Die Weltwirtschaft hat im ersten Halbjahr 2011 ihr Wachstum fortgesetzt. In der zweiten Jahreshälfte hat sich die Stimmung deutlich verschlechtert. Die Nachfrage in wichtigen Abnehmerbranchen ist zurückgegangen und das Wirtschaftsklima hat sich stark abgekühlt. Führende Wirtschaftsinstitute haben daraufhin ihre Wachstumsprognosen für das Jahr 2011 zurückgenommen. Ursachen für die deutliche Abschwächung der Konjunktur sind die anhaltende Schuldenkrise in den EU-Staaten, die Schwäche der amerikanischen Wirtschaft, der Kampf Chinas gegen die hohe Inflation und strukturelle Risiken im Bankensektor.
1 Beim Vergleich der Staatsverschuldung verschiedener Länder muss man berücksichtigen, dass die Volkswirtschaften verschieden groß sind. Deshalb wird die Gesamtverschuldung nicht in absoluten Geldbeträgen ausgedrückt, sondern in Beziehung zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) gesetzt. Nach den Maastricht-Kriterien für die Euro-Währungsunion soll die Gesamtverschuldung 60 Prozent des BIP nicht übersteigen.
Quelle: http://www.staatsverschuldung.de/ausland.htm
Nach Schätzungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) ist die Weltwirtschaft im Jahr 2011 um 3,8 Prozent (2010: 5,1 Prozent) gewachsen. Ursprünglich war der IWF von einem Wirtschaftswachstum von 4,3 Prozent ausgegangen.
Quellen: weltweit: IWF, USA: IWF, Asien: ADB, China: Chinesisches Statistikamt, Indien: ADB, Japan: IWF, Europa: IWF, Deutschland: Statistisches Bundesamt (Dez. 2011)
Asien bleibt der Wachstumsmotor
Stabil und auf einem hohen Niveau zeigte sich im Jahr 2011 das Wachstum in Asien. Die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) rechnet mit einem Anstieg der Wirtschaftsleistung von 7,5 Prozent (2010: 9,0 Prozent). Die beiden wichtigsten Volkswirtschaften China und Indien konnten erneut deutlich zulegen. Nach Angaben des chinesischen Statistikamtes ist die Wirtschaft Chinas um 9,2 Prozent (2010: 10,3 Prozent) gewachsen. Um die hohe Inflation in den Griff zu bekommen, hat die chinesische Notenbank mehrfach den Leitzins angehoben. Das hat dazu geführt, dass sich das Wachstum etwas verlangsamt hat. In Indien ist das Bruttoinlandsprodukt laut ADB um 7,9 Prozent (2010: 8,5 Prozent) geklettert. Die japanische Wirtschaft ist durch die Erdbeben- und Tsunamikatastrophe stark belastet worden. Nach Schätzungen des IWF muss Japan im Jahr 2011 einen deutlichen Rückgang der Wirtschaftsleistung um -0,9 Prozent (2010: 4,0 Prozent) verkraften.
US-Wirtschaft bleibt Sorgenkind
Der erhoffte Aufschwung der US-Wirtschaft ist im Jahr 2011 ausgeblieben. Die Wirtschaftsleistung legte laut IWF um 1,8 Prozent (2010: 3,0 Prozent) zu. Trotz einer Nullzinspolitik der amerikanischen Zentralbank konnte der private Konsum nicht angekurbelt werden. Die hohe Arbeitslosigkeit, der schwache Immobilienmarkt, das geringe Verbrauchervertrauen und die negative Handelsbilanz haben die amerikanische Wirtschaft gebremst.
Eurozone im Griff der Schuldenkrise
Zwar konnte die Wirtschaftsleistung in der Eurozone moderat zulegen, aber die Schuldenkrise einiger europäischer Länder wie Griechenland, Portugal, Irland, Spanien und Italien sowie die schwierigen Verhandlungen der Politik über Lösungswege haben das Wachstum negativ beeinträchtigt. Nach Berechnungen des IWF erhöhte sich das Bruttoinlandsprodukt der Euro-Länder um 1,6 Prozent (2010: 1,8 Prozent).
Deutsche Wirtschaft wächst stärker als die der übrigen EU-Länder
Wie schon ein Jahr zuvor ist die deutsche Wirtschaft im Jahr 2011 stärker gewachsen als die der anderen Mitgliedsstaaten der EU. Deutschland hat damit die Rolle als führende Industrienation in Europa weiter festigen können. Treiber für die positive Entwicklung war vor allem der Export. Die niedrige Arbeitslosigkeit und ein hoher Beschäftigungsgrad haben dazu geführt, dass Steuer-Mehreinnahmen die Schuldenlast verringern. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist das Bruttoinlandsprodukt um 3,0 Prozent (2010: 3,6 Prozent) gestiegen.