Wir verbessern unsere Prozesse ständig, um Transporte zu vermeiden und die Emissionen bei den notwendigen Transporten zu senken. Unsere Logistik hat 2010 ein neues Simulationssystem eingeführt, mit dem wir unsere Warenströme analysieren. Wir berechnen mit diesem System den Ausstoß von Kohlendioxid und ermitteln Optimierungspotenzial bei den Transportwegen und der Auslastung der Fahrzeuge.
Von der Logistikdrehscheibe Burghausen aus haben wir im Jahr 2010 715.000 Tonnen (2009: 600.000 Tonnen) Fertigprodukte an unsere Kunden ausgeliefert. Die Anzahl der Transporte stieg um rund 15 Prozent auf knapp 43.000. Dieses Volumen haben wir mit mehr als 38.000 LKW-Ladungen (2009: 35.000) und 10.500 Überseecontainern (2009: 9.900) transportiert. 67 Prozent unseres Verkehrsaufkommens entfallen auf LKW und 33 Prozent auf die Schiene (davon 22 Prozent über Schiene auf Schiff).
In unserer Verbundproduktion nutzen wir Nebenprodukte eines Betriebs als Rohstoff in benachbarten Anlagen – der Transport per Rohrleitung ist emissionsfrei. Am Standort Burghausen beziehen wir den wichtigen Rohstoff Ethylen per Rohrleitung von der benachbarten OMV Deutschland.
Unser Werk Nünchritz bezieht die Kartuschen für Silicone von einem Packmittelproduzenten aus dem benachbarten Großenhain. Der Standort Burghausen bezieht wiederverwertbare IBC-Behälter (Intermediate Bulk Container), Fässer und Paletten ausschließlich von Lieferanten aus der Region. Sowohl der Lieferant für Kartuschen in Nünchritz als auch der Lieferant von IBC-Behältern in Burghausen haben sich aufgrund der kurzen Wege zu WACKER in der Nachbarschaft unserer Werke angesiedelt.
Auch unsere internationalen Standorte kaufen vor allem bei Lieferanten in der Region ein, um die Transportwege kurz zu halten. In den Jahren 2009 und 2010 haben wir neue Anlagen in China eröffnet, wo wir durch Verbundproduktion den Transport von Rohstoffen aus Deutschland und USA vermeiden. Mit diesen Anlagen sind wir nahe bei unseren chinesischen Kunden – dadurch reduzieren wir überkontinentale Transportwege für unsere Produkte.
Wir haben die früher verstreuten Außenlager am Standort Burghausen 2008 in einem Zentrallager drei Kilometer vom Werk entfernt konsolidiert. Dadurch sind die bisherigen Shuttle-Transporte per LKW in den Jahren 2009 und 2010 um fast 98 Prozent gesunken – von rund 340.000 auf nur noch 10.000 gefahrene Kilometer bei gleicher Tourenanzahl. Mit elektronischen Systemen organisieren wir unseren Innerwerktransport so, dass kurze Wege entstehen und Leerfahrten vermieden werden. Unser Innerwerktransport untersucht alternative, emissionsärmere Fahrzeugkonzepte. Neben dem Kohlendioxidausstoß bewerten wir auch die Lärmemissionen von Fahrzeugen.
Mit unseren Spediteuren tauschen wir elektronisch Daten aus, damit sie ihre Touren optimal planen und ihre Fahrzeuge voll beladen können. Auch unser Gebietsspediteurkonzept, das seit 1996 besteht, trägt dazu bei, Leerfahrten zu vermeiden: Der für ein bestimmtes Postleitzahlengebiet zuständige Spediteur kann in seiner Region die Rückfahrten so planen, dass kaum ein Fahrzeug nur Teilladungen transportiert. Wir bewerten unsere Spediteure jährlich auch hinsichtlich Umweltaspekten. So fragen wir zum Beispiel die Einstufung der Fahrzeuge in die Euro-Norm (Abgasnorm) ab. Der Anteil an Euro-5-Fahrzeugen hat sich von knapp acht Prozent im Jahr 2006 auf über 70 Prozent im Jahr 2010 erhöht (dies entspricht knapp 2.000 LKW).
WACKER ist in den letzten Jahren stark gewachsen – das gilt vor allem für die Produktion an unseren Standorten Burghausen und Nünchritz. Eine gute logistische Anbindung der Werke ist erforderlich, auch um die Belastung der Bevölkerung so gering wie möglich zu halten. Am Standort Nünchritz startete im Herbst 2010 der Bau einer Umgehungsstraße. Die Straße wird die Anwohner im Dorf Roda vom Transportverkehr entlasten. Die neue Umfahrung hat eine Länge von 2,6 Kilometern, wovon rund zwei Kilometer neu gebaut werden. Die Bauarbeiten sollen Ende 2011 abgeschlossen sein.
Wir verlagern Transporte wo immer möglich von der Straße auf die Schiene. Schon heute wird der größte Teil der Frachtcontainer, die unsere deutschen Standorte verlassen, mit der Bahn in die Nordhäfen transportiert. 2009 war das zehnjährige Jubiläum des WACKER-Containerzugs, der täglich mit einer Länge von rund 600 Metern von Burghausen nach Bremerhaven und Hamburg fährt. In Burghausen beträgt der Anteil des Schienenverkehrs am Containertransport mittlerweile fast 100 Prozent. Mehr als 11.000 Frachtcontainer pro Jahr werden nicht mehr auf der Straße zu den Seehäfen transportiert. Mit einer Auslastung von annähernd 100 Prozent ist er der am effizientesten genutzte Containerzug der Branche. Die Deutsche Bahn AG hat 2010 begonnen, die bisherigen Diesellokomotiven durch eine neue Baureihe zu ersetzen. Diese Zugmaschinen entsprechen den aktuellen Emissionsvorschriften und sind so leistungsstark, dass künftig eine (statt bisher zwei) den langen Containerzug ziehen kann.
67 Prozent unseres Verkehrsaufkommens entfallen auf LKW und 33 Prozent auf die Schiene – davon 22 Prozent über Schiene auf Schiff. Der größte Teil der Frachtcontainer, die unsere deutschen Standorte verlassen, gelangt per Bahn in die Nordhäfen.
Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) hat einen Leitfaden zur Ermittlung der Kohlendioxidemissionen in der Logistik entwickelt. Diesen nutzen wir, um unsere Transporte zu bewerten: Allein im Jahr 2009 hat der Schienenweg von Burghausen ins Umschlagterminal München-Riem im Vergleich zur Straße rund 700 Tonnen Kohlendioxid gespart. Unsere Containerzüge zwischen Bremerhaven/Hamburg sowie Burghausen/Nünchritz ersetzen jährlich rund 18.000 Straßentransporte. Dadurch haben wir im Jahr 2010 rund 1.600 Tonnen Kohlendioxid gespart.
Auch aus unserem Werk Nünchritz transportieren wir Container auf der Schiene zu den Seehäfen. An diesem an der Elbe gelegenen Standort nutzen wir das emissionseffiziente Binnenschiff. Unser Werk Köln bezieht den größten Teil der Rohstoffe per Binnenschiff über den Rhein.
Für unsere Rohstoffeinkäufe ist der Schienenweg das überwiegende Transportmittel. Auf kurzen Strecken ist jedoch der LKW-Transport immer noch wirtschaftlicher und damit unverzichtbar.
WACKER unterstützt Planungen für ein neues öffentliches Umschlagterminal für den kombinierten Verkehr in Burghausen. Mit dieser Logistikdrehscheibe können weitere Transportmengen von der Straße auf die Schiene verlagert werden. Beispielrechnung: Mit nur einem Güterzug wöchentlich zusätzlich zu den bisher fünf Zügen pro Woche von Burghausen in die Seehäfen könnten rund 2.500 LKW-Ladungen auf die Schiene verlegt werden. Für das Umschlagterminal wurde das Planfeststellungsverfahren Anfang 2011 gestartet; das Terminal könnte frühestens 2013 in Betrieb genommen werden. In Zusammenhang mit dem geplanten öffentlichen Umschlagterminal konzipiert der Standort Burghausen eine neue Speditionspforte im Norden des Werks. Sie wird die Verkehrsführung verbessern und die Anwohner vom Schwerverkehr entlasten. Die Pforte soll zeitgleich mit dem Kombiterminal vor unseren Werktoren den Betrieb aufnehmen. Kombi bedeutet kombinierter Ladungsverkehr: Zufuhr auf der Straße aus der näheren Umgebung und Weitertransport auf der Schiene.
Der von den Unternehmen des bayerischen Chemiedreiecks erwünschte Ausbau der Autobahn A94 München–Passau wird in den nächsten Jahren entscheidend vorankommen. Im Frühjahr 2009 begann der Bau des Teilstücks zwischen Forstinning und Pastetten (Länge: sechs km). Bis Ende des Jahres 2011 soll dieser Abschnitt fertig gestellt sein. Im August 2009 folgten die ersten Bauarbeiten für die 4,3 km lange Trasse von Ampfing nach Heldenstein. Hier rechnet man mit dem Abschluss der Bauarbeiten Ende 2012. Für eine geschlossene Autobahn zwischen München und dem bayerischen Chemiedreieck fehlen dann noch die Strecken Pastetten–Dorfen (17,4 km) und Dorfen–Heldenstein (14,9 km). Eine durchgängige Autobahn würde nicht nur die Verkehrsinfrastruktur verbessern, sondern zudem die Ortschaften an der B12 vom hohen Verkehrsaufkommen entlasten und damit auch das bisher hohe Unfallrisiko auf dieser stark befahrenen Bundesstraße senken.
Auch das zweite große Infrastrukturprojekt des bayerischen Chemiedreiecks, der zweigleisige Ausbau und die Elektrifizierung der Bahnstrecke nach München, macht Fortschritte. Im Dezember 2010 wurde der zweigleisige Begegnungsabschnitt zwischen Ampfing und Mühldorf (acht km) in Betrieb genommen. Der Flaschenhals der Bahnstrecke bleibt das Stück zwischen Mühldorf und Tüßling. Hier treffen drei Bahntrassen aufeinander, rund ein Prozent des deutschen Güterverkehrs läuft über diese Strecke. Die Planungen sind im Rahmen der Konjunkturpakete I und II erfolgt, das Planfeststellungsverfahren hat begonnen. Die Ehringer Innbrücke wird ebenfalls aus den Konjunkturmitteln zweigleisig gebaut und noch im Jahr 2011 fertig gestellt werden. Mit der Fertigstellung dieses Streckenabschnitts ist im Frühjahr 2016 zu rechnen.
Ethylen-Pipeline Süd
Die Ethylen-Pipeline Süd (EPS) soll die Infrastruktur zum sicheren und wirtschaftlichen Transport von Ethylen zwischen wichtigen süddeutschen Chemiestandorten verbessern. Dazu wird eine Rohrleitung verlegt. Sie verläuft von Münchsmünster (Bayern) durch Baden-Württemberg nach Ludwigshafen (Rheinland-Pfalz). In Bayern wird Ethylen in Burghausen (OMV Deutschland) und in Münchsmünster (Ruhr Oel) hergestellt.
Verarbeitet wird Ethylen an den Standorten Burghausen (Borealis, WACKER), in Burgkirchen-Gendorf (Clariant, Vinnolit) und in Münchsmünster (LyondellBasell). Mit dem Bau der Rohstoff-Pipeline ergreifen die beteiligten Unternehmen die Initiative, um das Bayerische Chemiedreieck wettbewerbsfähig zu halten und Arbeitsplätze zu sichern.
In der Rohrleitung wird der Rohstoff emissionsfrei und mit geringem Energieaufwand befördert. Nach Abschluss der Bauarbeiten beeinträchtigen Pipelines das Landschaftsbild nicht. In Schutzgebieten für Wasserversorgungen und Heilquellen werden Rohrleitungsanlagen nicht, in wasserwirtschaftlich bedeutsamen Gebieten nur unter besonderen Sicherheitsmaßnahmen verlegt.
Der Verwaltungsgerichtshof Mannheim hat 2010 den Antrag eines schwäbischen Landwirts gegen den Bau der EPS zurückgewiesen. Gegen die Trassenführung bestehen keine Sicherheitsbedenken; der öffentlich-rechtliche Vertrag zwischen EPS und dem Land Baden-Württemberg ist wirksam. Die Rohrleitung soll trotz weiterer Klagen von vier Anliegern voraussichtlich zur Jahreswende 2011/2012 in Betrieb gehen.