Das Beschaffungsvolumen von WACKER ist im Geschäftsjahr 2011 gestiegen. Ursachen dafür waren sowohl Mengenzuwächse wie auch Preissteigerungen. Das Volumen unterteilt sich in Beschaffungen für Rohstoffe und Energie, für Dienstleistungen, Material und Equipment mit einem hohen Anteil für Investitionen. WACKER hat für Rohstoffe, Material und Dienstleistungen 3,42 Mrd. € (2010: 2,80 Mrd. €) ausgegeben. Darin enthalten ist die Beschaffung für Investitionsprojekte in Höhe von 870 Mio. € (2010: 575 Mio. €). Die Einkaufsquote – die Beschaffung für Rohstoffe, Dienstleistungen und Material, bezogen auf den Umsatz – lag bei 69,6 Prozent (2010: 59 Prozent). Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurden rund 1.300 verschiedene Rohstoffe sowie eine Vielzahl technischer Güter und Dienstleistungen für den Anlagenbau und die Instandhaltung beschafft. Die Zahl unserer Lieferanten beläuft sich auf rund 9.900 (rund 8.800 in Technischem Einkauf & Logistik, rund 1.100 im Rohstoffeinkauf).
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Beschaffungsvolumen (inkl. Beschaffung für Investitionen) | ||||||||||
Mio. € |
2011 |
2010 |
2009 |
2008 |
2007 | |||||
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Beschaffungsvolumen |
3.418 |
2.799 |
2.342 |
2.660 |
2.291 |
Mehr Mengen und höhere Preise steigern das Beschaffungsvolumen
für Energie und Rohstoffe
Das Beschaffungsvolumen für Energie und Rohstoffe hat sich im Jahr 2011 erhöht. Der Anstieg ist etwa zu einem Viertel auf den höheren Mengenbedarf und zu drei Vierteln auf höhere Preise zurückzuführen. Mengenzuwächse verzeichneten wir bei den Rohstoffen Ethylen, Vinylacetatmonomer und Polyvinylalkohol. Beim Siliciummetall haben wir weniger Mengen eingekauft, da wir mit dem Standort Holla seit dem vergangenen Jahr über eine eigene Siliciummetallproduktion verfügen. Unser Energiebedarf ist mit der Inbetriebnahme der Polysiliciumproduktion in Nünchritz, dem zusätzlichen Strombedarf des Standortes Holla und dem Ausbau in Burghausen weiter gewachsen. Die Preisbelastungen auf der Energie- und Rohstoffseite beliefen sich auf rund 190 Mio. €. Davon entfiel der überwiegende Teil auf höhere Rohstoffpreise.
WACKER hat im abgelaufenen Geschäftsjahr neue Lieferverträge mit unterschiedlichen Laufzeiten von ein bis drei Jahren abgeschlossen, um die Rohstoffversorgung mittelfristig zu sichern. Durch die zeitliche Staffelung von Verträgen und Vertragslaufzeiten sowie vertraglich vereinbarte Flexibilitätsklauseln sind wir in der Lage, besser mögliche Mengenrückgänge aufzufangen wie auch kurzfristige Optionen auf dem Spotmarkt wahrnehmen zu können.
Für Methanol haben wir einen neuen Vertrag über drei Jahre (2012–2014) sowie einen neuen Vertrag über zwei Jahre bis 2013 abgeschlossen. Für Silicium haben wir mehrere neue Verträge verhandelt und zum Abschluss gebracht sowie einen laufenden Vertrag bis 2015 verlängert. Die Lieferung von Vinylacetatmonomer (VAM) haben wir durch einen neuen Liefervertrag in China und Mehrjahresverträge in den USA gesichert. Außerdem wurden bestehende Verträge in China und den USA verlängert. Bei der Ethylenversorgung haben wir standortbezogen drei neue Verträge verhandelt: einen neuen Langfristkontrakt für den Standort Burghausen, zwei neue Verträge für unseren US-Standort Calvert City sowie die mittelfristige Absicherung am chinesischen Standort Nanjing bis 2018.
Im Energiebereich haben wir erstmals mehrere attraktive Langfristverträge für die Versorgung mit Strom in Deutschland abgeschlossen, die eine Laufzeit bis 2020 haben. Bei den Gasverträgen konnten wir uns für den Standort Nünchritz preislich attraktive Marktkonditionen sichern. Für den Standort Holla in Norwegen haben wir einen langfristigen Stromvertrag ausgehandelt.
Für die zukünftige Polysiliciumproduktion im US-Bundesstaat Tennessee laufen derzeit Verhandlungen und Qualifikationsprozesse für mögliche Lieferanten, damit eine nachhaltige Versorgung des Standortes mit Rohstoffen und Energie zu wettbewerbsfähigen Preisen gewährleistet werden kann.
Technischer Einkauf & Logistik
Der Zentralbereich Technischer Einkauf & Logistik verzeichnete vor allem auf Grund der hohen Investitionstätigkeit von WACKER einen Anstieg des Bestellvolumens. Der Markt für technische Materialien war allgemein von einer hohen Nachfrage mit zum Teil langen Lieferzeiten geprägt. Bei rohstoffabhängigen Materialien im Material-, Equipment- und Verpackungsbereich kam es zu weiteren Preisanhebungen, ebenso bei einigen Dienstleistungen. Insgesamt hat WACKER einschließlich der Siltronic 271.000 Bestellungen ausgelöst. Zehn Prozent unserer Lieferanten decken 80 Prozent unseres Einkaufsvolumens im Technischen Einkauf & Logistik ab.
Im Geschäftsjahr 2011 haben wir größere Rahmenverträge im IT-Bereich, in der Logistik, im Engineeringbereich zur Unterstützung unserer weltweiten Investitionsprojekte und im Elektrosegment für Abwicklung der C-Artikel (Einkaufsartikel, die nicht den Bereichen Produktionsmittel und Rohmaterial zuzurechnen sind) abgeschlossen.
Der Projekteinkauf hat im vergangenen Jahr neun Projekte in verschiedenen Planungsstadien betreut. Die beiden größten davon waren die Polyausbauprojekte in Nünchritz und im US-Bundesstaat Tennessee. Die systematische Risikobeobachtung unserer Lieferbeziehungen haben wir weltweit fortgesetzt. Dabei kamen Analysen von Ratingagenturen, Lieferantenbewertungen und verstärkt der direkte Kontakt zu unseren Partnern zum Einsatz. Wir selbst haben im vergangenen Jahr 510 Lieferanten beurteilt. In Zukunft werden wir bei den Bewertungen die Aspekte Nachhaltigkeit, Arbeitssicherheit und Abwicklung über elektronische Bestellvorgänge stärker berücksichtigen. Beim Thema Lieferantenqualifizierung sind wir im Jahr 2011 einen großen Schritt vorangekommen. Beschaffungen ab 25.000 €/50.000 US-Dollar werden weltweit einheitlich über einen elektronischen Genehmigungsprozess freigegeben.
Zahl der elektronischen Beschaffungsvorgänge steigt weiter
Der Anteil der Beschaffungsvorgänge, die elektronisch abgewickelt werden, hat sich deutlich weiter erhöht. Insgesamt konnten von den rund 600.000 Bestellpositionen rund 450.000 Positionen (2010: 410.000 Positionen) automatisiert abgewickelt werden. Das sind 75 Prozent aller Einkaufsvorgänge. Ebenfalls zugenommen hat die Beschaffung über E-Kataloge. Die Zahl der Lieferanten, die damit arbeiten, ist um 37 auf 160 gestiegen. Die Anzahl der Katalogartikel beträgt über 1,6 Mio. Wir haben rund 180.000 Bestellpositionen (2010: 160.000) über diesen Bestellkanal abgewickelt.
Direkter Kontakt zu unseren Lieferanten
Der direkte Kontakt zu unseren Lieferanten ist ein wichtiger Baustein für erfolgreiches Beschaffungsmanagement. Am 16. Lieferantentag in Burghausen nahmen rund 200 Unternehmen teil. In der Kategorie technischer Dienstleister erhielten die Firmen Leoni, Kerpen, und Kraftanlagen München sowie die Ruperti Werkstätten die Auszeichnung. Die Siltronic verlieh dem japanischen Poliertuchhersteller Nitta Haas den Lieferantenpreis. Das als Spediteurstag bekannte Treffen der Logistikbranche haben wir in Logistiktag umbenannt. Auf dieser Veranstaltung in Burghausen nahmen die Spediteure OOCL Logistics, Leo Prünster und der Kartuschenhersteller Fischbach einen Preis entgegen. WACKER legt Wert auf eine langfristige Zusammenarbeit mit seinen Lieferanten und achtet gleichzeitig darauf, die Abhängigkeit von einzelnen Lieferanten zu verringern. In Deutschland, dem nach wie vor größten Beschaffungsmarkt, arbeiten wir mit rund 6.600 Lieferanten zusammen. Die durchschnittliche Lieferantenbindungsdauer (Technischer Einkauf & Logistik) beträgt zehn Jahre.
Transportvolumen nimmt zu
Vor allem im ersten Halbjahr 2011 ist das Transportvolumen gegenüber dem Vorjahr nochmals gestiegen. Von der Logistikdrehscheibe Burghausen aus wurden rund 715.000 Tonnen (2010: 700.000 Tonnen) Fertigprodukte an Kunden ausgeliefert. Das Volumen wurde über rund 35.000 LKW-Ladungen und 10.500 Übersee-Containern abgewickelt.
Planfeststellung für öffentliches Umschlagterminal abgeschlossen
Nach wie vor arbeitet WACKER daran, seine Logistikstrukturen dem steigenden Geschäftsvolumen anzupassen. In Burghausen konnte die Planfeststellung für ein öffentliches Umschlagterminal abgeschlossen werden. Geplant ist auch eine neue Speditionspforte am Werksgelände, die die An- und Abfahrt erleichtern, eine direkte Anbindung an das öffentliche Terminal ermöglichen sowie die Durchlaufzeiten im Werk verringern soll.
Mit der Inbetriebnahme der Polyausbaustufe 9 in Nünchritz haben wir das Logistikkonzept des Standortes überarbeitet. Untersucht wurden die gesamten Mengenströme in der Versorgungslogistik, im innerbetrieblichen Transport und in der Distribution. In einem Masterplan haben wir festgelegt, wie wir den Standort Nünchritz in den kommenden Jahren logistisch begleiten wollen.