Sehr geehrte Damen und Herren Aktionäre,

zu Beginn des Geschäftsjahres 2010 war noch nicht klar, wie die wirtschaftliche Entwicklung über das Jahr hinweg verlaufen würde. Nachdem in den ersten zwei Monaten noch eine gewisse Unsicherheit auf den Märkten herrschte, setzte eine sprunghafte und kräftige Erholung der Weltwirtschaft ein, die uns in ihrer Dynamik überrascht hat. Im Rückblick betrachtet hat es sich ausgezahlt, dass WACKER in der Wirtschaftskrise mit Augenmaß und Besonnenheit gehandelt hat. Die Maßnahmen, die WACKER ergriffen hat, um die Krise zu bewältigen, sind ohne nennenswerten Kapazitäts- und Personalabbau ausgekommen. Im Aufschwung haben wir davon profitiert, weil wir sehr schnell unsere Produktionsleistung hochfahren konnten. Die starke Erholung der Weltwirtschaft und das reibungslose Umschalten hin zur Auslastung der Kapazitäten haben dazu geführt, dass WACKER das erfolgreichste Geschäftsjahr in der Unternehmensgeschichte eingefahren hat.

Einen großen Anteil an diesem Erfolg haben vor allem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ihre hohe Leistungsfähigkeit, ihr exzellentes Know-how und ihr ausgeprägtes Engagement sind ein wesentlicher Erfolgsgarant. Für das, was sie im Geschäftsjahr 2010 geleistet haben, dankt ihnen der Aufsichtsrat der Wacker Chemie AG in besonderer Weise.

Wichtig dabei ist, dass WACKER die nach wie vor hohen Investitionen aus dem eigenen operativen Netto-Cashflow bezahlt hat. Darüber hinaus ist das Unternehmen in der komfortablen Situation, dass es bei den Nettofinanzverbindlichkeiten einen Überschuss von 264,0 Millionen Euro ausweist und die Eigenkapitalquote gestiegen ist. All das unterstreicht die Finanzkraft des Unternehmens.

Bereits im Jahr 2009 hat der Aufsichtsrat zugestimmt, ein Grundstück im US-Bundesstaat Tennessee zu erwerben, um den Aufbau eines integrierten Polysiliciumstandorts in Amerika zu ermöglichen. Mit der Genehmigung, dieses Projekt umzusetzen, eröffnen sich für WACKER neue Perspektiven, den amerikanischen Markt zu bearbeiten. Amerika ist nach wie vor einer der größten Chemie- und Industriemärkte der Welt. Mit dem Aufbau eines integrierten Polysiliciumstandorts stoßen wir die Tür auf, dort später einen integrierten Verbundstandort zu etablieren. Mit der Produktion in Amerika lassen sich zudem Währungsschwankungen zwischen dem US-Dollar und dem Euro besser austarieren.

Mit diesem Investitionsprojekt schließt sich für WACKER der Kreis. Nachdem wir in den vergangenen Jahren vor allem im Wachstumsmarkt China eigene Produktionskapazitäten errichtet haben, erweitern wir jetzt die Wertschöpfungskette in Amerika und vollenden damit unsere Strategie, in den wichtigsten Regionen der Welt eigene integrierte Produktionsstandorte zu besitzen.

Kontinuierlicher Dialog mit dem Vorstand

Für WACKER ist gute Unternehmensführung und -kontrolle damit verbunden, dass Vorstand und Aufsichtsrat vertrauensvoll im Unternehmensinteresse zusammenarbeiten. Der Aufsichtsrat hat die ihm nach Gesetz, Satzung und Geschäftsordnung obliegenden Aufgaben im Geschäftsjahr 2010 mit großer Sorgfalt wahrgenommen. Der Aufsichtsrat war in alle Entscheidungen frühzeitig eingebunden, die von grundlegender Bedeutung für das Unternehmen waren.

Dazu hat uns der Vorstand regelmäßig, sowohl schriftlich als auch mündlich, zeitnah und umfassend über die Unternehmensplanung, die strategische Weiterentwicklung, das operative Geschäft und die Lage der Wacker Chemie AG sowie des Konzerns einschließlich der Risikolage informiert. Auf Grund der zu Beginn des Jahres noch nicht eindeutig erkennbaren Entwicklung der Weltwirtschaft haben wir gemeinsam mit dem Vorstand die Unternehmenslage sehr genau und detailliert beobachtet. Auch außerhalb der turnusgemäß festgelegten Aufsichtsratssitzungen stand der Aufsichtsratsvorsitzende in engem Kontakt mit dem Vorstand, insbesondere mit dessen Vorsitzendem, und wurde über die aktuelle Entwicklung und Geschäftslage und die wesentlichen Geschäftsvorfälle informiert. Abweichungen des Geschäftsverlaufs von den Plänen und Zielen wurden im Einzelnen erläutert.

Zu den Berichten und Beschlussvorschlägen des Vorstands hat der Aufsichtsrat, soweit dies nach den gesetzlichen und satzungsmäßigen Bestimmungen erforderlich war, nach gründlicher Prüfung und Beratung sein Votum abgegeben.

Unser besonderes Augenmerk galt im Berichtsjahr den Investitionsprojekten, der aktuellen Ertragssituation einschließlich der Risikolage und des Risikomanagements sowie der Liquiditäts- und Finanzlage des Unternehmens.

Im Geschäftsjahr 2010 ist der Aufsichtsrat zu vier turnusmäßigen Sitzungen zusammengetreten, zwei im ersten und zwei im zweiten Halbjahr. Zwischen den Sitzungen hat uns der Vorstand unverzüglich in schriftlichen Berichten ausführlich über die Projekte und Vorhaben informiert, die für die Gesellschaft von besonderer Bedeutung waren. Für das Unternehmen wichtige Geschäftsvorgänge hat der Aufsichtsrat auf Basis der Berichte des Vorstands in den Ausschüssen und im Plenum ausführlich erörtert. Die Sitzungen des Plenums wurden von den Vertretern der Anteilseigner und der Mitarbeiter jeweils in getrennten Sitzungen vorbereitet. Kein Mitglied des Aufsichtsrats hat während seiner Amtszeit an weniger als der Hälfte der Sitzungen im Berichtszeitraum teilgenommen.

Schwerpunkte der Beratungen im Aufsichtsrat

Gegenstand der regelmäßigen Themen im Plenum waren die Umsatz-, Ergebnis- und Beschäftigungsentwicklung des Konzerns und seiner Segmente. In allen Sitzungen hat der Aufsichtsrat die Geschäftsführung des Vorstands auf der Grundlage der von ihm erstatteten Berichte geprüft und die strategischen Entwicklungsmöglichkeiten sowie Themenschwerpunkte mit dem Vorstand erörtert. Zusätzliche Prüfungsmaßnahmen wie die Einsichtnahme in Unterlagen der Gesellschaft und die Beauftragung besonderer Sachverständiger waren nicht notwendig.

Themenschwerpunkte, mit denen sich der Aufsichtsrat befasst hat, waren

  • die Investitionsentscheidung für eine neue Polysiliciumanlage im US-Bundesstaat Tennessee
  • der Erwerb der Siliciummetallproduktion im norwegischen Holla von der
    FESIL Group sowie der Kauf der Marke Lucky-Silicone von Henkel
  • die Umstrukturierungen in der Siltronic AG
  • der Ausbau der 300 mm Waferkapazitäten im Gemeinschaftsunternehmen Siltronic Samsung Wafer in Singapur
  • der Ausbau der Produktionskapazitäten in Burghausen, Nünchritz
    und Zhangjiagang
  • das neue Vergütungssystem für den Vorstand der Wacker Chemie AG

Die Planung des WACKER-Konzerns für das Geschäftsjahr 2011 hat der Aufsichtsrat in seiner Sitzung am 9. Dezember 2010 behandelt. In dieser Sitzung befasste sich der Aufsichtsrat auch mit der mittelfristigen Unternehmensplanung bis zum Jahr 2014. Ebenfalls erörtert und verabschiedet wurde das Investitionsbudget für das Jahr 2011.

Arbeit der Ausschüsse

Die Arbeit des Aufsichtsrats wird unterstützt durch die von ihm eingerichteten Ausschüsse. Der Aufsichtsrat von WACKER hat drei Ausschüsse gebildet, den Prüfungsausschuss, den Präsidialausschuss und den Vermittlungsausschuss gemäß § 27 Abs. 3 MitbestG. Mit Ausnahme des Prüfungsausschusses, dem das Aufsichtsratmitglied Dr. Bernd W. Voss vorsteht, führt der Aufsichtsratsvorsitzende in den Ausschüssen den Vorsitz.

Der Prüfungsausschuss kam im abgelaufenen Geschäftsjahr viermal zusammen. Er befasste sich schwerpunktmäßig mit der Prüfung des Jahres- und Konzernabschlusses für das Geschäftsjahr 2009, der Prüfung des Konzernzwischenabschlusses zum Halbjahr, der Durchsprache der Quartalsabschlüsse des Konzerns sowie mit Fragen des Risikomanagements und der Compliance. Außerdem hat der Prüfungsausschuss den Prüfungsauftrag an den Abschlussprüfer erteilt und dem Plenum einen Vorschlag zur Wahl des Abschlussprüfers für das Geschäftsjahr 2010 unterbreitet.

Der Präsidialausschuss tagte im Geschäftsjahr 2010 einmal. In seiner Sitzung beschäftigte er sich mit den Personalangelegenheiten des Vorstands.

Der Vermittlungsausschuss musste im abgelaufenen Geschäftsjahr nicht einberufen werden.

Der Aufsichtsrat wurde regelmäßig über die Arbeit der Ausschüsse informiert.

Corporate Governance

Der Aufsichtsrat hat sich im abgelaufenen Geschäftsjahr mit den Corporate Governance Standards intensiv auseinandergesetzt. Die Umsetzung des Kodex haben wir im Aufsichtsrat in der Sitzung am 9. Dezember 2010 diskutiert und uns mit den jüngsten Kodexänderungen ausführlich befasst. In dieser Sitzung haben der Aufsichtsrat und der Vorstand die gemeinsam abzugebende jährliche Entsprechenserklärung nach § 161 AktG verabschiedet. Sie ist den Aktionären auf der Website des Unternehmens zugänglich.

Über die Corporate Governance bei Wacker berichtet der Vorstand zugleich auch für den Aufsichtsrat gemäß Ziffer 3.10 des Deutschen Corporate Governance Kodex im Corporate Governance Bericht. Weitere Informationen zu Corporate Governance 

In seiner Sitzung im Dezember 2010 hat der Aufsichtsrat ebenfalls die Effizienz seiner Tätigkeit erörtert und ist dabei zu einem positiven Ergebnis gekommen.

Jahres- und Konzernabschlussprüfung

Die KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, München, hat den vom Vorstand aufgestellten Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2010 (Bilanzstichtag 31. Dezember 2010), den Lagebericht der Wacker Chemie AG sowie den Konzernabschluss und den Konzernlagebericht (Bilanzstichtag 31. Dezember 2010) einschließlich der Buchhaltung geprüft.

Den Prüfauftrag hatte der Prüfungsausschuss des Aufsichtsrats entsprechend dem Beschluss der Hauptversammlung vom 21. Mai 2010 vergeben. Der Abschlussprüfer erteilte einen uneingeschränkten Bestätigungsvermerk.

Der Abschlussprüfer hat auch das Risikomanagementsystem nach § 91 AktG geprüft. Die Prüfung ergab, dass das Risikomanagementsystem den gesetzlichen Anforderungen entspricht. Bestandsgefährdende Risiken wurden nicht identifiziert. Die Abschlussunterlagen einschließlich der Prüfungsberichte des Abschlussprüfers, die Lageberichte sowie der Vorschlag des Vorstands zur Gewinnverwendung lagen jedem Aufsichtsratsmitglied rechtzeitig vor.

Der Prüfungsausschuss hat in seiner Sitzung vom 25. Februar 2011 die oben genannten Abschlüsse und Berichte sowie die Prüfungsberichte des Jahresabschluss- und Konzernabschlussprüfers im Gespräch mit diesem eingehend diskutiert, geprüft und darüber dem Gesamtaufsichtsrat berichtet. Der Gesamtaufsichtsrat hat in seiner Sitzung vom 10. März 2011 in Kenntnis und unter Berücksichtigung des Berichts des Prüfungsausschusses sowie der Prüfungsberichte des Abschlussprüfers die betreffenden Abschlussunterlagen intensiv geprüft und diskutiert. Die Abschlussprüfer nahmen an den Beratungen beider Gremien jeweils teil. Sie berichteten über die wesentlichen Ergebnisse der Prüfung und standen dem Prüfungsausschuss und dem Gesamtaufsichtsrat für Fragen und ergänzende Auskünfte zur Verfügung.

Nach dem abschließenden Ergebnis unserer eigenen Prüfung erheben wir keine Einwendungen gegen den Jahresabschluss und den Lagebericht der Wacker Chemie AG, den Konzernabschluss und den Konzernlagebericht sowie den Prüfungsbericht des Abschlussprüfers.

Wir schließen uns daher dem Ergebnis der Prüfung durch den Abschlussprüfer an und billigen den vom Vorstand aufgestellten Jahresabschluss der Wacker Chemie AG sowie den Konzernabschluss zum 31. Dezember 2010. Der Jahresabschluss der Wacker Chemie AG ist damit festgestellt. Dem Vorschlag des Vorstands für die Verwendung des Bilanzgewinns schließen wir uns an.

Veränderungen im Aufsichtsrat und Vorstand

Im Geschäftsjahr 2010 gab es keine personellen Veränderungen im Vorstand und im Aufsichtsrat. Nachdem die Bestellung von Dr. Joachim Rauhut, der bereits seit Mai 2001 der Geschäftsführung bzw. dem Vorstand der Wacker Chemie AG angehört, in der Aufsichtsratssitzung am 10. Dezember 2009 um fünf weitere Jahre bis zum Jahr 2015 erfolgt ist, wurde der zugrunde liegende Dienstvertrag am 1. Juli 2010 abgeschlossen.

In der Aufsichtsratssitzung vom 22. September 2010 ist die Ressortverteilung des Vorstands angepasst worden.

München, 10. März 2011
Der Aufsichtsrat

Dr. Peter-Alexander Wacker
Vorsitzender des Aufsichtsrats der Wacker Chemie AG