Arbeitssicherheit

Hohe Sicherheitsstandards für alle Werke, egal ob in Deutschland, den USA oder China, sind für WACKER selbstverständlich. Eher ungewöhnlich ist, dass die chinesischen Standorte in verschiedenen Punkten ein Vorbild sind, von dem auch die deutschen Mitarbeiter einiges lernen können.

„Beim Thema Sicherheit können wir im Unternehmen alle viel voneinander lernen.“

Der Besuch aus China hat einige Vorschläge. Wäre es nicht gut, wenn alle Helme einen Kinnriemen hätten? Sollten die Fußwege nicht besser markiert sein? Und die Verkehrsdichte am Standort. Kim Hu spricht alles an, was ihm auffällt, und Stefan Henn, Konzernkoordinator für Sicherheitsthemen, hört gut zu. Der Besuch seines Kollegen Kim im WACKER-Stammwerk in Burghausen ist Teil eines „Cross Site Audits“: Mit gegenseitigen Werkbegehungen sollen die Standorte künftig besser voneinander lernen. Lernen von den Chinesen? Heißt es nicht immer, in China seien Unfälle an der Tagesordnung und ein Menschenleben gelte nicht viel? Kim Hu, verantwortlich für die Sicherheit bei WACKER Greater China, und Stefan Henn müssen schmunzeln, wenn sie so etwas hören. „In unseren Werken in Deutschland sind einige Dinge zum Teil nicht so streng geregelt wie in China“, sagt Stefan Henn. „In China konnten wir beim Aufbau unserer Standorte den neuen Mitarbeitern und Führungskräften durch gute Schulungen von Anfang an das richtige Verhalten und die notwendigen Sicherheitsregeln vermitteln.“

Eine makellose Unfallstatistik

Die Statistiker setzen Unfälle, die Krankheitstage nach sich ziehen, ins Verhältnis zu einer Million Arbeitsstunden. Das Ergebnis ist ein wichtiger Wert in der Chemiebranche. 2010 lag dieser Wert für WACKER Greater China bei null. 0,0. Unschlagbar. 2012 lag er bei 0,6. Damit spielt WACKER Greater China beim Thema Sicherheit in der weltweiten Spitzengruppe mit. Stefan Henn war selbst drei Jahre lang für WACKER in China. Er kennt daher die Gründe für die vorbildliche Sicherheitsarbeit, die dort geleistet wird. Als Henn im Jahr 2006 nach Zhangjiagang kam, lief die Produktion im neuen Werk gerade an. Hunderte von Mitarbeitern nahmen nach und nach ihre Arbeit auf. „Das waren hauptsächlich Leute unter 30, sehr jung, sehr dynamisch, aber mit weniger Erfahrung im Chemiebereich“, erinnert sich Henn.

Modernste Technik zum Schutz der Mitarbeiter und Anlagen.

Modernste Technik zum Schutz der
Mitarbeiter und Anlagen.

Also wurde ein intensives Schulungsprogramm entwickelt, das alle Mitarbeiter in den ersten Monaten absolvieren. In drei Etappen befassen sie sich mit den Anforderungen am Standort, in der jeweiligen Produktionsanlage und am eigenen Arbeitsplatz. Henn war begeistert davon, wie schnell er seine Sicherheitsvorstellungen umsetzen konnte. „Wenn Sie in gewachsenen Standorten neue Regeln durchsetzen wollen, kann es lange dauern, bis Sie den Großteil der Belegschaft erreicht haben. In Zhangjiagang haben sich die meisten unserer 400 Mitarbeiter von Anfang an so verhalten, wie wir das erwarten“, sagt Stefan Henn.

Lernen von der Konkurrenz

Das Werk in Zhangjiagang, etwa zwei Autostunden von Shanghai entfernt, funktioniert auch deshalb so gut, weil es die Sicherheitsexpertise zweier Konkurrenten vereint. WACKER hat die Anlagen für Ausgangsstoffe zur Herstellung von Siliconen gemeinsam mit dem US-Konzern Dow Corning gebaut. Das Gemeinschaftsunternehmen produziert Siloxan und pyrogene Kieselsäure. Trotzdem sind von der Werkfeuerwehr bis zu den zentralen Sicherheitsregeln viele gemeinsame Sicherheitsfragen zu klären. Für Stefan Henn war das eine Riesenchance: „Wir haben die besten Sicherheitskonzepte beider Partner kombiniert und so zugeschnitten, dass sie im chinesischen Tagesgeschäft gut umsetzbar sind.“ Außerdem sorgt das chinesische Sicherheitsteam mit kreativen Anreizen dafür, dass die Mitarbeiter Tag für Tag die Sicherheit am Arbeitsplatz im Bewusstsein haben.

Boni für mehr Sicherheit

Eine dieser Ideen, auf die Kim Hu besonders stolz ist, ist das Meldesystem. „Wir haben ein spezielles Budget, mit dem wir Leute belohnen, die Sicherheitsmängel und Beinahe-Unfälle melden“, erzählt er. 10.000 Euro werden jedes Jahr an besonders sicherheitsbewusste Mitarbeiter verteilt. Der Anreiz funktioniert: Mehr als 200 Berichte gehen jedes Jahr ein. Sie geben wichtige Hinweise auf Schwachstellen, zum Beispiel unzureichende Absperrungen oder unvorsichtige Gabelstaplerfahrer. Die Mitarbeiter in China profitieren aber auch, wenn nichts passiert. Ihr Bonus steigt, wenn die Sicherheitsziele von WACKER Greater China erreicht werden. Ob der jährliche Leistungszuschlag gezahlt wird, hängt unter anderem davon ab, ob die Unfallzahlen im grünen Bereich sind.

Manager sollen Sicherheit vorleben

Weil Sicherheit eine Managementaufgabe ist, gibt es für die Führungskräfte von WACKER Greater China einen zusätzlichen Anreiz. Teamleiter müssen in ihren jährlichen Zielvereinbarungen persönliche Sicherheitsziele angeben. Das Management soll Sicherheit vorleben. Einmal im Jahr steht aus Sicherheitsgründen sogar die Produktion still. „Wir möchten, dass alle Kollegen sich mit den Anforderungen bei Umweltschutz, Gesundheit und Sicherheit auskennen“, sagt Kim Hu. Deswegen veranstaltet er jedes Jahr einen „Safety Day“. In den Werken Zhangjiagang, Nanjing und Wuxi werden dafür einen Nachmittag lang die Anlagen abgeschaltet. Letztes Jahr trafen sich die Mitarbeiter in der Werkkantine zu einem Sicherheitswettbewerb.

Die Sicherheit auf hohem Niveau halten

Die chinesischen WACKER-Standorte setzen auf einheitliche, gut kontrollierbare Regeln. Zum Beispiel bei der Arbeitsfreigabe. „Ein Maler, der auf eine Leiter steigt, braucht in Zhangjiagang eine Arbeitsfreigabe“, erklärt Stefan Henn. In Deutschland verlasse man sich auf die Fachausbildung des Malers.

Stefan Henn ist Konzernkoordinator für Sicherheitsthemen und leitet die Sicherheitsabteilung am Standort Burghausen.

Stefan Henn
ist Konzernkoordinator für Sicherheits-
themen und leitet die Sicherheits-
abteilung am Standort Burghausen.

Die chinesische Mentalität kommt einem Sicherheitsexperten hier entgegen. Regeln werden in China eingehalten und im Vergleich zu Deutschland weniger intensiv hinterfragt. Das zeige sich zum Beispiel beim Tragen von Schutzbrillen. „Als Sicherheitsfachkraft sehen Sie an einem neuen Standort in einer halben Stunde, wie es mit der Sicherheitskultur aussieht“, erzählt Stefan Henn. Schon der Fahrstil der Radfahrer oder die Verwendung des Handlaufs gäben erste Hinweise. Und auch wenn manche das für übertrieben halten, findet Henn es absolut notwendig, den Handlauf der Treppe auch zu benutzen. „Das zeigt, dass ich das Thema ernst nehme und Verantwortung für meine eigene Sicherheit übernehme.“

Den Austausch intensivieren

„Wir müssen lernen, noch mehr von uns gegenseitig zu lernen“, sagt Stefan Henn. Bei verschiedenen Sicherheitsthemen sind nämlich auch die Standorte in Deutschland Vorreiter, beispielsweise bei der Anlagensicherheit und der Reaktionssicherheit. Und in gleicher Weise haben auch andere WACKER-Standorte in Amerika, Europa oder Asien besonders vorbildliche Prozesse. „Dadurch, dass wir uns hier intensiver austauschen, können wir unser Unternehmen künftig noch sicherer machen.“

Arbeitsunfälle

4,7

Arbeitsunfälle mit Ausfalltagen verzeichnete der WACKER-Konzern im Jahr 2012 pro einer Million Arbeitsstunden.

0,6

Arbeitsunfälle mit Ausfalltagen verzeichnete WACKER Greater China im Jahr 2012 pro einer Million Arbeitsstunden.

LKW(Symbol)

5.797

LKW mit Gefahrgut wurden bei WACKER am Standort Burghausen im Jahr 2012 überprüft.

Helm(Symbol)

200

Berichte über mögliche Sicherheitsgefahren haben die chinesischen Mitarbeiter 2012 im Rahmen eines Incentive-Programms abgegeben, das die Sicherheitskultur weiter verbessern soll.

Sicherheitsschulungen

850

Führungskräfte von WACKER Deutschland nahmen im Jahr 2012 an Safety-Plus-Schulungen teil.

181

Mitarbeiter von WACKER Deutschland absolvierten im Jahr 2012 Schulungen für Gefahrguttransporte.

43

Online-Schulungen bietet WACKER Deutschland zu Themen der Arbeitssicherheit an, zum Beispiel zu Verhaltensregeln im Werk oder Schutzmaßnahmen gegen Explosionen.

 
Kim Hu, Leiter Sicherheit, Gesundheit und Umweltschutz WACKER Greater China (Foto)

Kim Hu
Leiter Sicherheit, Gesundheit und Umweltschutz WACKER Greater China

Unsere Aufgaben
  • 1.Gesundheit der Mitarbeiter schützen
  • 2.Anlagen sicher betreiben
  • 3.Unfälle und Schadensereignisse verhindern