Branchenspezifische Rahmenbedingungen

Mit unseren Produkten bedienen wir eine Vielzahl von Branchen. Die wichtigsten Abnehmerbranchen sind die Halbleiter-, die Photovoltaik-, die Chemie-, die Bau- sowie die Elektro- und Elektronikindustrie.

Markt für Halbleiter rückläufig

Für die Halbleiterindustrie war das Jahr 2012 erneut schwierig. Vor allem die schwache Nachfrage nach konsumnahen Elektronikprodukten wie Mobiltelefonen und Computern sowie der hohe Preisdruck haben die Marktentwicklung gebremst. Das Marktforschungsinstitut Gartner rechnet für das Jahr 2012 mit einem Umsatzrückgang von rund elf Prozent auf 9,48 Mrd. US-$. Die Nachfrage nach Siliciumwafern ist im Vergleich dazu nur geringfügig zurückgegangen. Der Absatz sank gegenüber dem Vorjahr um 1,0 Prozent. Die Nachfrage nach Siliciumwafern, ausgedrückt in Fläche, wird auf rund 60 Mrd. cm2 beziffert. Nach Scheibengrößen betrachtet, verlief das Geschäft sehr unterschiedlich. Während die Nachfrage nach 300 mm Wafern stieg, ist der Absatz von <300 mm Wafern zurückgegangen. Nochmals erhöht hat sich im abgelaufenen Jahr der Preisdruck über alle Scheibengrößen hinweg. Insgesamt blieb der Marktanteil von Siltronic bei etwa 15 Prozent.

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Neu installierte PV-Leistungen 2011 und 2012

 

 

 

 

 

 

 

Mio. €

 

Neu installierte PV-Leistung (MW)

 

Wachstum 2012

 

 

2012

 

2011

 

%

 

 

 

 

 

 

 

Quelle: European Photovoltaic Industry Association (EPIA), Global Market Outlook for Photovoltaics until 2016, May 2012

Deutschland

 

7.600

 

7.500

 

1

Italien

 

4.300

 

9.300

 

-54

Übriges Europa

 

3.500

 

5.100

 

-31

USA

 

3.000

 

1.900

 

58

Japan

 

2.400

 

1.300

 

85

China

 

5.000

 

2.200

 

127

Übrige Welt

 

6.300

 

2.400

 

163

Gesamt

 

32.100

 

29.700

 

8

Überkapazitäten und hoher Preisdruck prägen Photovoltaikmarkt

Der Photovoltaikmarkt ist im Jahr 2012 weiter gewachsen. Nach Angaben der UBS wurden weltweit 32,1 Gigawatt (GW) installiert (2011: 29,7 GW). Das sind acht Prozent mehr als im Vorjahr. Trotz gekürzter Einspeisevergütungen ist Deutschland nach wie vor einer der größten Märkte für Photovoltaikanlagen. Die installierte Leistung erhöhte sich laut Bundesnetzagentur nochmals leicht auf 7,6 GW (2011: 7,5 GW). Die Marktbedingungen haben sich im abgelaufenen Jahr nochmals verschärft. Nach wie vor übersteigen die weltweiten Produktionskapazitäten die Nachfrage. Hoher Preisdruck in allen Wertschöpfungsstufen hat dazu geführt, dass einige Unternehmen insolvent sind oder sich aus dem Markt verabschiedet haben. Das betrifft auch einige unserer Kunden. In diesen Fällen haben wir die Vorauszahlungen aus Langfristverträgen teilweise einbehalten und Schadenersatzleistungen vereinnahmt. Die Konsolidierungsphase setzt sich weiter fort. Verunsichert haben den Markt außerdem Anti-Dumping-Klagen in den USA und in Europa gegen chinesische Solarunternehmen. Die chinesische Regierung prüft ähnliche Maßnahmen gegen Hersteller von Polysilicium aus diesen Ländern und aus Südkorea. Diese Entwicklungen zusammen haben auch im Polysiliciumgeschäft von WACKER Spuren hinterlassen. Nachdem im ersten Halbjahr die Absatzmengen nach dem schwachen 4. Quartal 2011 wieder angezogen haben, sind deshalb die Abnahme und die Preise seit dem zweiten Quartal deutlich zurückgegangen.

Chemieindustrie mit nachlassender Dynamik, Chemiebereiche von WACKER wachsen

Die Chemieindustrie konnte im Jahr 2012 nicht an die Dynamik der Vorjahre anknüpfen. Die weltweite Produktion lag im Jahr 2011 bei 3,6 Bio. €. Knapp 50 Prozent davon kommen aus Asien, 25 Prozent aus Europa und 20 Prozent aus Amerika. In den letzten fünf Jahren ist der globale Chemieumsatz um jährlich acht Prozent gewachsen. Diese Dynamik hat sich im Jahr 2012 so nicht fortgesetzt. Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) rechnet damit, dass die Chemieproduktion in Deutschland um drei Prozent zurückgegangen ist. Die Auslastung der Anlagen deutscher Chemieunternehmen lag bei 83 Prozent. Der Umsatz stagnierte bei 184 Mrd. € auf dem Vorjahresniveau. Wachstumsimpulse kamen vor allem aus Asien. China ist nach wie vor der interessanteste Wachstumsmarkt, auch wenn die Exporte von chemischen Erzeugnissen in Höhe von 4,8 Mrd. € noch nicht zu einem Top-Ten-Platz in der Liste der wichtigsten Exportziele der deutschen Chemie reichten.

Die Chemiebereiche von WACKER haben sich im Jahr 2012 gut entwickelt. Der Geschäftsbereich WACKER POLYMERS verzeichnete erneut einen deutlichen Umsatzanstieg. Er profitierte von der Substitution von Styrolbutadien durch VAE-Dispersionen, die vor allem in der amerikanischen Teppichindustrie zum Einsatz kommen, aber auch durch das starke Wachstum bei den Dispersionspulvern für die Bauindustrie. Der Geschäftsbereich WACKER SILICONES konnte seinen Umsatz im Vergleich zum Vorjahr leicht steigern. Der Umsatz im Geschäftsbereich WACKER BIOSOLUTIONS entwickelte sich ebenfalls positiv.

Spotpreisentwicklung der für WACKER wichtigsten Rohstoffe

Spotpreisentwicklung der für WACKER wichtigsten Rohstoffe (Liniendiagramm)

Der Kostendruck auf der Rohstoffseite hat sich im Jahr 2012 abgeschwächt. Siliciummetall war im Jahresdurchschnitt sechs Prozent günstiger als vor einem Jahr, Vinylacetatmonomer (VAM) um acht Prozent. Der Preis für Ethylen stieg im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent, der für Methanol um acht Prozent.

Bauindustrie wächst im Jahr 2012

Die weltweite Bauindustrie ist im Jahr 2012 um 2,3 Prozent auf 6,1 Bio. US-$ gewachsen. Die Eurokrise und das schwächere Wachstum in den Schwellenländern haben das Wachstum allerdings gebremst. Das Marktforschungsinstitut Global Insight hat seine ursprüngliche Prognose von 3,3 Prozent um einen Prozentpunkt nach unten korrigiert. Den größten Anstieg verzeichnete der Infrastruktursektor, der um 3,8 Prozent zulegen konnte. Relativ gering blieb der Zuwachs im privaten Wohnungsbau. Hier lag das Plus bei 1,7 Prozent.

Das stärkste Wachstum kam erneut aus Südostasien mit 5,4 Prozent. China bleibt mit 1,1 Bio. US-$ der weltweit größte Markt. Der amerikanische Immobilienmarkt hat sich im Jahr 2012 weiter stabilisiert. Das hat sich auch auf die Bauindustrie positiv ausgewirkt. Das Volumen stieg um 5,8 Prozent. In Westeuropa kam es zu einem Rückgang von 3,8 Prozent. Der Umsatz der deutschen Bauindustrie ist real auf 281,6 Mrd. US-$ (2011: 296,7 Mrd. US-$) gefallen.

Weltweite Bauindustrie nach Regionen 2012

Weltweite Bauindustrie nach Regionen 2012 (Balkendiagramm)

Quelle: Global Insight (Nov. 2012)

Mit Bauanwendungen von WACKER POLYMERS haben wir unseren Umsatz weiter steigern können. Dazu beigetragen haben neue Anwendungsgebiete wie Abdichtungsmembrane für Badezimmer, Duschen, Schwimmbäder und Keller. Sie lassen von außen kein Wasser herein und sorgen im Inneren dafür, dass das Wasser verdampft. Im Bereich der Renovierung haben wir höherwertige Systeme für den Bautenschutz auf den Markt gebracht. Bei den Dispersionen verzeichnen wir eine starke Nachfrage in den Bereichen Baumaterialien, Fliesenkleber, Putze und Innenfarbe sowie in der Teppichindustrie. Das größte Wachstum verzeichneten wir in Indien mit 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Erhöht haben sich auch unsere Umsätze in Amerika (23 Prozent) und in Südostasien (14 Prozent). In China sind wir auf Grund von neuen Anforderungen im Bereich Fassadenschutz nicht gewachsen. Insgesamt haben wir 25.000 Tonnen mehr in die Bauindustrie verkauft.

Mit Bauanwendungen von WACKER SILICONES verzeichneten wir ein Prozent weniger Umsatz. Preisdruck kennzeichnete das Geschäft mit Standardprodukten, vor allem bei Dichtstoffen. Hier erzielten wir fünf Prozent weniger Umsatz als vor einem Jahr. Sehr gut entwickelt hat sich dagegen das Geschäft mit Hybridsiliconprodukten. Mit Hybridpolymeren, die beispielsweise in Parkettkleber eingesetzt werden, erhöhten wir den Umsatz um rund 20 Prozent. Ebenfalls um mehr als 20 Prozent stieg der Umsatz mit Kartuschen unter unserem eigenen Markennamen. Die auf den südkoreanischen Markt konzentrierte Marke Lucky Silicone (Dichtstoffe) konnte gegenüber dem Vorjahr erfolgreich wachsen. Gute Wachstumsraten verzeichnete ein neues Hydrophobierungsmittel auf Basis von Siliconölemulsion im Bereich der Bauchemie. Damit lassen sich Glas- und Mineralwolle besser vor Feuchtigkeit schützen. Vor allem in China sieht WACKER SILICONES dafür weitere Wachstumspotenziale. Regional betrachtet hat sich der Umsatz in Deutschland (- drei Prozent) sowie in West- und Südeuropa (-16 Prozent) schlechter entwickelt als im Vorjahr. In China (16 Prozent), im Nahen und Mittleren Osten (sechs Prozent), in Südamerika (zehn Prozent) und in den USA (sechs Prozent) sind wir gewachsen. Leicht zugelegt hat das Geschäft in Osteuropa.

Elektro- und Elektronikindustrie wächst in Schwellenländern

Der weltweite Markt der Elektro- und Elektronikindustrie mit einem Volumen von 3,4 Bio. € ist im Jahr 2012 erneut gewachsen. Der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) schätzt den Zuwachs für 2012 auf weltweit fünf Prozent. Dafür verantwortlich sind besonders die Schwellenländer, die rund neun Prozent zulegen konnten. In Deutschland, dem weltweit fünftgrößten Markt, ist der Umsatz um zwei Prozent zurückgegangen. Der Umsatz beläuft sich nach Schätzungen des ZVEI auf rund 173 Mrd. €. WACKER hat drei Geschäftsbereiche, die Kunden aus der Elektro- und Elektronikindustrie bedienen. Siltronic verzeichnete gegenüber dem Vorjahr einen Umsatzrückgang mit seinen Kunden aus der Halbleiterindustrie. Verantwortlich dafür waren vor allem niedrigere Preise. Der Geschäftsbereich WACKER POLYSILICON hat 15 Prozent seiner Polysiliciumkapazitäten im Jahr 2012 an Kunden aus der Elektronikindustrie verkauft. Insgesamt haben wir 38.000 Tonnen Polysilicium ausgeliefert. Das ist gegenüber dem Vorjahr ein Anstieg von 20 Prozent.

Der Geschäftsbereich WACKER SILICONES, der seine Produkte in verschiedene Branchen verkauft, verzeichnete einen Umsatz auf Vorjahresniveau auf Grund niedrigerer Preise. Umsatzzuwächse verzeichneten wir im Bereich transparenter Flüssigverklebung für Notebook-Bildschirme, bei medienresistenten Vergussmassen sowie hochspeziellen Siliconkautschuken für die Automobilelektronik. Das Geschäft bei Powermodulen für Windkraftanlagen sowie das LED-Geschäft litten unter einer schwächeren Nachfrage. Regional verzeichneten wir Umsatzzuwächse in den USA (acht Prozent). Die Umsätze in Asien haben sich dagegen etwas schwächer entwickelt (-drei Prozent).