Branchenspezifische Rahmenbedingungen

Mit unseren Produkten bedienen wir eine Vielzahl von Branchen. Die wichtigsten Abnehmerbranchen sind die Halbleiter-, die Photovoltaik-, die Chemie-, die Bau- sowie die Elektro- und Elektronikindustrie.

Markt für Halbleiter rückläufig

Die Erwartungen für ein weiteres Wachstum auf dem Halbleitermarkt haben sich im Jahr 2011 nicht erfüllt. Die ursprüngliche Annahme, dass der Markt um 4,6 Prozent wachsen würde, hat das Marktforschungsinstitut Gartner im Lauf des Jahres zurückgenommen. Vor allem im zweiten Halbjahr 2011 hat sich die Nachfrage nach konsumnahen Elektronikprodukten wie Mobiltelefonen und Computern abgeschwächt. Insgesamt rechnen die Branchenexperten von Gartner für das Jahr 2011 mit einem Umsatzrückgang von 1,9 Prozent auf rund 10,3 Mrd. US-$. Die Nachfrage nach Siliciumwafern wird auf rund 60.923 Mio. cm2 beziffert. Das ist ein Rückgang im Vergleich zum Vorjahr von 3,4 Prozent. Wesentliche Lieferengpässe, die auf Grund des Erdbebens in Japan prognostiziert wurden, traten nur kurzfristig auf. Die weltweite Nachfrage nach 300 mm Wafern stieg um neun Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Nachfrage nach < 300 mm Wafern ging um rund 14 Prozent zurück. Während der Absatz von 300 mm Wafern bei Siltronic gegenüber dem Vorjahr um 19 Prozent stieg, ging der Absatz von 200 mm Wafern und kleineren Scheiben um rund 20 Prozent zurück. Insgesamt blieb der Marktanteil von Siltronic bei etwa 15 Prozent. Parallel konnte Siltronic ihre US-Dollar-Preise für 300 und 200 mm Wafer sowie für kleinere Scheiben im Jahresvergleich leicht steigern.

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Neu installierte PV-Leistungen 2010 und 2011

 

 

Neu installierte
PV-Leistung (MW)

 

CAGR2
10–11

 

 

2011

 

2010

 

%

Quelle: European Photovoltaic Industry Association (EPIA), Global Market Outlook for Photovoltaics until 2015, April 2011

1

Bundesnetzagentur

2

CAGR: Compound annual growth rate (durchschnittliche jährliche Wachstumsrate)

 

 

 

 

 

 

 

Deutschland

 

7.5001

 

7.408

 

1

Italien

 

9.000

 

2.321

 

288

Übriges Europa

 

3.850

 

3.517

 

9

USA

 

1.600

 

878

 

82

Japan

 

1.100

 

990

 

11

China

 

2.000

 

520

 

285

Übrige Welt

 

2.600

 

995

 

161

Gesamt

 

27.650

 

16.629

 

66

 

 

Niedrigere Preise und Überkapazitäten auf dem Photovoltaikmarkt

Der Photovoltaikmarkt hat im Jahr 2011 weiter zugelegt. Nach Angaben der EPIA (European Photovoltaic Industry Association) wurden weltweit mehr als 27 Gigawatt (GW) installiert. Der wichtigste Markt für Photovoltaikanlagen war nach wie vor Deutschland, trotz der gekürzten Einspeisevergütungen. Die installierte Leistung erhöhte sich laut Bundesnetzagentur nochmals leicht auf 7,5 GW (2010: 7,4 GW). Die weltweiten Produktionskapazitäten überstiegen dennoch die Nachfrage. Das hat dazu geführt, dass der Preisdruck und der Wettbewerb immer stärker geworden sind und sich die Photovoltaikindustrie in einer Konsolidierungsphase befindet. Vom Preisdruck betroffen sind seit dem dritten Quartal auch die Polysiliciumhersteller. WACKER konnte trotz dieses schwierigen Marktumfeldes vor allem im ersten Halbjahr Langfristverträge abschließen. Die Spotmarktpreise sind gegenüber dem Vorjahr deutlich gefallen. Vor allem im vierten Quartal des Jahres 2011 war diese Entwicklung deutlich zu spüren. In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres konnte WACKER die produzierten Mengen vollständig am Markt absetzen. Im vierten Quartal ging die Abnahme deutlich zurück.

Chemieindustrie mit Wachstum

Die Chemieindustrie ist auch im Jahr 2011 gewachsen. Nachdem der weltweite Umsatz im Jahr 2010 erstmals auf über drei Bio. € gestiegen ist, erreichte er 2011 einen neuen Höchstwert. Besonders im ersten Halbjahr sind Produktion und Umsatz gestiegen. Die Dynamik hat sich im zweiten Halbjahr abgeschwächt. Der Geschäftsverlauf unserer Chemiebereiche bestätigt diese Entwicklung. Der Geschäftsbereich WACKER SILICONES konnte seinen Umsatz im Vergleich zum Vorjahr leicht steigern, der Geschäftsbereich WACKER POLYMERS verzeichnete einen deutlicheren Umsatzanstieg. Höhere Rohstoffkosten bremsten allerdings die Ergebnisentwicklung in beiden Geschäftsbereichen. Nach Schätzungen des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) produzierte die chemisch-pharmazeutische Industrie Deutschlands fünf Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Auslastung der Anlagen deutscher Chemieunternehmen lag bei 84 Prozent. Der Umsatz erhöhte sich laut VCI auf über 180 Mrd. €.

Spotpreisentwicklung der für WACKER wichtigsten Rohstoffe Spotpreisentwicklung der für WACKER wichtigsten Rohstoffe (Liniendiagramm)

Bauindustrie auf Erholungskurs

Die weltweite Bauindustrie hat sich nach zwei schwächeren Jahren im Jahr 2011 erholt. Nach Berechnungen des Marktforschungsinstituts Global Insight stieg das Bauvolumen auf über sechs Bio. US-$.

Regional kam es in Asien mit 6,6 Prozent zum stärksten Anstieg. Zuwächse gab es auch in Südamerika, Osteuropa und im Mittleren Osten. In Westeuropa ging das Volumen leicht zurück, Nordamerika verzeichnete ein Minus von 3,3 Prozent.

Weltweite Bauindustrie nach Regionen 2011 Weltweite Bauindustrie nach Regionen 2011 (Balkendiagramm)

Quelle: Global Insight (Okt. 2011)

Für den Geschäftsbereich WACKER POLYMERS konnte sich das Geschäft in allen Regionen positiv entwickeln. In Deutschland und den USA verzeichneten wir rund 12 Prozent Zuwachs, in Europa 16 Prozent und im Mittleren Osten 20 Prozent. In Asien konnten wir unseren Umsatz um 13 Prozent erhöhen. Besonders in den Bereichen Vollwärmeschutz und Renovierung von Bestandsbauten hat sich der Absatz unserer Produkte erhöht.

Im Geschäftsbereich WACKER SILICONES, der ebenfalls Produkte für die Bauindustrie herstellt, verzeichneten wir ohne die im Jahr 2010 erworbene Marke Lucky Silicones ein organisches Wachstum von 5,1 Prozent. Besonders in Asien (über 17 Prozent) und im Mittleren Osten (über 29 Prozent) konnte das Geschäft von WACKER stark zulegen. Der erfolgreiche Vertrieb unserer Produkte, neue Produktentwicklungen sowie die verbesserte Verfügbarkeit von Siloxan durch den Anlauf neuer Anlagen in China sind dafür verantwortlich.

Elektro- und Elektronikindustrie kann zulegen

Der weltweite Markt der Elektro- und Elektronikindustrie mit einem Volumen von 2,8 Bio. € ist im Jahr 2011 erneut gewachsen. Der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) schätzt den Zuwachs für 2011 auf weltweit sieben Prozent. Besonders die Schwellenländer sind dafür verantwortlich, die rund zehn Prozent zulegen konnten. Die Industrieländer kamen auf einen Anstieg von drei Prozent. Die drei Geschäftsbereiche von WACKER, die Kunden aus der Elektro- und Elektronikindustrie bedienen, konnten von dem Wachstum profitieren. Die Siltronic verzeichnete in diesem Bereich einen leichten Umsatzanstieg gegenüber dem Vorjahr. Der Geschäftsbereich WACKER POLYSILICON hat 15 Prozent seiner Polysiliciumkapazitäten im Jahr 2011 an die Elektronikindustrie verkauft.

Der Geschäftsbereich WACKER SILICONES, der seine Produkte in verschiedene Branchen verkauft, konnte seinen Umsatz ebenfalls erhöhen. WACKER SILICONES steigerte seinen Umsatz in der Automobilelektronik um mehr als 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Bereich Elektroniederspannung, Mittel- und Hochspannungsisolatoren erzielten wir einen Zuwachs von fast zehn Prozent.

Gesamtaussage zu den Rahmenbedingungen

Die Entwicklung der Weltwirtschaft im Jahr 2011 kann in zwei Phasen unterteilt werden. Im ersten Halbjahr konnte das Wachstum aus dem Jahr 2010 fortgesetzt werden. In der zweiten Jahreshälfte ist die Nachfrage in wichtigen Abnehmerbranchen zurückgegangen und das Wirtschaftsklima hat sich deutlich abgekühlt. Die Gründe dafür liegen in der anhaltenden Schuldenkrise der EU-Staaten, der Schwäche der amerikanischen Wirtschaft, im Kampf Chinas gegen eine Überhitzung der Wirtschaft und in strukturellen Risiken im Bankensektor. All das hat dazu geführt, dass die Abwärtsrisiken deutlich zugenommen haben und die wirtschaftliche Entwicklung auch in den ersten Monaten des Jahres 2012 negativ beeinflussen.

Der rasante Aufschwung der Wirtschaftsleistung im Jahr 2010 und in den ersten sechs Monaten des Jahres 2011 hatte für WACKER nicht nur positive Seiten. Der starke Anstieg der Rohstoffkosten hat unser Geschäft gebremst und die Ertragskraft verringert. Wir konnten die hohen Rohstoffkosten nicht eins zu eins an unsere Kunden weitergeben. Insgesamt sind die Umsätze in den drei Chemiebereichen WACKER SILICONES, WACKER POLYMERS und WACKER BIOSOLUTIONS gestiegen bei niedrigerer EBITDA-Marge. Besonders positiv hat sich der Absatz unserer Produkte im Geschäftsbereich WACKER POLYMERS entwickelt, wo wir in erster Linie von Mengenzuwächsen im Dispersionsgeschäft profitieren konnten. Bei der Siltronic blieb zusätzliches Geschäft, das wir nach dem Erdbeben in Japan erwartet haben, weitgehend aus. In der Photovoltaikindustrie haben ein scharfer Wettbewerb und Preisdruck auf Grund von Überkapazitäten auch das Geschäft von WACKER POLYSILICON vor allem im vierten Quartal beeinträchtigt. Die im Moment laufende Konsolidierung wird sich in den ersten Monaten des Jahres 2012 fortsetzen und zu einer Marktbereinigung führen. Als Qualitäts-, Technologie- und Kostenführer in der Polysiliciumherstellung sehen wir uns gerüstet, diese Marktsituation erfolgreich zu bestehen. Insgesamt konnte WACKER seine Marktpositionen in den vier großen Geschäftsbereichen erfolgreich behaupten.

WACKER konnte im abgelaufenen Geschäftsjahr seinen Umsatz in allen Absatzregionen prozentual einstellig steigern. Die größten Zuwächse für unser Geschäft kamen aus Asien. Der Anteil Asiens am Gesamtumsatz des WACKER-Konzerns ist weiter gestiegen und liegt bei 37 Prozent.