Dr. Peter-Alexander Wacker
Vorsitzender des Aufsichtsrats
der Wacker Chemie AG
für WACKER war das Jahr 2012 geprägt von einem gut gehenden Chemiegeschäft und nach wie vor schwierigen Bedingungen auf dem Photovoltaikmarkt. Obwohl wir so viel Polysilicium wie nie zuvor abgesetzt haben, konnten wir den deutlichen Preisrückgang dort nicht durch höhere Mengen auffangen. Als stabil und ertragssicher haben sich die drei Chemiebereiche von WACKER gezeigt.
Zyklische Auf- und Abwärtsbewegungen werden uns auch in Zukunft begleiten. WACKER hat den großen Vorteil, mit über 3.200 verschiedenen Produkten fast alle wichtigen Industriebranchen und Märkte zu bedienen. Wir sind nicht von einem spezifischen Produkt oder Markt abhängig. Probleme in einzelnen Märkten können wir ausgleichen. Die Kombination und das unterschiedliche Risikoprofil unserer Geschäfte sind eine Stärke von WACKER. Reine Solarunternehmen haben diese beispielsweise nicht. Unser Portfolio ermöglicht es, langfristig angelegte Strategien auch bei schwierigerem Fahrwasser umzusetzen. Ein Beleg dafür sind unsere hohen Investitionen im Jahr 2012 und in der Vergangenheit. Mit 1,1 Milliarden Euro haben wir im abgelaufenen Geschäftsjahr mehr investiert als jemals zuvor in der Geschichte des Unternehmens. Wir sind vom weiteren Wachstum der Photovoltaik als dauerhaft unverzichtbarem Energieträger überzeugt. WACKER hat genug Substanz und Solidität, um von dieser Entwicklung und anderen Zukunftstrends zu profitieren.
Die Stärke von WACKER beruht aber noch auf einem anderen Pfeiler: unserer Technologie- und Innovationskraft. Neue Anwendungen bei den Kunden und ständige Prozessinnovationen sind für uns wichtige Hebel für profitables Wachstum.
WACKER hat kein Problem, sich dem internationalen Wettbewerb zu stellen, wenn wir Rahmenbedingungen vorfinden, die uns nicht unangemessen in unserer unternehmerischen Handlungsfähigkeit beeinträchtigen. Das Anti-Dumping-Verfahren der Europäischen Union gegen chinesische Solarunternehmen und die Antwort des chinesischen Wirtschaftsministeriums, mit einem Anti-Dumping-Verfahren gegen Polysiliciumhersteller vorzugehen, sind Entwicklungen, die allen schaden. Politische und regulatorische Eingriffe tauchen immer dann auf, wenn Industrien durch intensiven Wettbewerb gefährdet sind oder gerettet werden sollen. Die Erfahrungen aus der Vergangenheit haben gezeigt, dass das nur vorübergehend hilft. Am Ende sind Innovationen und Kosten entscheidend für den Unternehmenserfolg. Aus diesem Grund tritt WACKER mit Nachdruck für einen freien Handel ohne Beschränkungen ein. Als Kosten- und Qualitätsführer haben wir frühzeitig die Weichen gestellt, um ein führender Polysiliciumhersteller zu bleiben.
Ein wesentlicher Garant für die langfristige Weiterentwicklung von WACKER sind unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie verfügen über ein hohes Fachwissen und ein ausgeprägtes Engagement, gepaart mit einer tiefen Identifikation mit dem Unternehmen. Für das, was sie im Geschäftsjahr 2012 geleistet haben, dankt ihnen der Aufsichtsrat der Wacker Chemie AG.
Kontinuierlicher Dialog mit dem Vorstand
Für WACKER ist gute Unternehmensführung und -kontrolle damit verbunden, dass Vorstand und Aufsichtsrat vertrauensvoll im Unternehmensinteresse zusammenarbeiten. Der Aufsichtsrat hat die ihm nach Gesetz, Satzung und Geschäftsordnung obliegenden Aufgaben im Geschäftsjahr 2012 mit großer Sorgfalt wahrgenommen. Der Aufsichtsrat war in alle Entscheidungen, die von grundlegender Bedeutung für das Unternehmen waren, frühzeitig eingebunden.
Dazu hat uns der Vorstand regelmäßig, sowohl schriftlich als auch mündlich, zeitnah und umfassend über die Unternehmensplanung, die strategische Weiterentwicklung, das operative Geschäft und die Lage der Wacker Chemie AG sowie des Konzerns einschließlich der Risikolage informiert. Auch außerhalb der turnusgemäß festgelegten Aufsichtsratssitzungen stand der Aufsichtsratsvorsitzende in engem Kontakt mit dem Vorstand, insbesondere mit dessen Vorsitzendem, und wurde über die aktuelle Entwicklung, die Geschäftslage und die wesentlichen Geschäftsvorfälle informiert. Abweichungen des Geschäftsverlaufs von den Plänen und Zielen wurden im Einzelnen erläutert.
Zu den Berichten und Beschlussvorschlägen des Vorstands hat der Aufsichtsrat, soweit dies nach den gesetzlichen und satzungsmäßigen Bestimmungen erforderlich war, nach gründlicher Prüfung und Beratung sein Votum abgegeben.
Unser besonderes Augenmerk galt im Berichtsjahr den Investitionsprojekten, der aktuellen Ertragssituation einschließlich der Risikolage und des Risikomanagements sowie der Liquiditäts- und Finanzlage des Unternehmens.
Im Geschäftsjahr 2012 ist der Aufsichtsrat zu vier turnusmäßigen Sitzungen zusammengetreten, zwei im ersten und zwei im zweiten Halbjahr. Zwischen den Sitzungen hat uns der Vorstand unverzüglich in schriftlichen Berichten ausführlich über die Projekte und Vorhaben informiert, die für die Gesellschaft von besonderer Bedeutung waren. Für das Unternehmen wichtige Geschäftsvorgänge hat der Aufsichtsrat auf Basis der Berichte des Vorstands in den Ausschüssen und im Plenum ausführlich erörtert. Die Sitzungen des Plenums wurden von den Vertretern der Anteilseigner und der Mitarbeiter jeweils in getrennten Sitzungen vorbereitet. Kein Mitglied des Aufsichtsrats hat während seiner Amtszeit an weniger als der Hälfte der Sitzungen im Berichtszeitraum teilgenommen.
Schwerpunkte der Beratungen im Aufsichtsrat
Gegenstand der regelmäßigen Themen im Plenum waren die Umsatz-, Ergebnis- und Beschäftigungsentwicklung des Konzerns und seiner Segmente. In allen Sitzungen hat der Aufsichtsrat die Geschäftsführung des Vorstands auf der Grundlage der von ihm erstatteten Berichte geprüft und die strategischen Entwicklungsmöglichkeiten sowie Themenschwerpunkte mit dem Vorstand erörtert. Zusätzliche Prüfungsmaßnahmen, wie die Einsichtnahme in Unterlagen der Gesellschaft und die Beauftragung besonderer Sachverständiger, waren nicht notwendig.
Themenschwerpunkte, mit denen sich der Aufsichtsrat befasst hat, waren
- Bestellung eines neuen Vorstandsmitglieds
- die Anti-Dumping-Verfahren gegen die Solarindustrie in den USA, der EU und China, ihre Auswirkungen auf WACKER und unsere Handlungsmöglichkeiten
- das Marktpreisniveau von Polysilicium, die Nachfrageschwankungen in diesem Bereich und die daraus folgenden Auswirkungen für WACKER
- ein neuer Zeitplan für den Bau der Polysiliciumproduktion am Standort Charleston im US-Bundesstaat Tennessee
- die Finanzierung des Gemeinschaftsunternehmens mit Samsung in Singapur
- die Refinanzierung des Siloxan Joint Venture mit Dow Corning in Zhangjiagang
- die Finanzierung der Ethylen-Pipeline Süd zur Versorgung des bayerischen Chemiedreiecks
- Investitionen in der Halbleiterbranche
- die Entwicklung des Aktienkurses
- die Sicherung der Konzernfinanzierung
Die Planung des WACKER-Konzerns für das Geschäftsjahr 2013 hat der Aufsichtsrat in seiner Sitzung am 06. Dezember 2012 behandelt. In dieser Sitzung befasste sich der Aufsichtsrat auch mit der Mittelfristplanung 2013 – 2017 des Unternehmens. Ebenfalls erörtert und verabschiedet wurde das Investitionsbudget für das Jahr 2013.
Arbeit der Ausschüsse
Die Arbeit des Aufsichtsrats wird unterstützt durch die von ihm eingerichteten Ausschüsse. Der Aufsichtsrat von WACKER hat drei Ausschüsse gebildet: den Prüfungsausschuss, den Präsidialausschuss und den Vermittlungsausschuss gemäß § 27 Abs. 3 MitbestG. Mit Ausnahme des Prüfungsausschusses, dem das Aufsichtsratsmitglied Dr. Bernd W. Voss vorsteht, führt der Aufsichtsratsvorsitzende in den Ausschüssen den Vorsitz.
Der Prüfungsausschuss kam im abgelaufenen Geschäftsjahr viermal zusammen. Er befasste sich schwerpunktmäßig mit der Prüfung des Jahres- und Konzernabschlusses für das Geschäftsjahr 2011, der Prüfung des Konzernzwischenabschlusses zum Halbjahr, der Durchsprache der Quartalsabschlüsse des Konzerns sowie mit Fragen des Risikomanagements, der Compliance und der Revision. Außerdem hat der Prüfungsausschuss den Prüfungsauftrag (einschließlich der Prüfungsschwerpunkte) an den Abschlussprüfer erteilt und dem Plenum einen Vorschlag zur Wahl des Abschlussprüfers für das Geschäftsjahr 2012 unterbreitet.
Der Präsidialausschuss tagte im Geschäftsjahr 2012 zweimal. In seinen Sitzungen beschäftigte er sich mit den Personalangelegenheiten des Vorstands (Bezüge, Besetzung Vorstand, Anstellungsverträge).
Der Vermittlungsausschuss musste im abgelaufenen Geschäftsjahr nicht einberufen werden.
Der Aufsichtsrat wurde regelmäßig über die Arbeit der Ausschüsse informiert.
Corporate Governance
Der Aufsichtsrat hat sich auch im abgelaufenen Geschäftsjahr wieder mit den Corporate Governance Standards auseinandergesetzt. Die Umsetzung des Kodex haben wir im Aufsichtsrat in der Sitzung vom 06. Dezember 2012 diskutiert und die gemeinsam mit dem Vorstand abzugebende jährliche Entsprechenserklärung nach § 161 AktG verabschiedet. Sie ist den Aktionären auf der Website des Unternehmens zugänglich.
Über die Corporate Governance bei WACKER berichtet der Vorstand zugleich auch für den Aufsichtsrat gemäß Ziffer 3.10 des Deutschen Corporate Governance Kodex im Corporate Governance Bericht. Weitere Informationen zu Corporate Governance
In seiner Sitzung im Dezember 2012 hat der Aufsichtsrat ebenfalls die Effizienz seiner Tätigkeit erörtert und dabei festgestellt, dass der Aufsichtsrat − auch auf Grund der regelmäßigen Vorgespräche zu den Aufsichtsratssitzungen − effizient arbeitet.
Jahres- und Konzernabschlussprüfung
Die KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, München, hat den vom Vorstand aufgestellten Jahresabschluss der Wacker Chemie AG für das Geschäftsjahr 2012, den Konzernabschluss sowie den zusammengefassten Lagebericht (Bilanzstichtag 31. Dezember 2012) einschließlich der Buchhaltung geprüft.
Den Prüfauftrag hatte der Prüfungsausschuss des Aufsichtsrats entsprechend dem Beschluss der Hauptversammlung vom 16. Mai 2012 vergeben. Der Abschlussprüfer erteilte einen uneingeschränkten Bestätigungsvermerk.
Der Abschlussprüfer hat auch das Risikomanagementsystem nach § 91 AktG geprüft. Die Prüfung ergab, dass das Risikomanagementsystem den gesetzlichen Anforderungen entspricht. Bestandsgefährdende Risiken wurden nicht identifiziert. Die Abschlussunterlagen einschließlich der Prüfungsberichte des Abschlussprüfers, der zusammengefasste Lagebericht sowie der Vorschlag des Vorstands zur Gewinnverwendung lagen jedem Aufsichtsratsmitglied rechtzeitig vor.
Der Prüfungsausschuss hat in seiner Sitzung vom 25. Februar 2013 die oben genannten Abschlüsse und Berichte sowie die Prüfungsberichte des Jahresabschluss- und Konzernabschlussprüfers im Gespräch mit diesem eingehend diskutiert, geprüft und darüber dem Gesamtaufsichtsrat berichtet. Der Gesamtaufsichtsrat hat in seiner Sitzung vom 07. März 2013 in Kenntnis und unter Berücksichtigung des Berichts des Prüfungsausschusses sowie der Prüfungsberichte des Abschlussprüfers die betreffenden Abschlussunterlagen intensiv geprüft und diskutiert. Die Abschlussprüfer nahmen an den Beratungen beider Gremien teil. Sie berichteten über die wesentlichen Ergebnisse der Prüfung und standen dem Prüfungsausschuss und dem Gesamtaufsichtsrat für Fragen und ergänzende Auskünfte zur Verfügung.
Nach dem abschließenden Ergebnis unserer eigenen Prüfung erheben wir keine Einwendungen gegen den Jahresabschluss der Wacker Chemie AG, den Konzernabschluss und den zusammengefassten Lagebericht sowie die Prüfungsberichte des Abschlussprüfers.
Wir billigen daher den vom Vorstand aufgestellten Jahresabschluss der Wacker Chemie AG sowie den Konzernabschluss zum 31. Dezember 2012. Der Jahresabschluss der Wacker Chemie AG ist damit festgestellt. Dem Vorschlag des Vorstands für die Verwendung des Bilanzgewinns schließen wir uns an.
Veränderungen in Aufsichtsrat und Vorstand
Im Geschäftsjahr 2012 gab es personelle Veränderungen im Vorstand: Dr. Wilhelm Sittenthaler, Mitglied des Vorstands und Arbeitsdirektor der Wacker Chemie AG, dessen Vorstandsvertrag turnusgemäß Ende April 2013 ausgelaufen wäre, hat den Aufsichtsrat darüber informiert, dass er nach über 30 Jahren im Unternehmen aus persönlichen Gründen für eine weitere Amtsperiode nicht zur Verfügung stehe, und darum gebeten, ihn zum Ende des Jahres 2012 von seinen Aufgaben zu entbinden. In seiner Sitzung am 06. Dezember 2012 hat der Aufsichtsrat diesem Wunsch entsprochen. Herr Dr. Ohler wurde mit Wirkung zum 01. Januar 2013 neu in den Vorstand berufen und zum Arbeitsdirektor ernannt. Sein Vertrag hat eine Laufzeit von drei Jahren. Herr Dr. Ohler war zuvor Mitglied des Vorstands und Arbeitsdirektor der WACKER-Tochter Siltronic AG.
Im Aufsichtsrat legte der Vertreter der leitenden Angestellten, Dr. Konrad Bachhuber, sein Aufsichtsratsmandat zum 31. Dezember 2011 nieder. Als gewähltes Ersatzmitglied folgte ihm mit Wirkung zum 01. Januar 2012 Konrad Kammergruber nach.
München, 07. März 2013
Der Aufsichtsrat
Dr. Peter-Alexander Wacker
Vorsitzender des Aufsichtsrats der Wacker Chemie AG