Branchenspezifische Rahmenbedingungen
(ESRS 2.40 ii, ESRS 2.42 c)
Mit unseren Produkten bedienen wir eine Vielzahl von Branchen. Wichtige Abnehmerbranchen sind die Chemie-, die Bau-, die Automobil- sowie die Photovoltaikindustrie.
Chemiebranche leidet unter schwacher Industrieproduktion
Die Flaute in der chemischen Industrie setzte sich aufgrund der globalen Industrieschwäche auch 2024 fort. Viele Industriebranchen drosselten ihre Produktion, da sich der Warenkonsum schwach zeigte. Nach Schätzungen des Verbands der Chemischen Industrie (VCI) ist die weltweite Chemieproduktion (ohne Pharma) im Jahr 2024 um 4,8 Prozent gewachsen. Dabei verlief die Entwicklung in den großen Märkten sehr unterschiedlich: Während die chemische Produktion in Nordamerika mit 0,0 Prozent stagnierte, konnte sie in der Europäischen Union um 2,0 Prozent und in China um 8,0 Prozent zulegen.
Die chemisch-pharmazeutische Industrie in Deutschland litt auch 2024 unter der schwachen Konjunktur sowie strukturellen Problemen. Die Produktion wuchs insgesamt um 2 Prozent, im Bereich Chemie (ohne Pharma) nahm die Produktion 2024 um 4 Prozent zu. Dieser leichte Anstieg machte jedoch den Produktionsrückgang der Vorjahre nicht wett. Die Erzeugerpreise fielen im Vergleich zum Vorjahr um 2,5 Prozent. Der VCI vermeldete für 2024 rückläufige Inlands- und Auslandsumsätze bei schwacher Auftragslage; die Kapazitätsauslastung bewegte sich sowohl in der Chemie- als auch in der Pharmaindustrie weiter unter dem Normalbereich. Als Konsequenz erfolgten erste dauerhafte Anlagenstilllegungen. Der Gesamtumsatz der chemisch-pharmazeutischen Industrie in Deutschland ging laut dem Verband um 2 Prozent auf 221 Mrd. € zurück. Gemäß einer Mitgliederumfrage des Verbands vom November 2024 sehen die Unternehmen die hohen regulatorischen Hürden als schwerste Belastung. Auch hohe Arbeitskosten und Steuern und Abgaben werden als problematisch empfunden.
Weltweites Bauvolumen entwickelt sich rückläufig
Die globale Bauwirtschaft hat sich nach Analysen des Marktforschungsinstituts B+L Marktdaten GmbH im Jahr 2024 negativ entwickelt. Weltweit ging das Bauvolumen (Hochbau und Tiefbau) nach vorläufigen Zahlen um 2,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück und betrug im Jahr 2024 rund 8,88 Bio. US-$ (2023: 9,12 Bio. US-$). Wie schon im Vorjahr zeigte insbesondere das Neubausegment einen deutlichen Rückgang der Nachfrage. Bei Bestandsmaßnahmen zeigten sich hingegen wieder erste positive Impulse.
Der Wohnbau entwickelte sich im Jahr 2024 mit einem Rückgang um 5,0 Prozent deutlich schwächer als die anderen Segmente. Dabei entwickelten sich die Regionen im Jahr 2024 sehr unterschiedlich. In Asien (minus 7,5 Prozent zum Vorjahr) und Westeuropa (minus 7,4 Prozent zum Vorjahr) zeigten sich deutliche Rückgänge im Wohnbau, in Nordamerika fielen die Rückgänge mit 1,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr hingegen deutlich moderater aus. Die Region Naher Osten / Afrika zeigte im Jahr 2024 als einzige eine positive Entwicklung des Bauvolumens (plus 1,5 Prozent zum Vorjahr).
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2024 |
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Weltweit |
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-5,0 |
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Asien |
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-7,5 |
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Westeuropa |
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-7,4 |
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Nordamerika |
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-1,1 |
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Naher Osten / Afrika |
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1,5 |
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Osteuropa |
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-3,9 |
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Südamerika |
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-2,4 |
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Internationale Automobilmärkte verzeichnen Anstieg an Neuzulassungen
Nach Angabe des Verbands der Automobilindustrie (VDA) verlief die Entwicklung auf den weltweiten Pkw-Märkten im Jahr 2024 sehr unterschiedlich. Die drei wichtigsten Märkte Europa, USA und China, die gemeinsam für mehr als zwei Drittel der globalen Pkw-Neuzulassungen stehen, verzeichneten alle Wachstum, jedoch mit unterschiedlichen Dynamiken. China lag – anders als Europa und die USA – mit seinem Absatz über dem Vorkrisenniveau von 2019. Größere Zuwächse verzeichneten der indische und der brasilianische Pkw-Markt, während in Japan ein deutliches Minus im Vergleich zum Vorjahr zu beobachten war. Im Vergleich der fünf größten europäischen Einzelmärkte konnten Spanien, das Vereinigte Königreich und Italien zulegen, während der deutsche und der französische Markt mit leichten Absatzrückgängen schwächer abschnitten. In Deutschland war die Zulassung von rein batterieelektrischen Fahrzeugen rückläufig, wohingegen der Markt für Plug-in-Hybride gegenüber dem Vorjahr ein Wachstum verzeichnete. Laut VDA wurden im Gesamtjahr 2024 knapp 3,2 Mio. Pkw aus deutschen Werken an Kunden in aller Welt geliefert, 2 Prozent mehr als 2023. Damit blieb der Export um 9 Prozent unter dem Vorkrisenniveau des Jahres 2019, als 3,5 Mio. neuwertige Pkw aus Deutschland exportiert wurden.
Halbleiterindustrie mit starkem Umsatzwachstum
Der globale Halbleitermarkt hat sich im Jahr 2024 positiv entwickelt. Laut einer Prognose der World Semiconductor Trade Statistics Organisation (WSTS) ist der Markt um 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gewachsen. Er wird auf ein Volumen von ca. 627 Mrd. US-$ geschätzt. Innerhalb der Branche stellen sich die einzelnen Segmente sehr unterschiedlich dar. Das Wachstum wurde maßgeblich durch die hohe Nachfrage nach Chips für KI-Anwendungen getrieben, die für Rechenzentren unerlässlich sind. Die vorherrschende Marktstellung weniger Firmen in diesem Wachstumssegment hat die Preisentwicklung im Jahr 2024 geprägt. Die übrige Halbleiterindustrie sah sich dagegen mit einer Nachfrageschwäche konfrontiert. Die Umsätze waren hier rückläufig. Dies ist auf eine schwache Nachfrage bei den Endprodukten in traditionell hochvolumigen Konsumentenmärkten wie Smartphones, PCs oder in der Unterhaltungselektronik zurückzuführen. In der Konsequenz war eine Nachfrageschwäche bei den sogenannten Silicium-Waferlieferungen, einem wichtigen Marktindikator, zu beobachten. Das führte zu einem Überschuss an Silicium-Wafern bei den Halbleiterherstellern. Laut Schätzung des internationalen Halbleiterverbands Semiconductor Equipment and Materials International (SEMI) sind die Silicium-Waferlieferungen 2024 um 2 Prozent gesunken.
Regional betrachtet sind die Märkte in Nord- und Südamerika im Jahr 2024 mit 39 Prozent und im asiatisch-pazifischen Raum mit 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr am stärksten gewachsen. Japan bewegte sich mit 1 Prozent leicht über dem Vorjahresniveau, während Europa mit 7 Prozent rückläufig war.
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2024 |
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2023 |
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Welt |
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19 |
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-8 |
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Nord- und Südamerika |
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39 |
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-5 |
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Europa |
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-7 |
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4 |
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Asien (Asia-Pacific) |
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18 |
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-12 |
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Japan |
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1 |
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-3 |
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Photovoltaik (PV) etabliert sich als tragende Säule der weltweiten Energieversorgung
Die globale Solarbranche ist im Jahr 2024 weitergewachsen. Nach Angaben verschiedener Marktstudien sowie eigenen Marktuntersuchungen wurden weltweit etwa 560 Gigawatt (GW) Leistung neu installiert (2023: etwa 450 GW). Das sind rund 24 Prozent mehr als im Vorjahr. Zum Jahresende 2024 waren damit weltweit etwa 2,2 Terawatt (2.200 Gigawatt) Photovoltaikleistung installiert. Das nachhaltige und schnelle Wachstum der globalen Photovoltaikmärkte konnte damit auch im Jahr 2024 fortgesetzt werden. Neben Fördermaßnahmen haben insbesondere die niedrigen Systemkosten erheblich zum weltweiten Ausbau der Photovoltaikinstallationen beigetragen. Photovoltaik ist bereits heute wettbewerbsfähig gegenüber der Stromerzeugung aus konventionellen Energieträgern. In einzelnen Ausschreibungen in sonnenreichen Regionen lag der Handelspreis für Solarstrom bereits bei unter 15 US-$ pro Megawattstunde. Trotz der global gestiegenen Neuinstallationen blieben die Marktbedingungen in der Photovoltaikindustrie herausfordernd. In den USA und Indien sorgen Zölle auf importierte Solarzellen und Module für höhere Preise und damit für ein gebremstes Wachstum. In China wurden enorme Überkapazitäten in der Photovoltaikindustrie aufgebaut. Der hohe Wettbewerbsdruck hält auf allen Wertschöpfungsstufen an.
Rohstoffpreise weitgehend unverändert gegenüber dem Vorjahr
(ESRS 2.42 a, c)
Nach dem deutlichen Preisverfall für einige der für WACKER wichtigen Rohstoffe im Jahr 2023 zeigten die meisten dieser Materialien im Jahr 2024 eine Seitwärtsbewegung. Insgesamt konnte jedoch eine Rohstoffpreisreduzierung im Vergleich zum Vorjahr erzielt werden. Insgesamt zeigten viele Märkte eine schwache Nachfrage bei gleichzeitig robustem Angebot.
Die Marktpreise für metallurgisches Silicium, einem der Schlüsselrohstoffe für WACKER, bewegten sich 2024 auf Vorjahresniveau, nachdem der Nachfrageeinbruch im Jahr 2023 die Preise sehr stark nach unten gezogen hatte. Die petrochemischen Hauptrohstoffe von WACKER Vinylacetat, Essigsäure und Ethylen folgten einerseits der Kostenentwicklung der zur Herstellung benötigten Grundstoffe wie Rohöl/Naphtha, Erdgas oder Kohle. Auf der anderen Seite führten bei vielen Materialien Angebotsüberhänge zu einer Preiserosion. Die europäischen Preise für Methanol stiegen im Unterschied zu den anderen petrochemischen Rohstoffen infolge temporärer Angebotsverknappungen an.
Marktpreisentwicklung der für WACKER wichtigsten Rohstoffe in Europa
Siliciummetall
(€/t)
Ethylen
(€/t)
Methanol
(€/t)
Vinylacetatmonomer
(€/t)
Energiepreise weiter auf erhöhtem Niveau
(ESRS 2.42 a, c)
Die Preise für Kohle und Erdgas sind nach dem Rückgang im Vorjahr im Jahr 2024 auf erhöhtem Niveau geblieben. Nach einer Entspannung in der Erdgasversorgung durch global milde Winter in den Jahren 2022/23 und 2023/24 haben sich die Erdgaspreise in Europa in etwa auf dem doppelten Vorkrisenniveau eingependelt. In der Folge sind auch die Großhandelspreise für Strom, mit volatilem Verlauf, in etwa auf dem Niveau von Ende 2023 verblieben, das etwa doppelt so hoch wie in den Jahren 2019 und 2020 liegt. Dabei wirkte sich neben einer höheren Erzeugung aus Wind- und Photovoltaikanlagen und der höheren Verfügbarkeit französischer Kernkraftwerke auch der konjunkturbedingte Rückgang der Stromnachfrage aus der Industrie preissenkend aus. In nichtliberalisierten Märkten, beispielsweise in Asien, wirkten sich die höheren Kosten für Kohle und Erdgas teilweise erst im Jahr 2024 als Preiserhöhungen, auch für Strom, aus.
Der Preis für Kohle blieb stabil bei gutem Angebot und weiterhin schwacher Nachfrage, bedingt sowohl durch die gute Erdgasversorgung als auch durch die schwache Konjunktur. Die Rohölpreise bewegten sich im Jahresverlauf überwiegend seitwärts. Phasen politischer Nervosität lösten im Früh- und Spätsommer zweimal temporäre Anstiege aus; die konjunkturell weiterhin schwache Nachfrage wirkte jeweils deutlich dämpfend. Am Jahresende lag der Preis für Rohöl der Sorte Brent im Monatsdurchschnitt bei knapp 73 US-$ pro Barrel. Der CO2-Preis stieg im 1. Quartal des Jahres stark an, sank dann im Jahresverlauf aber wieder. Gründe waren hier eine sinkende Nachfrage aufgrund geringerer als erwarteter Emissionen aus Kohle und Erdölprodukten sowie die konjunkturell weiterhin schwache industrielle Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte. Die mittelfristig absehbare deutliche Verknappung der CO2-Zertifikate wirkte sich lediglich dahingehend aus, dass der konjunkturbedingte Preisverfall gedämpft wurde.
Die Energiekosten für WACKER sind 2024 trotz weitgehend flacher Spotmarktpreise nochmals deutlich gesunken. Dies liegt einerseits an dem Grundsatz rollierender vertraglicher Eindeckungen, der dazu führte, dass die Marktpreissenkungen des Jahres 2023 zum Teil erst 2024 für WACKER wirksam wurden. Andererseits hat auch der geringere Strombedarf aufgrund des Rückgangs der Polysilicium-Produktionsmengen zu niedrigeren Energiekosten beigetragen.
Marktpreisentwicklung der für WACKER relevanten Energieträger
Börsenstrompreis Deutschland
(EEX German Day Ahead) (€/MWh)
CO2
(€/t) (EEX Spot)
Öl/Brent
(€/bbl) (ICE Frontmonat)