...// 01 Bericht Wege zur Globalität„This place is in balance“, sagen die Einwohner von Allentown. Der Fluss Lehigh schlängelt sich durch die ruhige Stadt, die drittgrößte im US-Bundesstaat Pennsylvania; Wälder und Berge liegen einen Steinwurf entfernt. Allentown ist nicht klein, aber auch nicht groß, nicht hektisch, aber auch nicht ruhig – und das vibrierende Manhattan erreicht man in gut eineinhalb Stunden Fahrzeit. Für die etwas mehr als 100.000 Einwohner ist die Stadt ein guter Ort zum Leben und zum Arbeiten. Auch für WACKER: In Allentown entsteht seit Anfang des Jahres 2008 das künftige Hauptquartier für WACKER POLYMERS in der amerikanischen Region. Der Konzern bietet seinen Kunden jetzt auf drei Kontinenten polymere Dispersionen und Dispersionspulver aus einer Hand an. „Grüß Gott!“, sagt John Tacca zur Begrüßung. Der Amerikaner sagt es tatsächlich auf Deutsch. Sein Akzent macht den freundlichen Empfang noch einen Tick charmanter. Der WACKER-Manager nimmt einen Schluck Kaffee, stellt den Becher sachte zurück auf den Schreibtisch, unmittelbar vor ein Foto, das seine Frau und die vier Söhne zeigt. Es ist acht Uhr morgens in Allentown. Eine Telefonkonferenz mit asiatischen Kollegen ging gerade zu Ende. Der gelernte Chemie-Ingenieur wirkt hellwach. Dabei würde man gut verstehen, wenn er dieser Tage ein wenig müde wäre. Weit über 300.000 Flugmeilen hat der 48-Jährige im Jahr 2008 zurückgelegt, um die Übernahme der vom US-Unternehmen Air Products and Chemicals (APCI) gehaltenen Anteile an zwei Firmen maßgeblich mitzugestalten. Beide wurden fast ein Jahrzehnt als Gemeinschaftsunternehmen von WACKER und APCI geführt. Jetzt ist vieles anders. Alle WACKER-Geschäfte mit Dispersionen rund um den Globus wurden in einer neuen Business Unit gebündelt, deren Hauptsitz in Allentown ist. John Tacca, der seit 1982 mit seiner Familie in der Stadt lebt, ist Chef des weltweiten Dispersionsgeschäfts. Ergänzend zu seiner Rolle als Chef der globalen Dispersions-Business Unit trägt er die Verantwortung für die Polymer-Aktivitäten von WACKER in Nordamerika, wo das Unternehmen den Kunden neuerdings ein vollständiges Portfolio für Endprodukte wie Wärmedämmsysteme, Farben, Klebstoffe und Beschichtungen bietet – ähnlich wie in Korea und Europa. Die Strategie „Alles aus einer Hand“ soll WACKER POLYMERS näher an seine Kunden bringen und die Wertschöpfung erhöhen. Die Produktentwicklung, vor allem die Entwick lung von Dispersionspulvern, wird gestärkt, und die vollständige Übernahme des Joint Ventures schafft verbesserte Möglichkeiten, sich an Marktentwicklungen anzupassen. „Wir sind unseren Kunden näher denn je“, ist John Tacca überzeugt. Aber jede Übernahme ist auch mit Unsicherheiten verbunden, nicht zuletzt für die Mitarbeiter. Auch diese Akquisition ging mit neuen Strukturen und einer veränderten Organisation einher. Ein schneidend ist die Übernahme vor allem für den Produktionsstandort South Brunswick in New Jersey, denn WACKER konzentriert seine gesamte Herstellung in Nordamerika in Calvert City, Kentucky. John Tacca ist sicher: „Das ist die beste und effizienteste Lösung.“ Allerdings werden rund 40 Mitarbeiter diesen Schritt nicht mitmachen. WACKER unterstützt sie mit Fortbildungen und bei der Suche nach einem neuen Job. Kleine Zeichen, große Wirkung. In Allentown hingegen stehen die Zeichen für die mehr als 100 Angestellten auf Optimismus. „WACKER hat einen großartigen Ruf“, sagt Tacca, „das Unternehmen ist auch hier für nachhaltiges Wachstum und langfristigen Erfolg bekannt.“ Zug um Zug zeigte WACKER den Mitarbeitern in den vergangenen zwölf Monaten, dass das Unternehmen auf sie baut. Manchmal waren es die vermeintlich kleinen Zeichen, die große Wirkung auf die Belegschaft hatten, erinnert sich John Tacca. Dr. Peter-Alexander Wacker reiste zum Beispiel Ende 2007 persönlich nach Allentown, um den bevorstehenden Kauf zu verkünden. Zudem gab es zahlreiche Besuche durch den WACKER-Vorstand. „Das machte Eindruck“, sagt Tacca. „Bodenständige und kommunikative Top-Manager werden in den USA geschätzt.“ Außerdem war die Integration von Mitarbeitern und Geschäftsprozessen gut strukturiert. Vorbildlich gelang sie etwa im IT-Bereich, in dem über 100 verschiedene IT-Systeme gebündelt und aneinander angepasst werden mussten. Weltweit waren 18 Projektteams an dieser Aufgabe beteiligt, die im August 2008 reibungslos abgeschlossen wurde – was sehr ungewöhnlich ist, weil viele Firmenübernahmen am Faktor IT scheitern. „Unser wertvollstes Werkzeug war die Kommunikation“, erläutert John Tacca, „etwa durch gut geplante, regelmäßige Telefonkonferenzen.“ Danach wusste jeder Mitarbeiter jedes Teams genau, was von ihm erwartet wurde und was er wann zu tun hatte. Bei sich abzeichnenden Problemen wurde zügig gegengesteuert. Die Folge: Für die Kunden lief auch in der Übergangszeit alles reibungslos, von der Bestellung über die Lieferung bis hin zur Abrechnung. Das Tor zur großen, weiten Welt. Die Stimmung in der Belegschaft sei ebenfalls sehr gut, erzählt John Tacca, der aber auch nicht die Schwierigkeiten der Integration verschweigt. „Wer viele Jahre für ein anderes Unternehmen tätig war, fühlt sich nicht auf Knopfdruck WACKER zugehörig.“ Einen entscheidenden Schritt zu noch mehr Identifikation mit dem Unternehmen wird WACKER in naher Zukunft machen: Bis Herbst 2009 wird in Allentown ein neuer Firmensitz entstehen. Zugleich wird der Standort als Dreh- und Angelpunkt für das neu geordnete WACKER-Dispersionsgeschäft ein Schlüsselelement der globalen Wirtschaft. „Durch die Einbindung bei WACKER und das Entstehen der neuen Business Unit werden die Aktivitäten internationaler“, sagt John Tacca. Deutschland, Korea oder China sind für die neue Geschäftseinheit genauso wichtig wie die USA. Damit steigen die Anforderungen an die Mitarbeiter ebenso wie ihre Karrierechancen. Sichtbar wird das zum Beispiel dann, wenn eine US-Kollegin im Zuge einer Neuinvestition in China die Position der Laborleiterin antreten wird, erzählt John Tacca, der selbst mehrere Jahre in Köln arbeitete. „Internationale Besucher aus allen Winkeln der Welt werden zu Gast in Allentown sein“, sagt Tacca und schmunzelt: „Klingt doch gut: Allentown, das Tor zur Welt!“ |
[Segment] Die Business Unit Dispersionen ist Bestandteil des Geschäftsbereiches WACKER POLYMERS, der zu den Weltmarktführern bei polymeren Bindemitteln und Additiven zählt. WACKER POLYMERS hatte 2008 weltweit 1.579 Mitarbeiter. Der Umsatz betrug 867,9 Mio. €, das EBITDA 108,9 Mio. €. An seinem Schreibtisch arbeitet John Tacca eher selten – er ist viel auf Dienstreisen. [Grundstoff] Ethylen ist ein farbloses, schwach süßlich riechendes, brennbares Gas. Es gehört zu den wichtigsten Rohstoffen der organischen Chemie und ist die Ausgangsbasis für rund 30 Prozent aller Petrochemikalien. Ethylen wird zur Herstellung von Kunststoffen, etwa Polyethylen, Polyvinylacetat, Zelluloseacetat oder Polyvinylchlorid, verwendet. In Pennsylvania gibt es über 200 „Covered Bridges“. [Alles aus einer Hand] Zehn Jahre lang führten WACKER und das US-Unternehmen Air Products and Chemicals die Firmen Air Products Polymers und Wacker Polymer Systems als Gemeinschaftsunternehmen. Zum 1. Februar 2008 übernahm WACKER sämtliche Anteile an den gemeinsamen Vinylacetat-Ethylen-Aktivitäten und bietet jetzt auf drei Kontinenten polymere Dispersionen und Dispersionspulver aus einer Hand an. In den Laboren in Allentown entstehen neue Produkte für das Dispersionsgeschäft. [Produkte] Polymerdispersionen und -dispersionspulver basieren auf Vinylacetat-Ethylen- oder Vinylchlorid-Ethylen-Verbindungen. Dispersionen und Dispersionspulver von WACKER kommen zum Einsatz in der Bauindustrie, in Bindemitteln und Beschichtungen, technisierten Stoffen und anderen industriellen Anwendungen. |
Schlaflos in Allentown. In einer mittelgroßen Stadt in den USA hat das globale Dispersionsgeschäft von WACKER eine neue Heimat gefunden.
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Allentown / Pennsylvania, USA