen Aktivitäten ist es grundsätzlich immer denkbar, dass rechtliche Risiken eintreten. Zurzeit sehen wir keine Rechtsstreitigkeiten, Patentverletzungen oder anderen rechtlichen Risiken, die unser Geschäft erheblich beeinflussen könnten, und halten die Wahrscheinlichkeit, dass solche Risiken eintreten, grundsätzlich für gering. Sollte das im Einzelfall geschehen, so hätte das voraussichtlich niedrige Auswirkungen auf das Ergebnis des WACKER-Konzerns.

Regulatorische Risiken

Energiewende in Deutschland

Szenario: Im Zuge der Transformation des Energieversorgungssystems in Deutschland (Energiewende), um die für 2030 bis 2050 gesetzten Ziele zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes zu erreichen, wird der Regulierungsrahmen voraussichtlich durch massive und wiederholte Anpassungen des Gesetzgebers geprägt sein. Neben dem Stromsektor als der zukünftig wichtigsten Säule der Energieversorgung wird das auch die Erdgasversorgung und die Wasserstoffwirtschaft betreffen. Wesentliche Änderungen erwarten wir aus der Neugestaltung der Energiegesetze, Verordnungen und Beihilfen, etwa im Hinblick auf das Energiefinanzierungsgesetz, bei den Netzentgeltverordnungen einschließlich individueller Netzentgelte sowie bei den Regelungen zum nationalen und europäischen Emissionshandel.

Auswirkungen für WACKER: Mehrbelastungen bei den Energiekosten wegen steigender staatlich regulierter Entgelte und Umlagen, wenn die Ausnahmeregelungen für die energieintensive Industrie nicht im bisherigen Umfang beibehalten werden, zusätzlicher Aufwand zur Erfüllung neuer administrativer Anforderungen.

Maßnahmen: Wir begleiten kontinuierlich das regulatorische Geschehen in Deutschland und der Europäischen Union. Bei absehbaren Änderungen der geltenden Rechtslage versuchen wir, unsere Positionen durch Gespräche mit politischen Entscheidungsträgern und durch Mitarbeit in den Wirtschaftsverbänden in die relevanten Gesetzgebungsverfahren einzubringen.

Einschätzung und Risikobewertung: Änderungen bei den reduzierten Netzentgelten und bei den Berechnungsgrundlagen für die Netzumlagen haben bereits dazu geführt, dass die Entlastung von WACKER bei den Netzentgelten in den vergangenen Jahren gesunken ist. Die Gesetzgebung in Sachen Energieversorgung ist nach wie vor permanenten Änderungen unterworfen. So ist zum Beispiel im Jahr 2022 die bisherige Verordnung zu abschaltbaren Lasten ersatzlos ausgelaufen, ein Instrument, das bislang auch WACKER genutzt hatte. Weiter sind im Jahr 2022 die Bedingungen für die Gewährung von Energiebeihilfen geändert worden. Wir halten es für möglich, dass sich hieraus für WACKER unter bestimmten Voraussetzungen Rückzahlungsverpflichtungen aus bereits erhaltenen Beihilfen ergeben könnten. Sollte dieser Fall eintreten, so wären die Auswirkungen auf das Ergebnis von WACKER voraussichtlich groß.

Handelsbeschränkungen Polysilicium

Szenario: Am 20. Januar 2020 hat das chinesische Handelsministerium nach einer Auslaufüberprüfung der bestehenden Antidumping- und Antisubventionszölle auf in den USA produziertes Solarsilicium beschlossen, die Zölle um weitere fünf Jahre zu verlängern. Die USA haben in der Folge Zölle auf Solarmodule und -zellen erhoben (Section 201) und schließlich auf fast alle Importe aus China nach USA ausgedehnt (Section 301). Die Verhandlungen, um diesen Konflikt beizulegen, mündeten 2020 in ein Handelsabkommen, das auch Regelungen für Solarsilicium aus den USA enthielt. Allerdings hat China seine Zölle auf Solarsilicium aus den USA nicht aufgehoben. WACKER kann dadurch auch weiterhin sein am US-amerikanischen Standort Charleston hergestelltes Solarsilicium nicht zu wettbewerbsfähigen Konditionen nach China exportieren. 2022 hat das US-Handelsministerium eine Überprüfungsuntersuchung der Zölle auf chinesische Waren angekündigt. Im Raum steht eine Verlängerung um weitere vier Jahre, aber auch Anpassungen bezüglich der betroffenen Produkte. In Anbetracht der aktuellen politischen Lage ist der Ausgang dieser Überprüfung ungewiss. Darüber hinaus hat die US-Regierung 2022 gegen China Exportbeschränkungen für Halbleitermaterialien und -produktionstechnik verhängt, die für die Herstellung von hochwertigen Chips eingesetzt werden. Diese Regelung könnte gegebenenfalls auch Polysilicium für Halbleiteranwendungen betreffen.

Auswirkungen für WACKER: Wegen der hohen chinesischen Zölle auf Solar-Polysilicium aus den USA kaufen chinesische Solarkunden für ihre Fertigungen in China kein Solarsilicium aus dem WACKER-Standort in Charleston, USA. Die US-amerikanischen Antidumping- und Antisubventionszölle ebenso wie die Exportbeschränkungen gegen die chinesische Halbleiterindustrie könnten sich ungünstig auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage auswirken und einen negativen Einfluss auf Absatzmengen und auf langfristige Kundenbeziehungen haben.

Maßnahmen: Die Chancen für eine gütliche Beilegung des beschriebenen Handelskonflikts sind schwer abschätzbar. Mittlerweile ist allerdings Polysilicium für Halbleiteranwendungen aus unserem Standort Charleston bei den meisten großen Herstellern von Halbleiterwafern, die außerhalb von China produzieren, qualifiziert. Den Anteil von Halbleiter-Polysilicium an unseren gesamten Absatzmengen konnten wir dadurch deutlich steigern. Zudem entstehen bei Solar-Polysilicium laufend neue Absatzmöglichkeiten außerhalb von China. Unterstützt wird diese Entwicklung auch durch Förderprogramme zum Ausbau lokaler Photovoltaik-Wertschöpfungsketten in den USA, Europa, Indien und Südostasien.

Einschätzung und Risikobewertung: Der Bedarf an Solarsilicium außerhalb Chinas steigt ständig. Zudem fördern viele Staaten und Regionen den Aufbau eigener Photovoltaik-Wertschöpfungsketten, um sich unabhängiger und resilienter aufzustellen. Es ist deshalb davon auszugehen, dass in den nächsten Jahren zunehmend neue Kapazitäten für Solarwafer entstehen werden, die auch mit Polysilicium aus den USA beliefert werden können. Für WACKER ergeben sich dadurch zusätzliche Absatzchancen, die den Einfluss der chinesischen Handelsbeschränkungen für Solar-Polysilicium aus den USA voraussichtlich weitgehend ausgleichen werden. Ebenso erwarten wir auf Grund unseres breiten Kunden- und Produktportfolios aus heutiger Sicht keine nennenswerten Einflüsse der US-amerikanischen Exportbeschränkungen bei Halbleiterprodukten auf unser Geschäft mit Polysilicium für Halbleiteranwendungen. Allerdings halten wir es mit Blick auf die anhaltenden handelspolitischen Auseinandersetzungen weltweit und die zunehmenden geopolitischen Spannungen für möglich, dass auch das Polysiliciumgeschäft von WACKER von den Konsequenzen solcher Entwicklungen betroffen sein könnte. Die Auswirkungen auf unsere Ergebnisentwicklung im Jahr 2023 wären dann wahrscheinlich groß.

Neue Regelungen für Produktionsverfahren, Produkte und ihre Verwendungen

Szenario: Durch neue gesetzliche Regelungen werden die Herstellung und die Verwendung chemischer Substanzen strenger reguliert. Neue Vorschriften machen Änderungen an unseren Produktionsverfahren sowie Umformulierungen unserer Produkte notwendig und führen zu erweiterten Informationspflichten bei uns und gegebenenfalls auch bei unseren Kunden. Zusätzliche gesetzliche Regelungen in Einzelstaaten erfordern einen höheren Aufwand für notwendige Registrierungen.

Auswirkungen für WACKER: zusätzliche Investitionen in Produktionsanlagen, Umstellungskosten, Umsatzverluste in einzelnen Anwendungsfeldern, zusätzliche Kosten für notwendige Prüfungen und Registrierungen.

Maßnahmen: WACKER beobachtet ständig das regulatorische Umfeld für seine Produkte und Produktionsprozesse, um bei sich abzeichnenden Änderungen rechtzeitig reagieren zu können. Wir arbeiten kontinuierlich an der Optimierung unserer Herstellungsverfahren. Weitere notwendige Maßnahmen werden entsprechend der Entwicklung des regulatorischen Umfelds der jeweiligen Situation angepasst.

Einschätzung und Risikobewertung: Grundsätzlich ist es immer möglich, dass es auf Grund neuer gesetzlicher Regelungen notwendig wird, unser Produktportfolio zu modifizieren oder unsere Produktionsprozesse anzupassen. Wir schätzen die Wahrscheinlichkeit, dass neue Vorgaben zusätzliche Investitionen in unsere Produktionsanlagen oder Änderungen an unserem Produktangebot erfordern, als hoch ein. Sollten solche Änderungen eintreten, so wären ihre kurzfristigen Auswirkungen auf das Ergebnis von WACKER im Geschäftsjahr 2023 voraussichtlich niedrig. Mittelfristig könnten die Auswirkungen jedoch auch im mittleren bis großen Bereich liegen.

IT-Risiken

Szenario: Angriff, Störung und unerlaubter Zugriff auf unsere Informationstechnologie (IT)-Systeme, Produktionsanlagen und Netzwerke, dadurch Gefährdung der Vertraulichkeit, Integrität und Verfügbarkeit von Informationen.

Auswirkungen für WACKER: negativer Einfluss auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage, auf Produktions- und Arbeitsabläufe, Reputationsschaden, Know-how-Verlust.

Maßnahmen: WACKER überprüft fortlaufend die eingesetzten Informationstechnologien und investiert kontinuierlich in den Schutz der IT-Systeme und Anwendungen, um die Funktion und Stabilität der IT-gestützten Geschäftsprozesse sicherzustellen. Unser IT-Sicherheits- und -Risikomanagement hat die Aufgabe, Gefährdungen in wirtschaftlicher Weise zu beherrschen. Dies geschieht durch den Betrieb und die kontinuierliche Verbesserung unseres Informationssicherheitsmanagementsystems (ISMS) in Anlehnung an den ISO-Standard 27001. Grundlegend für die Sicherstellung der Verfügbarkeit unserer Systeme sind unter anderem solide Backup- und Recovery-Prozesse. Für den Notfall existieren definierte Prozesse und Abläufe in Form von regelmäßig getesteten Notfallplänen (IT-Service Continuity Management). IT-Risiken im Projektumfeld minimieren wir durch eine einheitliche Projekt- und Qualitätsmanagementmethodik. Sie stellt sicher, dass Projektergebnisse und mögliche Änderungen an IT-Services nach definierten Prozessen kontrolliert in unsere Systemlandschaft integriert werden.

Auftretende Risiken im operativen Betrieb erfassen wir im Rahmen des IT-Risikomanagements, bewerten sie und leiten gezielt technische und organisatorische Gegenmaßnahmen ein. Unser Cyber Defence Center (CDC) überprüft fortlaufend die Sicherheit unserer IT-Landschaft und unserer Anwendungen. Werden dabei Defizite festgestellt, so veranlasst das CDC, dass diese zeitnah behoben werden. Unsere Berechtigungskonzepte, die regelmäßig auf Grund neuer Anforderungen und Technologien angepasst werden, basieren auf den Prinzipien Need-to-know und Least-Privilege. Vor Angriffen auf unsere IT-Systeme schützen wir uns durch verschiedene, dem aktuellen Stand der Technik entsprechende IT-Security-Systeme, die ständig auf neue Bedrohungslagen angepasst und erweitert werden. Weltweit haben wir ein Team von Sicherheitsexperten etabliert, das Risiken für die Vertraulichkeit, Integrität und Verfügbarkeit von Informationen und Systemen durch organisatorische und technische Maßnahmen entgegenwirkt. Veranstaltungen und Schulungen zur Informationssicherheit sorgen für die notwendige Sensibilität bei den Beschäftigten. Zusätzlich führen wir in regelmäßigen Abständen umfassende Penetrationstests, Audits und Assessments im In- und Ausland durch. Die Techniken potenzieller Angreifer beobachten und bewerten wir fortlaufend, um gegebenenfalls unsere Verteidigungsstrategien entsprechend anzupassen. Zudem tauschen wir uns kontinuierlich mit anderen Unternehmen und Interessenverbänden zum Thema Cyber Security und Informationssicherheit aus.

Einschätzung und Risikobewertung: Ein langfristiger Ausfall der IT-Systeme oder ein wesentlicher Datenverlust können den Geschäftsbetrieb von WACKER erheblich beeinträchtigen. Auch im Jahr 2022 haben wir eine hohe Zahl von Versuchen beobachtet, unsere IT-Systeme und unsere Infrastruktur anzugreifen. Dass solche Angriffe im Einzelfall erfolgreich sein könnten, lässt sich trotz unserer Vorsorgemaßnahmen nicht ausschließen. Daher stufen wir die Eintrittswahrscheinlichkeit als möglich ein. Sollte es in einem solchen Fall in unseren IT-Systemen zu Störungen und Ausfällen größeren Umfangs beziehungsweise längerer Dauer kommen, so hätte das mittlere Auswirkungen auf das Ergebnis des WACKER-Konzerns.

Personalrisiken

Szenario: demografischer Wandel, Mangel an qualifizierten Fach- und Führungskräften, Probleme beim Besetzen von Führungspositionen.

Auswirkungen für WACKER: Der Mangel an Fach- und Führungskräften kann sich negativ auf das weitere Wachstum des Unternehmens auswirken, Verlust des technologischen Vorsprungs.

Maßnahmen: Wir begrenzen die Personalrisiken über personalpolitische Maßnahmen. Dazu gehören insbesondere unser Talent-Management-Prozess und die daraus abgeleiteten Entwicklungspläne. Hinzu kommen vielfältige Aus- und Weiterbildungsangebote, gute Sozialleistungen und eine leistungsorientierte Vergütung. Wir bieten unseren Beschäftigten in Deutschland ein großes Spektrum von Arbeitszeitregelungen und -modellen an, um Beruf und unterschiedliche Lebensphasen miteinander vereinbaren zu können.

WACKER hat für alle Schlüsselpositionen im Unternehmen einschließlich aller Positionen des Oberen Führungskreises (OFK) konzernweit eine detaillierte Nachfolgeplanung. WACKER unterscheidet zwischen kurzfristigem (bis zu zwei Jahren) und mittelfristigem (zwischen zwei und vier Jahren) Nachfolgebedarf. Unabhängig davon hat WACKER für OFK-Mitarbeiter für den Fall einer längeren Abwesenheit oder Krankheit einen Stellvertreter benannt.

Einschätzung und Risikobewertung: Der demografische Wandel wird das Risiko, nicht ausreichend geeignetes Fach- und Führungspersonal zu finden, mittel- und langfristig erhöhen. Für das Jahr 2023 sehen wir die Risiken für unseren Personalbedarf als gering an. Im Eintrittsfall wären die Auswirkungen auf das Konzernergebnis vermutlich niedrig.

Externe Risiken

Szenario: Pandemie, Naturkatastrophe, Krieg oder Bürgerkrieg.

Auswirkungen für WACKER: Beeinträchtigung unserer unternehmerischen Handlungsfähigkeit, Versorgungsengpässe, Produktionsausfälle, Störungen in der Lieferkette, Ausfall von Forderungen aus Lieferungen und Leistungen, Umsatz- und Ergebniseinbußen.

Maßnahmen: Unsere geschäftsverantwortlichen Einheiten und unsere Standorte haben Pläne und Maßnahmen erarbeitet und kommuniziert, um die Auswirkungen einer Pandemie auf die Gesundheit unserer Beschäftigten und auf unsere Geschäftsprozesse zu minimieren. Der „Pandemie-Vorsorgeplan“ stellt ein einheitliches und koordiniertes Vorgehen sicher. Die finanziellen Auswirkungen von Schäden an unseren Produktionsanlagen durch Naturkatastrophen sind zum Teil durch Versicherungen abgedeckt. Da WACKER über Produktionsstandorte auf verschiedenen Kontinenten verfügt, ist unsere Produktions- und Lieferfähigkeit bis zu einem gewissen Grad auch dann gewährleistet, wenn einzelne Anlagen ausfallen sollten.

Einschätzung und Risikobewertung: Risiken, die sich aus Pandemien, Naturkatastrophen, Kriegs- oder Bürgerkriegshandlungen ergeben können, sind nie ganz auszuschließen. Die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine sind dafür ein klarer Beleg. Ihre Auswirkungen sowie die staatlichen Maßnahmen, die ergriffen wurden, um die Pandemie einzudämmen und die Gesundheit der Menschen zu schützen, haben auch im Jahr 2022 die Wirtschaft und insbesondere die Lieferketten beeinträchtigt. Bislang ist es uns dank unserer detaillierten Maßnahmenpläne zwar gut gelungen, die Auswirkungen von COVID-19 auf das Unternehmen zu begrenzen. Die Infektionslage ist aber nach wie vor noch nicht in allen Ländern vollständig unter Kontrolle. Sollte die Pandemie weltweit wieder an Fahrt gewinnen, so halten wir es für möglich, dass WACKER im laufenden Jahr erneut von Risiken aus der Corona-Pandemie und den Folgen behördlicher Maßnahmen betroffen sein könnte. Sofern ein solches Szenario eintritt, könnte dies mittlere Auswirkungen auf die Ergebnisentwicklung des WACKER-Konzerns haben.

Polysilicium
Polykristallines Silicium des Bereichs WACKER POLYSILICON. Hochreines Silicium zur Herstellung von Siliciumwafern für die Elektronik und Solarindustrie. Rohsilicium wird in das flüssige Trichlorsilan überführt, aufwändig destilliert und bei 1.000 °C in hochreiner Form wieder abgeschieden.