Logistik und Verkehr

Wir verbessern unsere Prozesse ständig, um Logistikketten zu optimieren, Transporte zu reduzieren oder zu vermeiden. Unsere Logistik nutzt seit dem Jahr 2010 ein Simulationssystem, mit dem wir unsere Warenströme analysieren. Wir können mit diesem System auch den Ausstoß von Kohlendioxid berechnen und Optimierungspotenziale bei den Transportwegen und der Auslastung der Fahrzeuge ermitteln. Mit elektronischen Systemen organisieren wir unseren Innerwerktransport so, dass kurze Wege entstehen und Leerfahrten vermieden werden. Neben dem Kohlendioxidausstoß bewerten wir auch die Lärmemissionen von Fahrzeugen, die für unsere Transporte zum Einsatz kommen.

Von der Logistikdrehscheibe Burghausen aus haben wir im Jahr 2012 740.000 Tonnen (2011: 715.000 Tonnen) Fertigprodukte an unsere Kunden ausgeliefert. Die Anzahl der Transporte stieg um rund 15 Prozent auf knapp 43.000. Dieses Volumen haben wir mit mehr als 38.000 LKW-Ladungen (2011: 35.000) und 11.540 Überseecontainern (2011: 10.500) transportiert. 70 Prozent unseres Verkehrsaufkommens entfallen auf LKW und 30 Prozent auf die Schiene (davon 22 Prozent über Schiene auf Schiff).

Container-Zug (Foto)

Der größte Teil der Frachtcontainer, die unsere deutschen Standorte verlassen, gelangt per Bahn in die Nordhäfen.

Aus dem Werk Nünchritz werden jährlich rund 5.000 Container ab Riesa per Bahn und Binnenschiff zu den deutschen Seehäfen transportiert. Auch für unsere Rohstoffeinkäufe ist der Schienenweg das überwiegende Transportmittel. Auf kurzen Strecken ist jedoch der LKW-Transport immer noch wirtschaftlicher und damit unverzichtbar.

Transportwege reduzieren

In unserer Verbundproduktion werden Produkte und Nebenprodukte eines Betriebs über Rohrleitung in benachbarte Anlagen transportiert. Der Transport von Produkten über Rohrleitung ist bei großen Mengen kostengünstig, sicher und emissionsfrei. Am Standort Burghausen beziehen wir den wichtigen Rohstoff Ethylen per Rohrleitung von der benachbarten OMV Deutschland.

Unser Werk Nünchritz bezieht die Kartuschen für Silicone von einem Packmittelproduzenten aus dem benachbarten Großenhain. Der Standort Burghausen erhält wiederverwertbare IBC-Behälter (Intermediate Bulk Container), Fässer und Paletten von Lieferanten aus der Region. Ein Beispiel aus Burghausen: Für den Versand von Siliconölen und -emulsionen setzen wir dort statt 250-Liter-Fässern IBC-Behälter mit einem Fassungsvermögen von 1.000 Litern ein. WACKER befüllt jährlich über 100.000 von solchen Mehrwegbehältern, die ein in der Nähe angesiedelter Dienstleister mit kurzen Transportwegen für den erneuten Einsatz aufbereitet.

Kurze Wege zu Dienstleistern und möglichst keine Leerraumtransporte helfen, Emissionen und Abfälle zu vermeiden. Maßnahmen dazu unternehmen auch unsere Standorte in China, Japan und in den USA. Als Alternative zu Tankcontainern oder IBC-Behältern verwenden wir auch Flexitanks zum Transport von Flüssigkeiten, z.B. nach Brasilien, China, Indien oder in den Nahen Osten. Die bei WACKER eingesetzten Flexitanks werden in Container eingehängt, so dass der Container nach dem Entleeren des Flexitanks sofort für andere Ladungen verwendet werden kann, ohne gereinigt werden zu müssen.

Piston-Tanks (Tanks mit Innenkolben) sind eine umweltfreundliche Alternative zu Transportfässern für dickflüssige Produkte wie unsere Silicondichtstoffe. Der bewegliche Innenkolben schiebt 25 Tonnen Silicondichtstoffe – entsprechend dem Inhalt von 125 Stahlfässern – beim Beladen in den Tankauflieger des LKW. Der Kunde verbindet den Tank direkt mit seinen Abfüllanlagen und der Kolben drückt das Produkt aus dem Tank. Derzeit liefern wir so jährlich mehrere tausend Tonnen Silicondichtstoffe von Burghausen.

Auch unsere internationalen Standorte kaufen vor allem bei Lieferanten in der Region ein, um die Transportwege kurz zu halten. Im Berichtszeitraum haben wir weitere Anlagen in China eröffnet, wo wir durch Verbundproduktion den Transport von Rohstoffen aus Deutschland und USA vermeiden. Mit diesen Anlagen sind wir nahe bei unseren chinesischen Kunden – dadurch reduzieren wir überkontinentale Transportwege für unsere Produkte.

Mit unseren Spediteuren tauschen wir elektronisch Daten aus, damit sie ihre Touren optimal planen und ihre Fahrzeuge voll beladen können. Unser Gebietsspediteurkonzept, das seit 1996 besteht, trägt dazu bei, Leerfahrten zu vermeiden: Der für ein bestimmtes Postleitzahlengebiet zuständige Spediteur kann in seiner Region die Rückfahrten so planen, dass kaum ein Fahrzeug nur Teilladungen transportiert. Wir bewerten unsere Spediteure jährlich auch zu Umweltaspekten. So fragen wir zum Beispiel die Einstufung der Fahrzeuge in die Euro-Norm (Abgasnorm) ab. Der Anteil an Euro-5-Fahrzeugen bei unseren Logistikdienstleistern hat sich von knapp acht Prozent im Jahr 2006 auf über 77 Prozent im Jahr 2012 erhöht (dies entspricht rund 15.000 LKW).

Verkehrsinfrastruktur an den Werken verbessert

WACKER ist in den letzten Jahren stark gewachsen – das gilt vor allem für die Produktion an unseren Standorten Burghausen und Nünchritz. Eine gute logistische Anbindung der Werke ist erforderlich, auch um die Belastung der Bevölkerung so gering wie möglich zu halten. Am Standort Nünchritz wurde im Jahr 2011 eine 2,6 km lange Umgehungsstraße fertig gestellt, die Anwohner im Dorf Roda vom Transportverkehr entlastet. Am neuen Standort zur Polysiliciumproduktion in Tennessee, USA, der voraussichtlich im Jahr 2015 den Betrieb aufnehmen soll, haben wir eine Brücke über den Bach „Mouse Creek“ gebaut, um den Verkehr zum Werk zu verkürzen.

Am Standort Burghausen ist derzeit ein öffentliches Umschlagterminal im Bau, das voraussichtlich Anfang 2014 in Betrieb genommen wird. Dieses Terminal versetzt uns in die Lage, weitere Transportmengen von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Beispielrechnung: Mit nur einem Güterzug wöchentlich zusätzlich zu den bisher fünf Zügen pro Woche von Burghausen in die Seehäfen könnten rund 2.500 LKW-Ladungen auf die Schiene verlegt werden. Die Anbindung an dieses Terminal wird über ein neues Tor im Norden des Werks erfolgen, das eigens dafür noch im Jahr 2013 gebaut wird.

Wir verlagern Transporte wo immer möglich von der Straße auf die Schiene. Schon heute wird der weitaus überwiegende Teil der Frachtcontainer, die unsere deutschen Standorte verlassen, mit der Bahn vor allem in die Nordhäfen transportiert. Der WACKER-Containerzug fährt seit dem Jahr 1999 täglich mit einer Länge von rund 600 Metern von Burghausen Richtung Bremerhaven und Hamburg. In Burghausen beträgt der Anteil des Schienenverkehrs am Containertransport mittlerweile über 95 Prozent. Mehr als 11.000 Frachtcontainer pro Jahr werden nicht mehr auf der Straße zu den Seehäfen transportiert. Mit einer Auslastung von annähernd 100 Prozent ist er einer der am besten ausgelasteten Containerzüge der Branche.

Flüsterbremse (Foto)

Mit neuen Kesselwägen haben wir am Standort Burghausen die Lärmemissionen weiter gesenkt. Die Waggons sind mit Composit-Bremsen ausgestattet – auch Flüsterbremsen genannt. Damit reduziert sich die Lärmemission der Züge um etwa zehn Dezibel.

Die Deutsche Bahn AG ersetzte im Berichtszeitraum die bisherigen Diesellokomotiven durch eine neue Baureihe. Diese Zugmaschinen entsprechen den aktuellen Emissionsvorschriften und sind so leistungsstark, dass jetzt eine (statt bisher zwei) den langen Containerzug ziehen kann. Mit weiteren Maßnahmen haben wir die Logistik optimiert und zugleich Beeinträchtigungen für die Anwohner minimiert. So haben wir zum Beispiel die Zahl der Rangierfahrten von Lokomotiven deutlich reduziert.

Wir bewerten unsere Transporte anhand des „Leitfadens zur Ermittlung der Kohlendioxidemissionen in der Logistik“, den der Verband der Chemischen Industrie (VCI) entwickelte. Unsere Containerzüge zwischen Bremerhaven/Hamburg sowie Burghausen/Nünchritz ersetzen jährlich rund 18.000 Straßentransporte. Dadurch sparen wir jährlich rund 1.600 Tonnen Kohlendioxid.

Ausbau der Verkehrswege ins ChemDelta Bavaria

Der von den Unternehmen des bayerischen Chemiedreiecks unterstützte Ausbau der Autobahn A 94 München–Passau kommt voran. Im Dezember 2012 wurde das Teilstück Ampfing–Heldenstein (4,3 km) offiziell in Betrieb genommen. Für eine geschlossene Autobahn zwischen München und dem bayerischen Chemiedreieck fehlen noch die Strecken Pastetten–Dorfen (17,4 km) und Dorfen–Heldenstein (14,9 km). Hier wird teils gebaut, teils steht die Finanzierung noch nicht. Eine durchgängige Autobahn von München bis Marktl ist frühestens bis zum Jahr 2018 zu erwarten. Die durchgehende A 94 würde nicht nur die Verkehrsinfrastruktur des Chemiedreiecks verbessern, sondern zudem die Ortschaften an der Bundesstraße 12 vom starken Verkehr entlasten und damit das bisher hohe Unfallrisiko auf dieser Strecke senken. Wir engagieren uns im Verein „Ja zur A 94 e.V.

Auch das zweite große Infrastrukturprojekt des bayerischen Chemiedreiecks, der zweigleisige Ausbau und die Elektrifizierung der Bahnstrecke nach München, macht seit kurzem Fortschritte. Bislang war die Bahnanbindung nach Burghausen überwiegend, bis auf wenige Verbesserungen der letzten Jahre, noch im selben Zustand wie anno 1897. Ein Flaschenhals der Bahnstrecke ist das Stück zwischen Altmühldorf und Tüßling. Hier treffen drei Bahntrassen aufeinander, rund ein Prozent des deutschen Güterverkehrs läuft hier durch. Diese Engstelle soll bis zum Jahr 2017 beseitigt sein.

Wir engagieren uns in der Initiative „Magistrale für Europa“, die sich seit 20 Jahren unter dem Motto „vom Flickwerk zum Netzwerk“ für den Ausbau der Schienenverbindung zwischen Paris und Budapest einsetzt. Auf diese Strecke liegt das Teilstück München–Mühldorf–Freilassing.

Ethylen-Pipeline Süd

Die Ethylen-Pipeline Süd (EPS) verbessert die Infrastruktur zum sicheren und wirtschaftlichen Transport von Ethylen zwischen wichtigen süddeutschen Chemiestandorten und trägt so dazu bei, das Bayerische Chemiedreieck wettbewerbsfähig zu halten und Arbeitsplätze zu sichern.

Für die EPS wurde eine 370 km lange Rohrleitung verlegt, die von Münchsmünster (Bayern) durch Baden-Württemberg nach Ludwigshafen (Rheinland-Pfalz) verläuft. Die Bauarbeiten starteten im Jahr 2007. Im Jahr 2012 wurde das letzte Teilstück verlegt, die EPS befüllt und der laufende Betrieb getestet. Die offizielle Einweihung und Inbetriebnahme fanden im Sommer 2013 statt.

In der Rohrleitung wird der Rohstoff emissionsfrei und mit geringem Energieaufwand befördert. Nach Abschluss der Bauarbeiten beeinträchtigt die EPS das Landschaftsbild nicht. In Schutzgebieten für Wasserversorgungen und Heilquellen wurden die Rohrleitungen nicht, in wasserwirtschaftlich bedeutsamen Gebieten nur unter besonderen Sicherheitsmaßnahmen verlegt.