nach dem Krisenjahr 2009 hat sich die gesamte Chemieindustrie im abgelaufenen Jahr so dynamisch gezeigt wie kaum zuvor. Ohne zu übertreiben, kann ich von einem hervorragenden Chemiejahr 2010 sprechen. Das gilt uneingeschränkt auch für WACKER. Sowohl beim Umsatz als auch beim operativen Ergebnis konnten wir neue Höchstmarken erzielen.
Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben einen großen Anteil daran, dass WACKER die schwerste Krise der Weltwirtschaft seit Jahrzehnten sehr gut überstanden und die erfolgreiche Entwicklung der vergangenen Jahre fortgesetzt hat. Für diese hervorragende Leistung möchte ich allen unseren Mitarbeitern im Namen des gesamten Vorstands ausdrücklich danken.
Bestes Jahr in der Unternehmensgeschichte
Dass sich die Weltwirtschaft so schnell und vor allem mit dieser Dynamik erholen wird, war zu Beginn des Jahres nicht unbedingt vorherzusehen. Die Erholung begann im Jahr 2009 zunächst auf sehr niedrigem Niveau bei anhaltender Unterauslastung der Produktionskapazitäten. Im Verlauf des ersten Quartals 2010 zog dann die Nachfrage sprunghaft an und blieb bis zum Ende des Jahres hoch. Sogar der sonst übliche saisonale Rückgang im Sommer blieb diesmal aus.
Das Ergebnis dieser Entwicklung spiegelt sich in unseren Zahlen wider. Der Umsatz stieg um 28 Prozent auf 4,75 Milliarden Euro. Das EBITDA hat sich mit 1,19 Milliarden Euro nahezu verdoppelt. Und im Jahresergebnis hat WACKER mit rund 500 Millionen Euro eine Nachsteuerrendite von über zehn Prozent erreicht. WACKER konnte damit das bisher beste operative Ergebnis in der Unternehmensgeschichte erzielen. Alle Geschäftsbereiche haben zu diesem Erfolg beigetragen.
Keine Frage, die weltweite wirtschaftliche Erholung über alle Branchen hinweg hat einen maßgeblichen Anteil an diesem Erfolg. Ohne das hohe Wachstum der Weltwirtschaft wäre es nicht möglich gewesen, so schnell das Rekordjahr 2008 zu übertreffen. Genauso wichtig für den Erfolg war aber auch, dass wir in der Abschwungphase unsere Kostenstrukturen verbessert und die Effizienz der Prozesse erhöht haben.
Trotz des Nachfrageeinbruchs im Jahr 2009 haben wir keinen wesentlichen Personal- und Kapazitätsabbau eingeleitet. Da, wo es nötig war, haben wir das Instrument der Kurzarbeit genutzt, um unsere hochqualifizierten Mitarbeiter nicht zu verlieren. Das hat sich beim schnellen Hochfahren der Produktionskapazitäten im Jahr 2010 mehr als ausgezahlt. Im Nachhinein können wir feststellen, dass wir in der Krise vieles richtig gemacht haben.
Finanzlage von WACKER hat sich nochmals verbessert
Schon immer hat WACKER sehr viel Wert auf eine solide Finanzlage gelegt und darauf geachtet, dass das Unternehmen über eine gute Eigenkapitalausstattung und genügend Liquidität verfügt sowie die Verschuldung möglichst gering hält. Diese Vorgaben haben wir im Jahr 2010 bestens erfüllt. Die nach wie vor hohen Investitionen konnten wir vollständig aus dem operativen Netto-Cashflow finanzieren. Durch den hohen Zufluss an Liquidität aus dem operativen Geschäft übersteigen die liquiden Mittel die Verbindlichkeiten um rund 260 Millionen Euro. Und die Eigenkapitalquote ist auf 44,5 Prozent gestiegen.
Der operative Erfolg und die hohe Finanzkraft versetzen WACKER in die Lage, die Dividende gegenüber dem Vorjahr deutlich anzuheben. Aufsichtsrat und Vorstand schlagen der Hauptversammlung im Mai 2011 vor, für das abgelaufene Geschäftsjahr eine Dividende in Höhe von 3,20 Euro auszuschütten. Das entspricht einer Ausschüttungsquote von 32,4 Prozent bezogen auf das den Aktionären der Wacker Chemie AG zurechenbare Jahresergebnis und liegt damit über der Mindestausschüttungsquote von 25 Prozent.
Rückwärtsintegration bei Siliciummetall gelungen
Für die mittel- und langfristige Entwicklung von WACKER haben wir einige Themen abgeschlossen, die uns deutlich voranbringen werden. Dazu zählt die Rückwärtsintegration beim Siliciummetall, unserem wichtigsten Rohstoff. Die rund 65 Millionen Euro für den Erwerb des Siliciummetallwerkes im norwegischen Holla sind gut angelegt. Es macht uns ein Stück unabhängiger von den Preisschwankungen an den Rohstoffmärkten und erhöht unsere Versorgungssicherheit. Etwa 50.000 Tonnen Siliciummetall können wir dort gewinnen – ein Drittel unseres Jahresbedarfs ist damit gedeckt.
Mit der Inbetriebnahme der Siloxanproduktion am weltweit größten integrierten Siliconstandort im chinesischen Zhangjiagang gemeinsam mit unserem Partner Dow Corning haben wir unser wichtigstes Investitionsprojekt im Zukunftsmarkt China abgeschlossen. Auch wenn die Investitions- und Anlaufkosten höher ausgefallen sind als ursprünglich geplant, sind wir jetzt in der Lage, unsere Kunden aus China heraus bedienen und das Geschäft mit Siliconprodukten ausbauen zu können.
Neues Werk in Tennessee – größte Einzelinvestition in der
Geschichte von WACKER
Im Dezember haben wir entschieden, einen neuen Produktionsstandort im US-Bundesstaat Tennessee aufzubauen. Die mit rund 1,1 Milliarden Euro größte Einzelinvestition, die WACKER jemals in Angriff genommen hat, eröffnet uns neue Chancen. Mit dem Bau der ersten Polysiliciumproduktion außerhalb Deutschlands begleiten wir das weitere Wachstum der Photovoltaikindustrie und sichern damit unsere Position als einer der führenden Anbieter von polykristallinem Polysilicium. Durch den Aufbau der Produktion haben wir auch die Möglichkeit, Währungsschwankungen zwischen dem US-Dollar und dem Euro besser ausgleichen zu können.
WACKER will weiter wachsen
Der Kern unserer Strategie liegt im weiteren Wachstum aus eigener Kraft. Das zeigt sich besonders in unseren Investitionen. WACKER investiert im Geschäftsjahr 2011 mehr als 20 Prozent vom Umsatz in seine Zukunft. Mit den abgeschlossenen und begonnenen Investitionsprojekten schaffen wir es, uns dieses Wachstumspotenzial zu erschließen. Wie gut WACKER positioniert ist, lässt sich daran ablesen, dass trotz dieser hohen Investitionen unsere Finanzlage äußerst solide ist.
WACKER geht mit Zuversicht in das Jahr 2011. Die ersten Wochen haben gezeigt, dass sich die positive wirtschaftliche Entwicklung fortsetzt. Das ist für den weiteren Geschäftsverlauf im Jahr 2011 eine gute Botschaft. Die Kehrseite dieses robusten Aufschwungs sehen wir im Anstieg der Energie- und Rohstoffkosten. Hier stehen wir vor der nicht ganz einfachen Aufgabe, diesen Kostenschub kompensieren zu müssen. Dennoch sind wir zuversichtlich, dass wir im Geschäftsjahr 2011 unseren Umsatz steigern und ein sehr gutes operatives Ergebnis erzielen können.
Besonders positiv für die folgenden Geschäftsjahre ist die Tatsache, dass wir unsere Liefermengen aus der Polysiliciumproduktion bis 2014 weitgehend unter Vertrag haben. Das heißt auch: Wir haben bereits Mengen aus unserer im Bau befindlichen Anlage in Tennessee verkauft, die Ende 2013 ihren Betrieb aufnehmen soll.
Auch in den anderen Geschäftsbereichen will WACKER weiter wachsen. Im Geschäftsbereich WACKER SILICONES ist es unser Ziel, das Geschäft besonders in den aufstrebenden Märkten Brasiliens, Chinas und Indiens auszubauen. Den Fokus auf diese Märkte hat auch der Geschäftsbereich WACKER POLYMERS, der hier seine Marktführerschaft mit intelligenten Produkten für die Bauindustrie festigen will. Bei den Dispersionen werden wir neue umweltfreundliche Produkte auf den Markt bringen. Im Geschäftsbereich WACKER BIOSOLUTIONS liegt unser Schwerpunkt darauf, im Food- und Life Science-Bereich weiter profitabel zu wachsen. Bei der Siltronic geht es vor allem darum, die eingeleiteten Effizienz- und Produktivitätsmaßnahmen mit aller Konsequenz fortzusetzen, die Kostenstrukturen noch variabler zu gestalten und die Präsenz bei den Kunden im 300 mm Waferbereich weiter zu verbessern.
Auf Konzernebene bleibt es unsere ständige Aufgabe, über das Programm „Wacker Operating System“ die Produktivität in allen Bereichen unseres Unternehmens zu verbessern. Anwendungsbezogene Produktentwicklungen werden wir noch stärker forcieren, weil sie die Grundlage für den Umsatz von morgen sind. Die lokale Nähe zum Kunden ist ein Erfolgsrezept von WACKER. In den wachstumsstarken Regionen wollen wir unsere Präsenz ausweiten. Je näher wir bei unseren Kunden sind, je besser wir sie verstehen, desto genauer wissen wir, was sie wollen. Dieses Prinzip verfolgen wir in all unserem Tun, immer darauf ausgerichtet, Mehrwert für unsere Kunden zu schaffen.
Für die vertrauensvolle und verlässliche Zusammenarbeit, die unsere Kunden und Lieferanten über alle Grenzen und Länder hinweg dem Unternehmen WACKER entgegengebracht haben, möchte ich mich auch im Namen meiner Vorstandskollegen herzlich bedanken. Unseren Aktionären gilt mein Dank für Ihr Vertrauen in das Unternehmen und den offenen Dialog, den wir mit Ihnen geführt haben.
Begleiten Sie uns weiter auf unserem Weg.
München, im März 2011
Dr. Rudolf Staudigl
Vorsitzender des Vorstands der Wacker Chemie AG