Geschäftsbericht 2024

Diese Seite teilen

Creating tomorrow’s solutions

Chancenbericht

Chancenmanagementsystem

Das Chancenmanagementsystem des WACKER Konzerns ist unverändert gegenüber dem Vorjahr. Es ist als Instrument auf der Ebene der Geschäftsbereiche wie auch auf Konzernebene verankert. Operative Chancen identifizieren und nutzen wir in den Geschäftsbereichen, da diese über das notwendige detaillierte Produkt- und Markt-Know-how verfügen. WACKER setzt kontinuierlich Marktbeobachtungs- und Analyseinstrumente ein, beispielsweise zur strukturierten Auswertung von Markt-, Industrie- und Wettbewerbsdaten. Zudem greifen wir für die Beurteilung zukünftiger Chancen auf Kundeninterviews zurück. Die Kontrolle – wie WACKER Chancen wahrnimmt – erfolgt über Kennzahlen (Rolling Forecast, Ist-Berichterstattung).

Strategische Chancen von übergeordneter Bedeutung – wie Strategieanpassungen oder mögliche Akquisitionen, Kooperationen und Partnerschaften – werden auf Vorstandsebene behandelt. Das geschieht im Rahmen des jährlichen Strategieentwicklungs- und Planungsprozesses und bei aktuellen Themen in den turnusmäßigen Vorstandssitzungen. Für diese Themen werden in der Regel unterschiedliche Szenarien und Chancen-Risiko-Profile entwickelt und zur Entscheidung gestellt.

WACKER sieht in den nächsten Jahren eine Reihe von Chancen, das Unternehmen erfolgreich weiterzuentwickeln.

Gesamtwirtschaftliche Chancen

Trotz erheblicher Herausforderungen, welche das Wirtschaftswachstum gefährden, sieht WACKER mittelfristig gute Chancen, stärker zu wachsen als die weltweite Chemieproduktion, besonders in jungen Märkten und Absatzregionen. Das stärkste Wachstum sehen wir in den kommenden Jahren in Asien. Um diese Chancen wahrnehmen zu können, bauen wir unsere Präsenz in diesen Märkten kontinuierlich und gezielt aus. Unsere technischen Kompetenzzentren und die WACKER Academy bilden das Fundament für unsere hohe Servicequalität und Kundennähe. Zusätzliche Wachstumspotenziale ergeben sich für WACKER aus Programmen in den USA und Europa, erfolgskritische Technologiebereiche und Industriezweige in den Regionen zu stärken, in denen wir bereits präsent sind, sowie entsprechende Wertschöpfungsketten lokal zu stärken. Dazu zählt beispielsweise die Produktion von Halbleitern.

Branchenspezifische Chancen

Branchenspezifische Chancen ergeben sich vor allem aus unserem breiten Produktportfolio, mit dem wir in hervorragender Weise globale Zukunftsthemen bedienen. Dazu zählen die fortschreitende Urbanisierung, der Trend zum schonenden Umgang mit natürlichen Ressourcen und Energie, die Reduzierung der CO2-Emissionen, der weltweit wachsende Mobilitätsbedarf sowie die zunehmende Nachfrage nach Produkten, die die Lebensqualität und Gesundheit verbessern. An der Bedeutung dieser Themen für unser Geschäft hat sich nichts geändert.

Der wachsende Wohlstand in Schwellenländern, insbesondere in Asien, aber auch zunehmend höhere Markt- und Kundenanforderungen lassen die Nachfrage nach Produkten steigen, in denen hochwertige Silicone zum Einsatz kommen. WACKER will von dieser Entwicklung profitieren und seinen Anteil ertragsstarker Spezialsilicone gegenüber Standardprodukten weiter erhöhen. Besonders im Fokus stehen dabei die Bereiche Automobil, Kosmetik und Körperpflege, Gesundheit, Medizin, Elektronik sowie Verbundwerkstoffe. Mit innovativen Produkten und Technologien wollen wir dieses Wachstum begleiten. Steigende Anforderungen an die Nachhaltigkeit nutzen wir als Chance für unsere nachhaltigen Produkte.

Gute Wachstumschancen für den Geschäftsbereich Silicones sehen wir im Elektro- und Elektronikmarkt, speziell in der Automobilelektronik. Wachstumstreiber sind die Digitalisierung, Vernetzung und Elektromobilität. So gewinnen elektronische Assistenzsysteme im Auto, die auch für autonomes Fahren unverzichtbar sind, immer stärker an Bedeutung. Silicongele und Siliconvergussmassen schützen zuverlässig die dafür erforderlichen Sensoren und Elektronikkomponenten. Die Elektromobilität gewinnt in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter an Dynamik. Elektrofahrzeuge benötigen leistungsfähige Batterien. Wir bieten dazu wärmeleitfähige Silicone an, die für ein effektives Wärmemanagement und damit für einen wartungsfreien Betrieb und eine lange Lebensdauer der Batterie sorgen. Zusätzliche Marktchancen sehen wir auch bei Anwendungen für Medizin und Wundversorgung.

Im Geschäftsbereich Polymers gibt es Wachstumspotenziale aufgrund des steigenden Lebensstandards in den Schwellenländern, der zunehmenden Urbanisierung sowie des Trends, natürliche Ressourcen einzusparen und den Ausstoß von Kohlendioxid zu vermindern. Die Abkehr von traditionellen Baustoffen und Arbeitsweisen hin zu höherwertigen Systemen setzt sich weiter fort. Die Rohstoffknappheit, zum Beispiel von Sand, verstärkt den Einsatz hochwertiger Baustoffe. Unsere Produkte tragen zur Langlebigkeit bei, indem sie vor Schäden schützen, was zu weniger Reparaturen führt und damit Ressourcen spart. Ein wichtiges Thema bleibt die Modifizierung von Trockenmörteln durch Dispersionspulver. Mit der Beimengung von Dispersionspulvern lassen sich Mörtelmischungen nicht nur besser verarbeiten und dünner auftragen, sondern auch in ihren Eigenschaften wesentlich verbessern. Wachstumspotenzial sieht der Geschäftsbereich Polymers weiterhin bei umweltfreundlichen, wasserbasierten Farben und Beschichtungen. Wir arbeiten kontinuierlich daran, kritische Substanzen wie volatile organische Lösungsmittel oder Formaldehyd, in Produkten zu vermeiden. Die Kreislaufwirtschaft gewinnt weiterhin an Bedeutung. So unterstützen wir beispielsweise die Trends, nachwachsende Rohstoffe zu nutzen und Kunststoffverpackungen durch Papier zu ersetzen.

Der Geschäftsbereich Biosolutions erwartet vor allem bei seinen biotechnologisch hergestellten Produkten Wachstumspotenziale. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Produktion von Wirkstoffen auf Basis von Messenger-Ribonukleinsäure (mRNA) für Therapeutika und Impfstoffe. Mit dem 2024 eröffneten mRNA-Kompetenzzentrums in Halle stärken wir unsere Position in diesem zukunftsträchtigen Marktsegment weiter. Durch die Integration der Firma ADL BioPharma S.L.U. in Spanien ist der Bereich Biosolutions schneller und zielgerichteter in der Lage, biotechnologische Produkt- und Prozessinnovationen für den Lebensmittel- und Kosmetikmarkt zu kommerzialisieren. Das Lohnfertigungsgeschäft am Standort León, Spanien, können wir weiter ausbauen.

Wachstumschancen für unser Polysiliciumgeschäft ergeben sich in erster Linie aus der starken Nachfrage nach Halbleitern sowie nach monokristallinen Solarzellen mit besonders hohem Wirkungsgrad. Für immer leistungsfähigere Halbleiter ist Polysilicium von gleichbleibend ausgezeichneter Qualität, wie wir es liefern, eine essenzielle Voraussetzung. In der Photovoltaik geht der Trend immer stärker hin zu monokristallinen Solarzellen mit besonders hohen Wirkungsgraden (sogenannte n-Typ Solarzellen) und besonders hohen Anforderungen an die Polysiliciumqualität. WACKER zählt nach eigener Einschätzung zu den führenden Anbietern im n-Typ Marktsegment. Um die Chancen zu nutzen, die sich aus diesen Trends ergeben, setzt der Geschäftsbereich Polysilicon seinen Fokus auf die Produktion von Polysilicium höchstmöglicher Qualität. Zusätzliche Chancen ergeben sich für den Geschäftsbereich aus Programmen in den USA und Europa, erfolgskritische Technologiebereiche wie die Halbleiter- und Photovoltaikproduktion in den eigenen Regionen zu stärken beziehungsweise entsprechende Wertschöpfungsketten wieder lokal zu etablieren.

Unternehmensstrategische Chancen

Um die Chancen zu nutzen, in unseren Geschäftsbereichen weiter zu wachsen, konzentrieren wir uns darauf, die steigende Nachfrage unserer Kunden zu begleiten und unsere Kapazitäten für Endprodukte, insbesondere für Spezialitäten, weiter auszubauen. Die Investitionen dafür werden im Jahr 2025 allerdings deutlich unter dem hohen Niveau des Vorjahres liegen. Dabei konzentriert sich der Schwerpunkt unserer Investitionen neben der Optimierung und Instandhaltung bestehender Anlagen vor allem auf Anlagen zur Herstellung von Zwischen- und Fertigprodukten.

Der größte Anteil an den Investitionen entfällt auf den Geschäftsbereich Silicones. Dort liegt der Fokus im Jahr 2025 vor allem auf dem Ausbau des Standorts Zhangjiagang, China, sowie einem neuen Standort in Karlsbad, Tschechien, zur Kapazitätserhöhung der Produktion von Spezialsiliconen. Neue Kapazitäten für Spezialitäten werden im Jahr 2025 und den Folgejahren voraussichtlich auch in Burghausen, Korea, Japan sowie beim chinesischen Joint Venture SICO die Produktion aufnehmen.

Der Geschäftsbereich Polymers baut unter anderem Kapazitäten für VAE-Dispersionen im US-amerikanischen Calvert City aus. Der Bereich Polysilicon erweitert die Produktionskapazitäten für Halbleiter-Polysilicium in Burghausen und wird die neue Anlage dafür im Jahr 2025 in Betrieb nehmen. Der Geschäftsbereich Biosolutions hat das Kompetenzzentrum für mRNA-Wirkstoffe am Standort Halle plangemäß in Betrieb genommen und fokussiert seine Investitionsaktivitäten nun auf den Standort León.

Leistungswirtschaftliche Chancen

WACKER bieten sich eine Reihe von Chancen, seine Kostenstrukturen, Prozesse und seine Produktivität zu verbessern. Im Geschäftsbereich Polysilicon setzen wir unser Programm zur Senkung der Herstellungskosten weiter um. In den Chemiebereichen erschließen wir mit unserem Produktivitäts und Effizienzprogramm „Wacker Operating System“ weitere Kostensenkungspotenziale. Hebel dafür sehen wir unter anderem in den spezifischen Kosten bei Hilfsstoffen, Produktivitätsfortschritten in der Herstellung sowie einer größeren Auswahl von Lieferanten, um bessere Einkaufskonditionen zu erreichen. Zudem verfolgt WACKER aktuell spezifische Maßnahmen, um die Abläufe im Bereich Wartungs- und technische Ausgaben zu optimieren.