Branchenspezifische Rahmenbedingungen

Mit unseren Produkten bedienen wir eine Vielzahl von Branchen. Die wichtigsten Abnehmerbranchen sind die Halbleiter-, die Solar-, die Chemie-, die Bau- sowie die Energie- und Elektronikindustrie.

Markt für Halbleiter hat sich deutlich erholt

Der Markt für Halbleiter hat sich im Jahr 2010 positiv entwickelt. Getrieben wurde dies in erster Linie durch steigende Absätze von Computern und Mobiltelefonen. Davon hat die WACKER-Tochter Siltronic als einer der drei größten Hersteller von Siliciumwafern profitieren können und erzielte wieder ein positives EBITDA. Umsatz und EBITDA lagen deutlich über dem Vorjahr. Die internationale Branchenvereinigung SEMI beziffert das Absatzplus auf 39 Prozent. Das Marktforschungsinstitut Gartner beziffert die Nachfrage nach Siliciumwafern auf rund 62.700 Mio. cm2. Das ist ein Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr von 39,6 Prozent. Die Nachfrage nach allen Waferdurchmessern ist gestiegen, auch wenn es bei den einzelnen Wafergrößen Unterschiede gab. Vor allem die kleinen und mittleren Scheiben legten erheblich zu. Bei den 300 mm Wafern stieg der Absatz ebenfalls deutlich, aber nicht ganz so stark wie bei den kleineren Durchmessern. Ein ähnliches Bild zeigte sich auch bei den Preisen. Während die Preise für kleine und mittlere Durchmesser vor allem in der zweiten Jahreshälfte anzogen, blieben die Preise für 300 mm Wafer unter den Erwartungen. Das spiegelte sich auch in der Geschäftsentwicklung der Siltronic wider.

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Neu installierte PV-Leistungen 2009 und 2010

 

 

 

 

 

 

 

 

Neu installierte
PV-Leistung (MW)

 

CAGR1
09-10

 

 

2010

 

2009

 

%

 

Quellen: European Photovoltaic Industry Association (EPIA), Global Market Outlook for Photovoltaics
until 2014, May 2010

1

CAGR: Compound annual growth rate (durchschnittliche jährliche Wachstumsrate)

 

 

 

 

 

 

 

Deutschland

 

7.000

 

3.806

 

84

Italien

 

1.500

 

711

 

111

Spanien

 

650

 

69

 

842

Übriges Europa

 

2.365

 

1.019

 

132

USA

 

1.000

 

477

 

110

Japan

 

1.200

 

484

 

148

Asien

 

900

 

190

 

374

Übrige Welt

 

900

 

447

 

101

Gesamt

 

15.515

 

7.203

 

115


 
 

Deutschland weltweit wichtigster Photovoltaikmarkt

Der Photovoltaikmarkt ist im Jahr 2010 kräftig gewachsen. Nach Angaben der EPIA (European Photovoltaic Industry Association) wurden weltweit mehr als 15,5 Gigawatt (GW) installiert. Der wichtigste Markt für Photovoltaikanlagen war nach wie vor Deutschland, wo fast 50 Prozent der Jahreskapazität installiert wurden. Zügige Genehmigungs- und Finanzierungsverfahren und ein gutes Vertriebs- und Installationsnetz begünstigen dieses Wachstum. Besonders im ersten Halbjahr war die Nachfrage nach Photovoltaikanlagen in Deutschland sehr hoch, da am 1. Juli 2010 die Tarife für die Einspeisevergütungen um 16 Prozent gekürzt wurden. Als Kosten- und Qualitätsführer bei der Herstellung von kristallinem Polysilicium, dem wichtigsten Rohstoff für Photovoltaikanlagen, konnte WACKER von diesem Wachstum erneut profitieren. Die gesamten Produktionsmengen konnten am Markt verkauft werden. Die Produktionsleistung hat sich von 18.100 Tonnen im Vorjahr auf 30.500 Tonnen im Jahr 2010 erhöht. Die starke Nachfrage nach kristallinem Polysilicium hat dazu geführt, dass wir mit den meisten unserer Kunden neue Mehrjahresverträge mit Vorauszahlungen abschließen konnten und sich die Preise am Spotmarkt etwas erhöht haben.

Chemieindustrie wächst im Jahr 2010 rasant

Die globale Chemieproduktion hat im Jahr 2010 fast wieder das Vorkrisenniveau erreicht. Besonders im ersten Halbjahr 2010 sind die Produktion, Preise und der Umsatz stark gestiegen. Die Dynamik hat sich im zweiten Halbjahr abgeschwächt. Der Geschäftsverlauf unserer Chemiebereiche über das Jahr 2010 bestätigt diese Entwicklung. Besonders der Geschäftsbereich WACKER SILICONES wuchs überdurchschnittlich und erreichte einen neuen Rekordumsatz. Die Nachfrage stieg dabei über alle Branchen hinweg, die wir mit unseren Produkten bedienen. Nach Schätzungen des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) produzierte die chemisch-pharmazeutische Industrie weltweit rund 8,5 Prozent mehr als im Jahr 2009. Die Auslastung der Anlagen deutscher Chemieunternehmen lag bei 85 Prozent nach 77 Prozent im Jahr 2009. Die Produktion legte um elf Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. Nach Schätzungen des VCI erhöhte sich der Umsatz um rund 17,5 Prozent auf 170,6 Mrd. €.

Bauindustrie bleibt im Jahr 2010 schwach

Keine Erholung gab es für die weltweite Bauindustrie. Nach Berechnungen des Marktforschungsinstituts Global Insight blieb sie sogar noch leicht unter dem Vorjahresniveau von 5,4 Billionen US-$. Der größte Sektor, der Wohnungsbau, büßte gegenüber dem Vorjahr nochmals 24,5 Prozent ein. Bei den Gewerbeimmobilien betrug das Minus 11,7 Prozent. Der Bereich Infrastrukturprojekte verzeichnete dagegen ein leichtes Plus. Regional kam es nur in Asien zu einem Anstieg der Bauinvestitionen. In den USA und Europa gingen die Bauaktivitäten erneut zurück.

Weltweite Bauindustrie nach Regionen 2010 Weltweite Bauindustrie nach Regionen 2010 (Tortendiagramm)

Quelle: Global Insight (Sep. 2010)

Für den Geschäftsbereich WACKER POLYMERS verlief das Geschäft in den einzelnen Regionen unterschiedlich. In den USA verzeichnete der Geschäftsbereich einen Absatzrückgang. In fast allen anderen Ländern, vor allem aber in Indien und China, konnten wir zulegen. Überraschenderweise stiegen auch die Umsätze in Westeuropa und besonders in Deutschland. Bei den Anwendungen erzielten wir im Segment Fliesenkleber nach einem starken Einbruch im Vorjahr wieder ein positives Wachstum. Noch stärker profitierte WACKER aber von Anwendungen im Bereich energieeffizientes und nachhaltiges Bauen. Hier erhöhten wir unseren Absatz mit Produkten im Bereich des Vollwärmeschutzes und der Renovierung von Bestandsbauten.

Im Geschäftsbereich WACKER SILICONES, der ebenfalls Produkte für die Bauindustrie herstellt, verzeichneten wir in den Bereichen Imprägnierung, Isolation und Betonschutz prozentual zweistellige Zuwachsraten. Regional kam das Wachstum vor allem aus Asien, insbesondere aus Südkorea.

Elektro- und Elektronikindustrie kehrt zum Wachstum zurück

Der weltweite Markt der Elektro- und Elektronikindustrie mit einem Volumen von 2,5 Billionen € ist nach dem Umsatzrückgang im Jahr 2009 wieder gewachsen. Der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) schätzt den Zuwachs für 2010 auf weltweit sechs Prozent. Das Wachstum kam vor allem aus den Schwellenländern (zehn Prozent), während die Industrienationen nur einen Anstieg von einem Prozent verzeichnen konnten. Die drei Geschäftsbereiche von WACKER, die Kunden aus der Elektro- und Elektronikindustrie bedienen, konnten von dem Wachstum profitieren. Die Siltronic verzeichnete einen deutlichen Umsatzanstieg gegenüber dem Vorjahr. Der Geschäftsbereich WACKER POLYSILICON hat 15 Prozent seiner Polysiliciumkapazitäten im Jahr 2010 an die Elektronikindustrie verkauft.

Der Geschäftsbereich WACKER SILICONES, der in verschiedene Branchen seine Produkte verkauft, konnte seinen Umsatz ebenfalls erhöhen. Allein der Markt für Automobilelektronik legte im Vergleich zum Vorjahr um 18 Prozent auf 147 Mrd. US-$ zu. WACKER SILICONES steigerte seinen Umsatz in der Automobilelektronik um mehr als 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Hohe Zuwachsraten von mehr als 35 Prozent erzielte der Geschäftsbereich auch bei Siliconharzen im Bereich Elektroniederspannung und bei Siliconelastomeren im Bereich Mittel- und Hochspannungsisolatoren.

Gesamtaussage zu den Rahmenbedingungen

Die Weltwirtschaft hat sich schneller und kräftiger erholt als erwartet. Vor allem in der ersten Jahreshälfte kam es zu einem deutlichen Wachstumsschub, der sich in den letzten sechs Monaten des Jahres abgeschwächt hat. WACKER hat von diesem Wachstum in allen Geschäftsbereichen profitiert. Besonders stark zulegen konnten die Siltronic, die durch die Halbleiterkrise besonders betroffen war, sowie die Geschäftsbereiche WACKER POLYSILICON und WACKER SILICONES. Der Geschäftsbereich WACKER POLYSILICON konnte sein Wachstum durch eine deutlich höhere Produktionsleistung erfolgreich fortsetzen. Durch die starke Nachfrage kam es außerdem zu einem leichten Preisanstieg für kristallines Polysilicium. Der Geschäftsbereich WACKER SILICONES profitierte von sehr hohen Auftragseingängen über alle Branchen und Produkte hinweg und erreichte beim Umsatz und EBITDA neue Rekordwerte. Erhöht haben sich auch der Umsatz und das EBITDA im Geschäftsbereich WACKER POLYMERS. Höhere Rohstoffpreise bei gleichbleibenden Verkaufspreisen für Dispersionen und Dispersionspulver haben das EBITDA allerdings negativ beeinflusst.

In allen Absatzregionen konnte WACKER seinen Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr prozentual zweistellig steigern. Die größten Zuwächse für unser Geschäft kamen aus Asien, insbesondere China. Der Anteil Asiens am Gesamtumsatz des WACKER-Konzerns ist weiter gestiegen und liegt bei 36 Prozent. Weitere Informationen unter Regionenbericht