Künftige Entwicklung des WACKER-Konzerns
Nach unserem angenommenen Szenario erwarten wir, dass die Weltwirtschaft im Jahr 2025 leicht wächst. Wie stark dieses Wachstum sein wird, hängt unter anderem von der weiteren Entwicklung der derzeitigen geopolitischen Konflikte ab, deren Folgen die Weltwirtschaft belasten. Die größten Wachstumsimpulse kommen auch 2025 voraussichtlich aus Asien.
Investitionen und Produktion
Der Schwerpunkt unserer Investitionen konzentriert sich im Jahr 2025 neben der Optimierung und Instandhaltung bestehender Anlagen vor allem auf Anlagen zur Herstellung von Zwischen- und Fertigprodukten. Die Investitionen werden deutlich unter dem Niveau des Vorjahres liegen. Der größte Anteil an den Investitionen entfällt auf den Geschäftsbereich Silicones. Dort liegt der Fokus im Jahr 2025 vor allem auf dem Ausbau des Standorts Zhangjiagang, China, sowie einem neuen Standort in Karlsbad, Tschechien, zur Kapazitätserhöhung der Produktion von Spezialsiliconen. Der Geschäftsbereich Polymers baut unter anderem Kapazitäten für VAE-Dispersionen im US-amerikanischen Calvert City aus. Der Bereich Polysilicon erweitert die Produktionskapazitäten für Halbleiter-Polysilicium in Burghausen und wird die neue Anlage dafür im Jahr 2025 in Betrieb nehmen. Der Geschäftsbereich Biosolutions legt den Fokus im kommenden Jahr auf den Ausbau der Produktionskapazitäten für fermentativ hergestellte Produkte.
Standort |
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Projekte |
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Inbetriebnahme |
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Burghausen |
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Kapazitätsausbau für Zwischenprodukte für Siliconanwendungen |
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2025 |
Nünchritz |
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Kapazitätsausbau für Siliconkleb- und dichtmassen |
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2025 |
Burghausen |
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Kapazitätsausbau für Halbleiter-Polysilicium |
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2025 |
Karlsbad |
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Neuer Standort zur Produktion von Spezialsiliconen |
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2025 |
Zhangjiagang |
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Erweiterung der Produktion von Spezialsiliconen |
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2025 |
Burghausen |
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Ausbau der Produktion für Zwischenprodukte für Siliconelastomere |
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2025 |
Calvert City |
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Kapazitätsausbau für VAE-Dispersionen |
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2026 |
Burghausen |
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Kapazitätsausbau für funktionelle Siliconöle |
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2026 |
Burghausen |
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Kapazitätsausbau der Wasserstoffreinigung für Halbleiter-Polysilizium |
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2026 |
Künftige Produkte und Dienstleistungen
Der Geschäftsbereich Silicones konzentriert sich bei der Produktentwicklung insbesondere auf die Fokusmärkte Elektronik, Automotive, Gesundheit und erneuerbare Energien. Im Fokusfeld Elektronik arbeiten wir an mehreren Produktneuheiten. Aktuelle Beispiele sind aus mehreren Schichten aufgebaute elektroaktive Siliconpolymere für Sensoren und Aktoren sowie harzgefüllte, optisch klare Systeme für Optical-Bonding-Anwendungen. In der Chipindustrie sind unsere Electronic Chemicals als Prozesshilfsmittel gefragt. Erhebliches Wachstumspotenzial bietet der stark steigende Bedarf an Siliconkautschuken, Siliconharzen und wärmeleitenden Gap-Filler im Gesundheits- und Automobilsektor. In der Elektromobilität verbessern neue oberflächenmodifizierte Füllstoffsysteme auf Siliciumbasis die Kühlung und das Wärmemanagement von Elektronikbauteilen und elektrischen Speichermodulen. Außerdem arbeiten wir an siliconbasierten halogenfreien Flammschutzmitteln und siliconharzbasierten Faserkompositen, die den Brandschutz in Elektrofahrzeugen verbessern. Im Bereich alternativer Mobilitätskonzepte sind wir mit Präzisionsfolien in der Brennstoffzellentechnik aktiv. Im Gesundheitsbereich entwickeln wir für die Kosmetikindustrie neue Siliconelastomer-Gele, die auf einem neuen Formulierungskonzept mit organischen Ölen basieren. Unsere Silicone spielen in der Energieerzeugung, aber auch im Netzausbau eine überaus wichtige Rolle. Vielversprechend entwickeln sich außerdem unsere siliconbasierten Wärmeträgeröle. Sie werden neuerdings als Wärmetransportmittel im IT-Bereich eingesetzt, etwa zur Kühlung von Cloud-Servern, Rechenzentren und IT-Komponenten. Im Baubereich sind unsere silanbasierten Zementzusätze gefragt. Sie verbessern die Lagerstabilität und Leistungsfähigkeit von Zement und Beton und reduzieren den Energieverbrauch bei der Zementherstellung.
Der Geschäftsbereich Polymers setzt weiterhin verstärkt auf den Einsatz polymerer Bindemittel für anspruchsvolle Bau-, Beschichtungs- und Verklebungsanwendungen. Der Geschäftsbereich geht davon aus, dass die Nachfrage nach leistungsstarken Produkten für die Gebäuderenovierung und -sanierung zunehmen wird. Die wachsende Mittelschicht in vielen Schwellenländern führt darüber hinaus dort zu einer Belebung der Nachfrage nach gehobener Wohnqualität und Konsumgütern. Dabei bedienen wir aktiv die wachsende Nachfrage der Kunden nach umweltfreundlichen und nachhaltigen Lösungen, indem wir entsprechende Produktlinien und nachhaltige Rezepturen gemeinsam mit Kunden entwickeln. So ist Polymers zum Beispiel in der Lage, Dispersionen speziell auf Basis von Vinylacetat-Ethylen-Copolymeren unter Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen in kommerziellen Mengen anzubieten. Um die Verwendung erneuerbarer Rohstoffe zu erhöhen, konzipieren wir unsere Herstellungsverfahren nach dem Massenbilanz-Ansatz. Darüber hinaus treiben wir den Einsatz von biobasierten Rohstoffen im Bereich der Bindemittelherstellung weiter voran. Auch Vinylacetat-Ethylen-basierte Bindemittel für konservierungsfreie Anwendungen im Bereich „Farben und Beschichtungen“ sind Teil des Portfolios.
Polymers bietet hochleistungsfähige Bindemittel für Klebstoffe, die in papierbasierten Verpackungslösungen Anwendung finden und unterstützt damit den Trend von „Plastik zu Papier“. Wachstumspotenziale sehen wir auch bei wasserlöslichen Bindemitteln, die in Klebstoffen für die Holz- und Textilindustrie, zum Beispiel bei der Schuh- oder Möbelproduktion, zum Einsatz kommen. Unsere Dispersionen und Dispersionspulver machen Wärmedämmverbundsysteme langlebiger sowie qualitativ hochwertiger und verbessern somit die Energieeffizienz von Gebäuden, indem sie dazu beitragen, CO2-Emissionen einzusparen und Energiekosten zu senken. Polymers unterstützt seine Kunden außerdem bei der Formulierung nachhaltiger Trockenmörtel durch die Kombination neuer Zemente und spezieller Dispersionspulver. Auch im Bereich erneuerbare Energien wird die Nachfrage nach Produkten von Polymers steigen: Festharze kommen bei der Herstellung von Kompositmaterialien für Windradrotoren zum Einsatz.
Für den Geschäftsbereich Biosolutions ergeben sich derzeit Wachstumspotenziale vor allem auf dem Pharma- und Lebensmittelmarkt. Als Auftragshersteller (CDMO) für Biopharmazeutika bedienen wir die steigende Nachfrage an unseren Produktionsstandorten in Jena, Halle, Amsterdam und San Diego. Im Biopharmabereich bauen wir gezielt den Bereich Advanced Medicines aus, dazu zählen unter anderem mRNA-Therapeutika. An unseren Standorten Amsterdam und Halle stellen wir sowohl mRNA- als auch Lipid-Nanopartikel-basierte Wirkstoffe her. An unserem Standort in San Diego produzieren wir Plasmid-DNA – die grundlegende Basis für die mRNA-Produktion, aber auch für andere innovative Therapeutika wie etwa nukleinsäurebasierte Gentherapien und virale Vektoren. Auf dem Lebensmittelmarkt folgen wir dem Trend „gesunde Ernährung“, unter anderem mit einer Reihe von funktionellen Inhaltsstoffen, die den Kreislauf unterstützen und die Herzgesundheit fördern. Hier bauen wir unser Portfolio kontinuierlich aus. Dabei setzen wir vor allem auf biobasierte Ausgangsstoffe. Zudem bieten wir Lösungen zur Herstellung von Fleischersatzprodukten: Unser L-Cystein eignet sich beispielsweise als Rohstoff für herzhafte Aromen. Cyclodextrine helfen bei der Formulierung alternativer Proteine. Wir entwickeln außerdem Medienproteine, die künftig bei der Herstellung von Zellkulturfeisch eingesetzt werden sollen. Nach erfolgter Integration des akquirierten Unternehmens ADL Biopharma ist WACKER zudem im CMO-Markt für Präzisionsfermentation sehr gut aufgestellt. Hier bieten wir Produktionslösungen für fermentativ hergestellt Inhaltsstoffe an.
Um das Potenzial von modernen Mikrochips auszuschöpfen, benötigt die Halbleiterindustrie ultrareines Polysilicium. Der Geschäftsbereich Polysilicon hat dafür mehrere Forschungsprojekte angestoßen. Dazu zählt auch die „Etching Line Next“, eine neue Fertigungsanlage zur Reinigung von halbeitertauglichem Polysilicium am Standort Burghausen. Erste Mengen werden hier im 2. Quartal 2025 erwartet. Zum Ausbau der Qualitätskontrolle wurde im Berichtsjahr das Projekt Quality LeaP (Quality Leadership in Polysilicon) intensiviert. Mit derart reinem Polysilicium ist in Zukunft auch die Herstellung von Chips mit einer Design Rule von 3 nm und kleiner für Computeranwendungen im Bereich der künstlichen Intelligenz, für Datenzentren sowie für autonomes Fahren möglich. Qualität und Reinheit sind auch wichtige Kriterien für die Solarindustrie. Hohe Zellwirkungsgrade können nur mit höchstreinem solartauglichem Polysilicium erzielt werden. Referenzstudien wie die International Technology Roadmap for Photovoltaics (ITRPV) weisen für monokristalline Solarzellen mit p-Typ-PERC-Technologie (Passivated Emitter Rear Cell) Wirkungsgrade von über 23 Prozent aus. N-Typ TOPCon-Solarzellen sowie Heterojunction- oder Interdigitated-Back-Contact-Zellen erreichen Wirkungsgrade von über 25 Prozent. Solche Hochleistungssegmente setzen eine besonders hohe Polysiliciumqualität voraus. Nur wenige Firmen außer WACKER können solche Produkte herstellen.