Künftige Entwicklung des WACKER-Konzerns
Nach unserem angenommenen Szenario erwarten wir, dass die Weltwirtschaft im Jahr 2014 wächst. Erstmals seit dem Jahr 2011 soll Europas Wirtschaft wieder leicht wachsen. Die größten Wachstumsimpulse kommen aber aus Asien und den USA.
Der Schwerpunkt unserer Investitionen konzentriert sich in den nächsten zwei Jahren auf die Fertigstellung unserer Polysiliciumproduktion im US-Bundesstaat Tennessee, die wir in der zweiten Jahreshälfte 2015 in Betrieb nehmen wollen. Grundsätzlich verlagert sich der Investitionsschwerpunkt auf Anlagen zur Herstellung von Fertigprodukten. WACKER setzt vor allem auf organisches Wachstum seines Geschäfts. Nach wie vor sehen wir hier gute Wachstumspotenziale in Anwendungen und Märkten. Die Investitionen werden in den kommenden zwei Jahren wie bereits im Jahr 2013 unter den Abschreibungen liegen.
Der Geschäftsbereich WACKER POLYMERS erweitert seine Produktionsanlagen für Dispersionspulver im chinesischen Nanjing. Die Jahresleistung soll um 30.000 auf 60.000 Tonnen erhöht werden. Im Geschäftsbereich WACKER SILICONES investieren wir im Jahr 2014 in Anlagen für die Herstellung von Fertigprodukten. Bei Siltronic sind die Investitionen konzentriert, um die Anforderungen der neuesten Design-Rules bei der 300 mm Technologie zu bedienen.
Künftige Produkte und Dienstleistungen
Die Substitution von Styrolbutadien durch VAE-Dispersionen von WACKER wird sich fortsetzen. Die wichtigsten Adressaten sind dabei die Verpackungs- und die Teppichindustrie. Das größte Potenzial hat das Substitutionsgeschäft in Amerika und in Westeuropa. Nachdem wir in Amerika bereits sehr erfolgreich sind, werden wir jetzt den europäischen Markt verstärkt bearbeiten. Der europäische Teppichmarkt ist mit einem Anteil von 30 Prozent der zweitwichtigste Markt der Welt. Beide Märkte zusammen haben ein Volumen von rund 15 Mrd. US-$. Mit einem neuen VINNAPAS®-Produkt zum besseren Feuerschutz von Stahlträgern bei Hochhäusern wollen wir unsere Marktposition in diesem Segment ausbauen. Intumeszenz-Beschichtungen bieten im Brandfall Schutz durch eine effiziente Isolierschicht und können so Menschenleben retten. Das Marktforschungsinstitut Frost & Sullivan geht davon aus, dass der Markt für diese Beschichtungen bis zum Jahr 2020 auf mehr als 2,5 Mrd. US-$ wächst.
Umweltfreundliche Innenfarben sind vor allem in Asien und Südamerika ein stark wachsender Markt. Mit einer neuen Dispersion der Marke VINNAPAS®, die speziell für diese Anwendungen entwickelt wurde, wollen wir vom weiteren Wachstum auf diesen Märkten profitieren. Das Marktforschungsinstitut marketsandmarkets geht davon aus, dass der Markt für umweltfreundliche Anstriche durchschnittlich um rund sechs Prozent wachsen wird. Bereits im Jahr 2012 hatte er ein Volumen von 60 Mrd. US-$.
Der Geschäftsbereich WACKER SILICONES wird seine Spezialsilicone stärker vermarkten. Im Bereich Beleuchtungstechnik haben wir hochtransparente Flüssigsilicone für flexible optische Linsen entwickelt. Mit diesen Linsen verbessert sich die Lichtsteuerung von LED-Lampen. Darüber hinaus eröffnet sie Möglichkeiten zur Entwicklung neuer adaptiver Scheinwerfersysteme für Autos. Laut einer McKinsey-Studie wird der Beleuchtungsmarkt bis zum Jahr 2020 ein Volumen von 100 Mrd. € erreichen, mit jährlichen Wachstumsraten zwischen drei und fünf Prozent.
Neue Produkte bietet WACKER SILICONES für Kosmetik- und Körperpflegeprodukte in Asien an. In China und Indien produzieren wir Siliconemulsionen für Haarwaschmittel und Conditioner, die speziell für asiatische Konsumenten entwickelt wurden. Der Markt für Kosmetik und Körperpflegeprodukte wächst laut Euromonitor in der Region Asien-Pazifik jährlich um über vier Prozent. Bis 2017 erreicht er ein Marktvolumen von 100 Mrd. €. Der Geschäftsbereich WACKER BIOSOLUTIONS hat ein neues Bindemittelsystem unter dem Namen VINNEX® entwickelt. Das System verbessert die physikalischen Eigenschaften der Biokunststoffe und lässt sich in der industriellen Herstellung besser verarbeiten. Im Jahr 2011 sind laut einer Studie des Branchenverbandes European Bioplastics 1,2 Mio. Tonnen Biokunststoffe produziert worden. Bis 2016 soll die Produktion auf rund sechs Mio. Tonnen steigen.
Forschung und Entwicklung
Strategische Konzern-Schlüsselprojekte stehen weiter im Fokus unserer Forschungs- und Entwicklungsarbeit. WACKER plant, im Jahr 2014 für diese Projekte 20 Prozent (2013: 20 Prozent) des F&E-Budgets aufzuwenden. Ein Schwerpunkt unserer Forschung und Entwicklung im Jahr 2014 wird sein, die Initiative New Solutions umzusetzen, mit der wir technisch und kommerziell überlegene Lösungen für neue Anwendungen entwickeln. Das F&E-Budget soll im Jahr 2014 bei rund 169 Mio. € liegen. Schwerpunkte unserer Forschungs- und Entwicklungsarbeit sind nach wie vor die Zukunftsfelder Energie, Katalyse, Biotechnologie und Bauanwendungen sowie Halbleiter. Besonderes Augenmerk legen wir dabei auf die Themen Energiespeicherung und Erzeugung regenerativer Energie.
Im Jahr 2014 wird WACKER mit der Technischen Universität Berlin einen internationalen Wissenschaftskongress organisieren. Zum 17. International Symposium on Silicon Chemistry (ISOS XVII) und zu den gemeinsam veranstalteten 7. European Silicon Days werden bis zu 600 Forscher auf dem Gebiet der Silicium- und Siliconchemie in Berlin erwartet. Im Rahmen des Kongresses vergibt WACKER zum 14. Mal den WACKER Silicone Award für herausragende Leistungen in diesem Forschungsgebiet.
Produktion
WACKER wird in den nächsten beiden Jahren neue Produktionskapazitäten in Betrieb nehmen. Der Geschäftsbereich WACKER BIOSOLUTIONS beginnt seine Inbetriebnahme für PVA c-Festharze (Jahreskapazität: 20.000 Tonnen) im chinesischen Nanjing im Jahr 2014. Nach der geforderten Produktqualifizierung für Nahrungsmittelhersteller wird der bisherige Standort in Wuxi geschlossen. Erweitern wollen wir ebenfalls in Nanjing die Produktionskapazität für Dispersionspulver. Die derzeitige Jahreskapazität soll um 30.000 auf 60.000 Tonnen pro Jahr erhöht werden. Im Geschäftsbereich WACKER SILICONES soll eine Anlage in Burghausen erweitert werden, mit der wir kurzkettige Siliconöle, Vinylpolymere und Dehesive für Papierbeschichtungen herstellen können. Die Inbetriebnahme ist für das Jahr 2015 geplant. Der Geschäftsbereich WACKER POLYSILICON startet im Jahr 2014 seine neue Reinigungsanlage für Polysilicium am Standort Burghausen. In der zweiten Jahreshälfte 2015 soll mit der Produktion von Polysilicium am neuen Standort im US-Bundesstaat Tennessee begonnen werden. Das konzernweite Programm „Wacker Operating System“ (WOS) konzentriert sich darauf, die Produktivität weiter zu verbessern. Alle wesentlichen Produktivitätshebel (Rohstoff- und Energieeffizienz, Kapazitäten, Arbeitsproduktivität) nehmen wir dabei unter die Lupe. Der Schwerpunkt liegt auf Schlüsselprojekten mit hohem wirtschaftlichem Einfluss auf Kosten und Nutzen.
Inbetriebnahmen Produktionsanlagen 2014–2015
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Standort |
Projekte |
Inbetriebnahme |
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Burghausen |
Reinigungsanlage Polysilicium |
2014 |
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Zhangjiagang |
Emulsionsanlage |
2014 |
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Burghausen |
Erweiterung Silicone 1 |
2014 |
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Nanjing |
Festharze |
2014 |
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Burghausen |
Neue Dampfturbine |
2014 |
Der Instandhaltungsaufwand wird im Geschäftsjahr 2014 auf dem Vorjahresniveau von rund 360 Mio. € bleiben.
Einkauf und Logistik
Der Einkauf von Energie und Rohstoffen bleibt ein wichtiger Einflussfaktor hinsichtlich der Ertragsstärke von WACKER. Energie- und Rohstoffkosten machen mehr als ein Drittel unserer Herstellungskosten aus. WACKER geht davon aus, dass die Preise für Rohstoffe flach bleiben. Eine Voraussetzung dafür ist, dass der Ölpreis pro Barrel in einem Preiskorridor von 100 bis 110 US-$ liegt. Die Preise für unsere vier wichtigsten Rohstoffe entwickeln sich unterschiedlich, selbst in einzelnen Regionen. Der Preis für Siliciummetall wird aus unserer Sicht im Jahr 2014 weiter leicht rückläufig sein. Für Vinylacetatmonomer (VAM) erwarten wir in Amerika etwas niedrigere Preise, in Europa dagegen leicht steigende Preise. Der Preis für Ethylen wird im Jahr 2014 flach bleiben. Bei Methanol gehen wir im Jahr 2014 von steigenden Preisen aus.
Regulatorische Effekte dominieren die Preisentwicklung für Energie. Ihr Einfluss ist größer als alle Marktschwankungen an der Strombörse. Wir erwarten für das Jahr 2014, dass stromintensive Produktionsprozesse von der EEG-Umlage befreit werden. Gleichzeitig gehen wir von deutlich höheren Netzentgeltzahlungen aus sowie einer höheren EEG-Umlage für unsere nicht befreiten Produktionsbereiche. Die Energiekosten bleiben im Jahr 2014 auf dem Niveau des Vorjahres.
Die Versorgungssicherheit bezüglich Rohstoffen und Energie ist in den kommenden beiden Jahren nicht gefährdet. Die Märkte für die von uns benötigten Rohstoffe sind so liquide, dass es zu keinen Lieferengpässen kommen sollte. Für unsere wichtigsten vier Rohstoffe haben wir die benötigten Mengen für das Jahr 2014 weitgehend und für das Jahr 2015 zum großen Teil gesichert. In den nächsten beiden Jahren arbeiten wir weiter daran, das Lieferantenportfolio von WACKER für Rohstoffe global breiter aufzustellen. Gleichzeitig werden wir die für uns relevanten Rohstoffeinkaufsquellen noch stärker und intensiver beobachten, um neue Lieferanten für uns zu erschließen.
Das Gleiche gilt für den technischen Einkauf. Auch hier ist es unser Ziel, das Lieferantenportfolio systematisch zu optimieren, um den Wertbeitrag am Unternehmenserfolg innerhalb der nächsten zwei Jahre messbar zu steigern. Im Vordergrund steht dabei der zielgerichtete Ausbau des globalen Beschaffungsnetzwerkes. Zwei Themen stehen dabei im Fokus. Unter dem Titel „Aus der Region für die Region“ werden wir bei neuen Projekten in Asien und hier in erster Linie in China und Südkorea konsequent nach geeigneten Lieferanten vor Ort suchen, die mit WACKER kooperieren. Gleichzeitig werden wir die Beschaffung aus China, Indien und Südkorea für unsere Standorte in Amerika und Europa ausbauen. Dazu gehört auch, unsere internationale Einkaufsorganisation informationstechnisch und kommunikativ besser miteinander zu vernetzen. Im Fokus stehen die schrittweise Internationalisierung der Warenklassenarbeit und ein regelmäßiger Austausch der regionalen Einkaufsorganisationen.
Im Bereich der Logistik wird das neue öffentliche Umschlagterminal (KV-Terminal) am Standort Burghausen im Jahr 2014 in Betrieb genommen. Unser Ziel ist es, mit dem neuen Terminal weitere Transporte von der Straße auf die Schiene zu verlagern.
Vertrieb und Marketing
WACKER wird die Zahl seiner Vertriebsmitarbeiter in der Region Asien erhöhen. Damit wollen wir unsere Präsenz und die Marktpenetration weiter verbessern. Das Pilotprojekt „WACKER auf Rädern“, mit dem wir bisher in Vietnam direkt auf Baustellen unsere Polymerprodukte vorgestellt haben, wollen wir auf andere asiatische Länder ausdehnen, beispielsweise Indonesien. Wichtige Messen im Jahr 2014 sind für uns die in-cosmetics in Hamburg im April und die Compamed in Düsseldorf im November. Auf zwei größeren Messen rund um das Thema Beschichtungen und Farbe werden wir im März in Dubai und im April in den USA vertreten sein.
Mitarbeiter
Bei der Neueinstellung von Mitarbeitern wird WACKER auch weiterhin zurückhaltend vorgehen. Insgesamt gehen wir davon aus, dass sich die Zahl der Mitarbeiter im WACKER-Konzern im Jahr 2014 durch die Übernahme der Scil Proteins Production in Halle und die Konsolidierung der Siltronic Samsung Wafer Pte. Ltd. erhöhen wird. Für das Jahr 2015 gehen wir ebenfalls von einem Anstieg der Mitarbeiterzahl aus.
Abgeschlossen wird im Jahr 2014 die Einführung des neuen Talent-Management-Prozesses. WACKER will damit konzernweit die Potenziale der Mitarbeiter fördern und eine ausreichende Zahl an qualifizierten Kandidaten identifizieren, die langfristig anspruchsvolle Aufgaben übernehmen können. Um die Gesundheitsvorsorge für unsere Mitarbeiter zu verbessern, eröffnen wir im Jahr 2014 das neue Gesundheitszentrum am größten Standort Burghausen.
Die vielfältigen Möglichkeiten flexibler Arbeitszeiten ergänzen wir in den kommenden Jahren um vier Modelle:
- die Familienpflegezeit, in der Mitarbeiter Angehörige pflegen können,
- die reduzierte Vollzeitarbeit, von der besonders belastete Tarifmitarbeiter ab 60 Jahren profitieren,
- das Sabbatical, in dem Mitarbeiter ihre persönliche Arbeitszeit durch Auszeiten flexibel gestalten können, und
- neue Qualifizierungsangebote, die die Möglichkeit eröffnen, berufsbegleitende oder parallel zum Arbeitsverhältnis in Vollzeit durchgeführte Weiterbildungen zu absolvieren.
Nachhaltigkeit
WACKER arbeitet weiter daran, seine Energieeffizienz zu verbessern Mit der für 2015 geplanten Inbetriebnahme der Polysiliciumproduktion in Tennessee wird unser Strombedarf erhöht. Der spezifische Energieverbrauch (Energiemenge pro Nettoproduktionsmenge) soll in Deutschland bis zum Jahr 2022 um elf Prozent verringert werden. Von 2014 an verfolgt WACKER drei quantifizierbare Umweltziele zu den Schwerpunkten Produkte, Klimaschutz und Emissionen. Dazu haben wir für unsere Produktion relevante Parameter ausgewählt: Kohlendioxid (CO2)-Äquivalent, flüchtige organische Verbindungen ohne Methan (NMVOC, Non Methane Volatile Organic Compounds) und Staub. Unsere Staubemissionen sollen in den nächsten zehn Jahren bei einem vergleichbaren Produktportfolio um 25 Prozent sinken. Ebenfalls um 25 Prozent wollen wir die NMVOC-Emissionen verringern. In Deutschland planen wir die spezifischen CO2-Äquivalent-Emissionen um 15 Prozent pro Tonne Nettoproduktion zu reduzieren.
Beim Arbeitsschutz wollen wir die Zahl der Arbeitsunfälle pro eine Mio. Arbeitsstunden konzernweit auf unter 2,0 im Jahr 2015 verringern. Auf dem Weg zu diesem Ziel wollen wir an den deutschen Standorten im Jahr 2014 die Zahl der Arbeitsunfälle auf unter 3,0 pro eine Mio. Arbeitsstunden reduzieren.
Für die dritte, bis Mitte 2018 laufende REACH-Etappe bereiten wir weitere 160 Stoffdossiers vor. Für unsere bei der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) registrierten Stoffe werden wir weitere Beschreibungen zur sicheren und umweltgerechten Verwendung von Chemikalien (GPS Safety Summaries) veröffentlichen.