13 Pensionsrückstellungen

Für die Mitarbeiter des WACKER-Konzerns bestehen je nach den rechtlichen, wirtschaftlichen und steuerlichen Gegebenheiten des jeweiligen Landes unterschiedliche Systeme der Alterssicherung, die in der Regel auf Beschäftigungsdauer und Entgelt der Mitarbeiter basieren.

Bei der betrieblichen Altersversorgung wird zwischen beitrags- und leistungsorientierten Plänen unterschieden. Aus beitragsorientierten Plänen resultieren über die Entrichtung von Beiträgen an zweckgebundene Fonds hinaus keine weiteren Verpflichtungen für das Unternehmen. Bei den Konzerngesellschaften existieren sowohl beitragsorientierte als auch leistungsorientierte Pläne, die zum einen über Fonds/Pensionskasse der Wacker Chemie VVaG finanziert, zum anderen in Form von Direktzusagen rückstellungsfinanziert sind. Pensionsverpflichtungen ergeben sich aus leistungsorientierten Plänen in Form von Anwartschaften und laufenden Leistungen an berechtigte aktive und ehemalige Mitarbeiter des WACKER-Konzerns sowie deren Hinterbliebene.

Für Mitarbeiter der Wacker Chemie AG und anderen Konzerngesellschaften in Deutschland wird eine Grundversorgung über die rechtlich selbstständige Pensionskasse der Wacker Chemie VVaG gewährt. Diese wird aus Mitglieds- und Firmenbeiträgen finanziert. Für Mitarbeiter, die der Pensionskasse bis 2004 beigetreten sind, gilt in der Grundversorgung eine feste Leistungszusage. Die Rentenhöhe ist dabei unabhängig vom Alter bei Beitragszahlung und auch unabhängig von der erzielten Vermögensverzinsung. Für Mitarbeiter, die nach 2004 in die Unternehmen eingetreten sind, gilt ein neuer Tarif für die Grundversorgung. Den garantierten Leistungen liegt dort ein fester Zins zugrunde und die Leistungshöhe hängt vom Alter bei Beitragszahlung ab. Jährliche Überschussbeteiligungen können in diesem Tarif die zukünftige Leistung erhöhen.

Darüber hinaus besteht für Mitarbeiter in Deutschland die Möglichkeit, Teile des Entgelts in unmittelbare Versorgungszusagen umzuwandeln. Zusagen bis zum 31. Dezember 2000 werden mit dem m/n-tel Barwert (gemäß Projected Unit Credit Methode), Neuzusagen ab dem 01. Januar 2001 mit dem Barwert der erworbenen Anwartschaft bewertet.

In 2011 wurde die Umsetzung des Tarifvertrages Lebensarbeitszeit und Demografie beschlossen. Die Durchführung erfolgt in Form einer Einzahlung der Beträge als freiwillige Höherversicherung PK+ in die Pensionskasse der Wacker Chemie VVaG. Mit diesem zusätzlichen Rentenbaustein können die Mitarbeiter ihre betriebliche Altersversorgung erhöhen.

Auf Grund des ähnlichen Charakters werden auch Verpflichtungen für die medizinische Versorgung von Mitarbeitern nach deren Eintritt in den Ruhestand (USA) sowie für Austrittsentschädigungen unter den Pensionsrückstellungen ausgewiesen.

Die Verpflichtungen aus unmittelbaren Versorgungszusagen werden nach dem Anwartschaftsbarwertverfahren unter Berücksichtigung von erwarteten zukünftigen Entgelt- und Rentenanpassungen errechnet. Der Dienstzeitaufwand für die Versorgungsanwärter ergibt sich aus der planmäßigen Entwicklung der Anwartschaftsrückstellungen. Unterschiede zwischen den planmäßig ermittelten Pensionsverpflichtungen und dem Anwartschafts- bzw. Rentenbarwert am Jahresende werden als versicherungsmathematische Gewinne bzw. Verluste behandelt und, mit Ausnahme der Effekte aus veränderten Annahmen bei den Sterblichkeitswahrscheinlichkeiten, in den Folgeperioden auf die durchschnittliche Restdienstzeit der Anwärter verteilt, soweit sie zehn Prozent des höheren Betrags aus Marktwert des Planvermögens und Barwert des Verpflichtungsumfangs überschreiten. WACKER ist der Ansicht, dass bezogen auf die Sterblichkeitswahrscheinlichkeiten zukünftig mit einer regelmäßigen Erhöhung der Lebenserwartungen gerechnet werden muss. Eine Glättung des Periodenaufwands auf Grund von geänderten bzw. angepassten Sterbetafeln ist daher nicht sinnvoll. Abweichungen bei den übrigen Bewertungsparametern werden als versicherungsmathematische Verluste oder Gewinne nach der Korridormethode berücksichtigt. Ab dem 01.01.2013 wird WACKER die versicherungsmathematischen Gewinne und Verluste im sonstigen Ergebnis erfassen. Die Änderung führt zum 01.01.2013 zu einer Erhöhung der Pensionsrückstellungen um rund 680 Mio. € und zu einer Reduzierung des Konzerneigenkapitals um rund 490 Mio. €. Zukünftig wird die Erfassung der Veränderung der versicherungsmathematischen Gewinne und Verluste im sonstigen Ergebnis zu einer höheren Volatilität des Eigenkapitals führen.

Die Finanzierung der Verpflichtungen erfolgt nur zum Teil über Rückstellungen. Wesentliche Teile der Pensionsverpflichtungen des Konzerns sind durch extern investiertes Planvermögen – für die Wacker Chemie AG sowie die deutschen Konzerngesellschaften in Form der Pensionskasse der Wacker Chemie VVaG – finanziert.

Die Dotierungen der Pensionskasse der Wacker Chemie VVaG durch die inländischen Konzerngesellschaften werden in den Aufwand für Altersversorgung einbezogen. Die sich nach dem Anwartschaftsbarwertverfahren ergebende Pensionsverpflichtung wird in Höhe des Marktwerts eines vorhandenen Planvermögens sowie noch nicht berücksichtigter versicherungsmathematischer Verluste gekürzt bzw. um noch nicht berücksichtigte versicherungsmathematische Gewinne erhöht, soweit diese nicht Effekte aus Veränderungen bei den Sterblichkeitswahrscheinlichkeiten betreffen. Versicherungsmathematische Gewinne oder Verluste aus geänderten oder angepassten Sterbetafeln reduzieren bzw. erhöhen die ausgewiesene Pensionsverpflichtung.

Übersteigt das Fondsvermögen die Verpflichtung aus der Pensionszusage, wird grundsätzlich ein Aktivposten ausgewiesen. Die Aktivierung steht jedoch unter dem Vorbehalt, dass das bilanzierende Unternehmen auch einen wirtschaftlichen Nutzen aus diesen Vermögenswerten ziehen kann, z.B. in Form von Rückflüssen oder künftigen Beitragsermäßigungen („Asset Ceiling“ nach IAS 19.58 ff.).

Da sich die tatsächliche Beitragsfestsetzung der Pensionskasse der Wacker Chemie VVaG nach aufsichtsrechtlichen Gegebenheiten richtet, besteht kein Zugriff auf das übersteigende Fondsvermögen in Deutschland. Überschießende Beträge werden deshalb nicht aktiviert. Soweit das Fondsvermögen die Verpflichtung nicht deckt, wird die Nettoverpflichtung unter den Pensionsrückstellungen passiviert.

Die Pensionsverpflichtungen werden unter Berücksichtigung von unternehmensspezifischen biometrischen Rechnungsgrundlagen und unter Berücksichtigung von landesspezifischen Rechnungsgrundlagen und Parametern ermittelt. Den Berechnungen liegen versicherungsmathematische Gutachten zu Grunde, die folgende Parameter berücksichtigt haben:

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Parameter

 

 

 

 

 

 

 

 

 

%

 

Deutschland

 

USA

 

 

2012

 

2011

 

2012

 

2011

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Rechnungszins

 

3,5

 

4,5

 

4,0

 

4,5

Entgelttrend

 

3,0

 

3,0

 

3,0/3,5

 

3,0/3,5

Erwartete Verzinsung des Fondsvermögens

 

4,2

 

4,2

 

6,0

 

7,5

Die der Berechnung der Pensionsverpflichtung zu Grunde liegenden Diskontierungssätze und Gehaltssteigerungen wurden in Abhängigkeit von den entsprechenden ökonomischen Rahmenbedingungen nach einheitlichen Grundsätzen abgeleitet. Der Rechnungszins beruht auf einer Zinsstrukturkurve, die aus Renditen hochrangiger festverzinslicher und laufzeitäquivalenter Unternehmensanleihen des jeweiligen Landes abgeleitet wurde. Er berücksichtigt die WACKER-spezifischen, erwarteten zukünftigen Zahlungsströme der Verpflichtungen.

Die Annahmen über die erwarteten Erträge aus Planvermögen beruhen auf detaillierten Analysen von Finanzexperten und Versicherungsmathematikern. Berücksichtigt wurden sowohl die historischen tatsächlichen Renditen sowie die künftig zu erwartenden langfristigen Renditen. Die in den einzelnen Vermögensklassen der Fonds erzielten Verzinsungen können unterschiedlich sein; der gewählte Prozentsatz entspricht einem Durchschnittswert über alle Formen der Anlage.

Dem Anwartschaftsbarwert am Jahresende werden die in Fonds ausgegliederten Zweckvermögen zum Zeitwert gegenübergestellt (Finanzierungsstatus). Nach Abzug bzw. Hinzurechnung der noch nicht berücksichtigten versicherungsmathematischen Gewinne und Verluste ergeben sich die Pensionsrückstellungen bzw. Vermögenswerte aus der Überdeckung von Pensionsplänen.

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Mio. €

 

Deutschland 2012

 

Ausland
2012

 

Gesamt
2012

 

Gesamt
2011

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Veränderung des Anwartschaftsbarwerts

 

 

 

 

 

 

 

 

Anwartschaftsbarwert 01.01.

 

2.064,7

 

184,2

 

2.248,9

 

2.127,5

Laufender Dienstzeitaufwand

 

47,6

 

4,5

 

52,1

 

52,9

Nachzuverrechnender Dienstzeitaufwand

 

 

 

 

-0,5

Zinsaufwand

 

91,5

 

8,0

 

99,5

 

95,3

Beiträge durch die Berechtigten

 

9,3

 

0,2

 

9,5

 

9,5

Versicherungsmathematische Gewinne (–) und Verluste (+)

 

404,0

 

13,3

 

417,3

 

47,3

Pensionszahlungen

 

-64,1

 

-6,1

 

-70,2

 

-67,2

Währungsveränderungen

 

 

-3,6

 

-3,6

 

6,3

Sonstige Veränderungen

 

 

-15,4

 

-15,4

 

-22,2

Anwartschaftsbarwert 31.12.

 

2.553,0

 

185,1

 

2.738,1

 

2.248,9

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Veränderung des Fondsvermögens

 

 

 

 

 

 

 

 

Fondsvermögen zum Zeitwert 01.01.

 

1.300,3

 

121,9

 

1.422,2

 

1.377,3

Erträge des Fondsvermögens

 

86,1

 

11,9

 

98,0

 

53,6

Beiträge durch die Arbeitgeber

 

32,6

 

2,2

 

34,8

 

25,3

Beiträge durch die Berechtigten

 

9,3

 

0,2

 

9,5

 

9,5

Pensionszahlungen

 

-45,0

 

-5,3

 

-50,3

 

-48,6

Währungsveränderungen

 

 

-2,2

 

-2,2

 

3,8

Sonstige Veränderungen

 

 

-9,4

 

-9,4

 

1,3

Fondsvermögen zum Zeitwert 31.12.

 

1.383,3

 

119,3

 

1.502,6

 

1.422,2

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Finanzierungsstatus

 

1.169,7

 

65,8

 

1.235,5

 

826,7

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Noch nicht berücksichtigte versicherungsmathematische Gewinne/Verluste

 

-621,8

 

-55,6

 

-677,4

 

-311,8

Ähnliche Verpflichtungen

 

2,8

 

2,6

 

5,4

 

4,6

Nettoverpflichtung in der Bilanz

 

550,7

 

12,8

 

563,5

 

519,5

Davon Vermögenswerte aus überdeckten Pensionsplänen

 

 

5,8

 

5,8

 

7,6

Davon Pensionsrückstellungen

 

550,7

 

18,6

 

569,3

 

527,1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vom Anwartschaftsbarwert sind durch Rückstellungen finanziert

 

1.169,7

 

65,8

 

1.235,5

 

826,7

In 2011 davon Deutschland

 

 

 

 

 

 

 

764,4

In 2011 davon Ausland

 

 

 

 

 

 

 

62,3

Die Erhöhung der versicherungsmathematischen Gewinne und Verluste ist auf den auf 3,5 Prozent zurückgegangenen Rechnungszins zurückzuführen.

Im Geschäftsjahr 2012 wurde der Firmenbeitrag zur Pensionskasse von 250 auf 350 Prozent angehoben.

In den sonstigen Veränderungen ist im Wesentlichen der Abgang im Zusammenhang mit der Schließung eines Teils der Produktion bei der Siltronic Corporation in Portland enthalten.

Es wurden im Geschäftsjahr 2012 Pensionszahlungen für Pläne in Deutschland in Höhe von 64,1 Mio. € (Vorjahr 62,3 Mio. €) und für Pläne in den übrigen Ländern in Höhe von 6,1 Mio. € (Vorjahr 4,9 Mio. €) geleistet. Für das folgende Geschäftsjahr erwartet WACKER Zahlungen aus Pensionsplänen von rund 70,0 Mio. €. Beiträge zum Fondsvermögen durch den Arbeitgeber werden für 2013 in Höhe von rund 35,0 Mio. € erwartet.

Der Pensionsaufwand aus leistungsorientierten Pensionsplänen sowie die Summe aller Pensionsaufwendungen setzen sich wie folgt zusammen:

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Mio. €

 

2012

 

2011

 

 

 

 

 

Dienstzeitaufwand

 

-52,1

 

-52,9

Zinsaufwand

 

-99,5

 

-95,3

Erwartete Erträge des Fondsvermögens

 

61,5

 

68,6

Amortisation von versicherungsmathematischen Gewinnen und Verlusten

 

-9,9

 

-36,8

Plankürzungen und Abgeltungen

 

2,1

 

Tilgungsbetrag für rückwirkende Pensionsplanänderungen

 

 

-3,0

Sonstiges

 

-0,2

 

0,7

Pensionsaufwendungen aus leistungsorientierten Pensionsplänen

 

-98,1

 

-118,7

 

 

 

 

 

Pensionsaufwendungen aus beitragsorientierten Pensionsplänen

 

-3,7

 

-2,6

Übrige Pensionsaufwendungen

 

-9,0

 

-5,8

Pensionsaufwendungen

 

-110,8

 

-127,1

 

 

 

 

 

Beiträge zur gesetzlichen Altersversorgung

 

-63,8

 

-64,0

Altersversorgung

 

-174,6

 

-191,1

 

 

 

 

 

Davon im Personalaufwand (Funktionskosten) enthalten

 

-136,6

 

-164,5

Davon im übrigen Finanzergebnis enthalten

 

-38,0

 

-26,6

Aus Anpassung der Sterblichkeitsannahmen ergaben sich in 2011 versicherungsmathematische Verluste in Höhe von 29,9 Mio. €. Diese sind im Aufwand aus der Amortisation von versicherungsmathematischen Gewinnen und Verlusten enthalten.

Abweichungen zwischen den Verpflichtungen und dem Planvermögen auf Grund der Annahmen und der tatsächlichen Entwicklung:

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Mio. €

 

2012

 

2011

 

2010

 

2009

 

2008

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Anwartschaftsbarwert

 

2.738,1

 

2.248,9

 

2.127,5

 

1.863,6

 

1.568,9

Darin enthaltene erfahrungsbedingte Anpassungen

 

7,1

 

9,9

 

6,2

 

-1,9

 

-206,7

Fondsvermögen

 

1.502,6

 

1.422,2

 

1.377,3

 

1.292,1

 

1.201,5

Darin enthaltene erfahrungsbedingte Anpassungen

 

-26,0

 

-10,8

 

-1,8

 

-22,4

 

186,8

Finanzierungsstatus

 

1.235,5

 

826,7

 

750,2

 

571,5

 

367,4

Nachfolgende Tabelle zeigt die Zusammensetzung des Planvermögens auf:

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Zusammensetzung des Fondsvermögens

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

%

 

2012

 

2011

 

 

Gesamt

 

Davon
Dritte

 

Davon
Konzern1

 

Gesamt

 

Davon
Dritte

 

Davon
Konzern

1

Hier werden jene Teile ausgewiesen, welche von Konzerngesellschaften genutzt werden.

2

Die Pensionskasse der Wacker Chemie VVaG hat mit einer Kapitalanlagegesellschaft eine durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) anerkannte Vereinbarung geschlossen, wonach Kursschwankungen des Aktienbestandes abgesichert werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Immobilien

 

15,2

 

10,1

 

5,1

 

16,1

 

10,7

 

5,4

Darlehen/Renten

 

60,8

 

60,8

 

 

59,1

 

59,1

 

Aktien/Fonds2

 

20,5

 

20,5

 

 

21,9

 

21,9

 

Liquidität

 

3,5

 

3,5

 

 

2,9

 

2,9

 

Insgesamt

 

100,0

 

94,9

 

5,1

 

100,0

 

94,6

 

5,4