Ronny Weichert (links) ist einer von 96 Langzeitarbeitslosen, denen Werkleiter Gerd Kunkel (rechts) eine neue
Chance gab.
Vom Nachbarn zum Mitarbeiter – Ronny Weichert hätte nie gedacht, dass es so schnell gehen kann.
Als der gelernte Metallbauer Ende 2007 wegen der Stahlkrise seinen Job verliert, da fällt ihm nicht im Traum ein, dass er irgendwann zu WACKER nach Nünchritz wechseln könnte. Wie jeder hier in der Gegend kennt er das Unternehmen vom Vorbeifahren. „Und ich wusste auch“, sagt er heute, „dass WACKER Silicone herstellt.“ Aber das, so glaubt er, habe nur mit Chemie zu tun – einen Konstruktionsmechaniker wie ihn können die doch gar nicht gebrauchen. Was für ein Irrtum.
13 Monate ist Ronny Weichert arbeitslos. Dann erzählt ihm seine Mutter, sie habe in der Zeitung gelesen, dass man als Arbeitsloser aufs Amt gehen und sich in einen Pool eintragen lassen könnte.
Die Verbrennungsanlage wird nicht nur bei
Rundgängen überwacht, sondern auch rund um die
Uhr auf mehreren Computerbildschirmen.
Dieser „Pool“ ist Teil einer Aktion, an deren Ende WACKER 96 Langzeitarbeitslose zurückbringt in Lohn und Brot. Bevor es so weit ist, unterzieht Weichert sich einem Auswahlverfahren. „Ich musste einen Intelligenztest machen, zum Werkarzt gehen und mich in der Personalabteilung von WACKER vorstellen – die wollten wissen, ob ich mich im Vorfeld über das Unternehmen informiert und eine Vorstellung davon habe, was ein Chemikant macht“, erzählt der 29-Jährige. Selbstverständlich hatte er längst im Internet gestöbert – vier Wochen später folgt die Einladung zum Informationsabend. „Als dieser Brief kam“, sagt Ronny Weichert, „da wusste ich: Das ist eine super Sache, das mache ich.“
Von Mai 2009 bis Oktober 2010 durchläuft er eine schulische Ausbildung, lernt alles über Rohrleitungsbau und chemische Verfahren. Danach beginnt bei WACKER der praktische Teil seiner Ausbildung zum Chemikanten.
Arbeitsplätze in der Region schaffen
Ronny Weichert mit seiner neuen Zukunftsperspektive ist nur ein Beispiel dafür, wie partnerschaftlich WACKER mit den Menschen in der Region umgeht. „Wir sind hier Zaun an Zaun mit unseren Nachbarn“, sagt Werkleiter Gerd Kunkel. „Gerade als Chemiewerk sind wir darauf angewiesen, in einem gut nachbarschaftlichen Verhältnis zu leben – und wir sind bereit, dafür alles zu tun.“ Das Schaffen von Arbeitsplätzen für die Menschen aus der Umgebung ist dabei nur ein Punkt, wenn auch ein besonders wichtiger. Bis Ende 2011 werden 450 neue Mitarbeiter eingestellt. Darüber hinaus schafft und sichert WACKER auch Arbeitsplätze in der Region: Auf der Baustelle der neuen Polysiliciumanlage arbeiten rund 1.500 Bautechniker und Monteure, die bei Firmen aus Sachsen und Bayern beschäftigt sind. Die Hälfte von ihnen nutzt als Unterkünfte Ferienwohnungen in der Umgebung. 80 Prozent der verwendeten Baumaterialien stammen aus Sachsen. Und nicht nur auf der Baustelle, sondern auch im übrigen Werk sind regionale Lieferanten gefragte Partner: „29 Prozent unseres Beschaffungsvolumens kommen aus Sachsen“, sagt Andreas Scharf, zuständig für die kaufmännischen Dienste. Allein in Nünchritz gab es 2010 Bestellungen im Wert von rund 24 Millionen Euro – vom Anlagenbauer über den Elektroinstallationsbetrieb bis hin zum Apotheker und zum Gärtner.
Das Überprüfen von Rohrleitungen gehört zu den
Dingen, die ein Chemikant beherrschen muss.
Miteinander reden
Seit dem Jahr 2000 gibt es in Nünchritz jedes Jahr im Juni einen Nachbarschaftstag. Die Nachbarn machen eine Werkrundfahrt, bekommen eine Brotzeit und können Fragen stellen. Umweltschutz und Betriebssicherheit sind dabei wichtige Themen – und in den letzten Jahren natürlich auch der Neubau der Polysiliciumanlagen. „Wir wissen, dass die Leute mit diesem Neubau einiges mitmachen“, sagt Gerd Kunkel, „und deswegen reden wir mit ihnen und informieren sie, so gut wir können – das macht ein bisschen Arbeit, aber es zahlt sich aus.“ Die Werkerweiterung rief keine Bürgerinitiative auf den Plan, sondern örtliche Vereine, vom Kegelclub bis zum Fischereiverband – sie alle finden gut, was WACKER macht, denn es stärkt das Selbstbewusstsein einer ganzen Region. Die Angler profitieren außerdem auch noch von der hauseigenen Kläranlage: Das Wasser an der Einleitstelle ist so klar und sauber, dass sich dort besonders viele Fische tummeln.
Und auch schwierige Themen werden so gelöst, dass alle damit leben können: So befanden sich vier Wohnhäuser in unmittelbarer Nähe des Neubaus von Poly 9. Es gab lange Gespräche mit den Hausbesitzern, die allesamt den Wunsch äußerten, ihre Häuser zu verkaufen. WACKER erwarb die Häuser schließlich zu einem fairen Preis, der es allen Parteien ermöglichte, in ein neues Zuhause in der Umgebung zu ziehen. Die 80-jährige Erika Hütter sagt: „Die Leute von WACKER waren wirklich nett, auch der Herr Kunkel hat viel mit uns geredet.“ Heute hoppeln Feldhasen durch den verwilderten Garten – und Erika Hütter muss keine Treppen mehr steigen, sondern lebt in einer hübschen Erdgeschosswohnung „mit einer großen Stube, einer Schlafstube und einem Kinderzimmer“. Kinderzimmer? „Ja“, sagt sie, „das brauche ich, da stehen die Möbel aus meinem alten Haus drin“ – als Erinnerung an die Zeit mit ihrem Mann, der vor zehn Jahren verstorben ist.
Im Gespräch: Nachbarin Erika Hütter mit Werkleiter
Gerd Kunkel.
Perspektiven für die Zukunft
Ronny Weichert freut sich auf die Zukunft. „Ich bin froh, dass ich jetzt wieder Pläne machen kann und mir nicht mehr vom Staat helfen lassen muss“, sagt er. Derzeit arbeitet er in der Verbrennungsanlage für Reststoffe – und wenn es nach ihm ginge, würde er dort auch gerne bleiben, wenn er im Herbst 2011 seine Ausbildung abgeschlossen hat.
Denn der Job in dieser Anlage macht ihm Spaß: Gemeinsam mit einem erfahrenen Kollegen macht Weichert mindestens zweimal pro Schicht einen Rundgang durch alle fünf Ebenen. Im Rahmen seiner Ausbildung lernt er dabei, Pumpen und Rohrleitungen zu prüfen und Dichtungen zu wechseln. Für größere Reparaturen, wenn etwa ein Messgerät ausgetauscht werden muss, sind die Fachleute in der Technik zuständig. Bei diesen Rundgängen trägt Weichert immer einen feuerfesten und säurebeständigen Blaumann, dazu eine Schutzbrille und einen Schutzhelm. Er wartet bereits auf den Tag, an dem er diesen weißen Helm gegen einen gelben eintauschen darf – denn einen weißen Helm tragen in Nünchritz die Auszubildenden, einen gelben die Mitarbeiter in Festanstellung.